nen Geschichten hervor. Dazwischen bringt die Autorin auch Schmunzelepisoden wie jene von der selbstgebastelten Bußpraxis oder der Begeg nung mit der Mafia. Kurz: Bunt gemischt, wie eben im Leben. Eingestreute besinnliche Verse lockern das Gefüge auf und Bilder aus vergange ner Zeit lassen die Beschreibung früherer Zu stände leichter verstehen. Der Leser wird mit dem Band an Entbehrungen sowie an heute unvorstell bare Not und Unterdrückung erinnert; es wird aber auch aufgezeigt, daß das Dasein trotzdem auch lebenswert war. Lois Günterseders Erinnerungen über Pöstlingberg und Pöstlingbergbahn geben die Zeit von den späteren zwanziger Jahren bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wieder, eine Zeit, die von Arbeitslosigkeit und Not, vom Ständestaat, Bür gerkrieg und Anschluß, von Krieg und der nach folgenden Besatzungszeit geprägt war. Der Autor versteht es, in natürlich-liebenswürdiger und hu morvoller Weise, persönliche Erlebnisse aus die ser Zeit - seiner Jugend - zu schildern, und zwar so anschaulich, daß der etwa gleichaltrige Leser sich gleichsam in seine eigene Jugend zurückver setzt fühlen kann, selbst wenn er nicht im Weich bild des Linzer Wahrzeichens aufgewachsen sein sollte. Die zwischendurch eingestreuten Bemer kungen zu der zum Teil tragischen Geschichte die ser Jahre lassen die persönlichen Erinnerungen zu einem Zeitdokument werden. Wer dann noch die alten Lichtbilder eingehend betrachtet, vermag sich so richtig an die früheren Jahre erinnern, und vielleicht tauchen dann eigene Erlebnisse aus der Vergessenheit auf. Herbert Bezdek Franz Endler; Johann Strauß. Um die Welt im Dreivierteltakt. Wien: Amalthea, 1998. 398 Seiten mit zahlreichen Foto reproduktionen. ISBN 3-85002-418-0 Franz Endler: Immer nur lächeln ... Franz Lehär. Sein Leben - sein Werk. Heyne-Sachbuch Nr. 19/596. München: Wilhelm Heyne Vertag GmbH, 1998. 331 Seiten mit zahlreichen Foto reproduktionen. ISBN 3-453-13886-4 Franz Endler, ein wegen seines kenntnisrei chen, profunden Urteils allseits geschätzter und mit dem gegenwärtigen Kultur- und Musikleben Wiens bestens vertrauter Musikkritiker, hat in ei nigen Büchern auch das des 19. Jahrhunderts uns nahegebracht. Auch die beiden vorliegenden Bü cher sind ohne diesen Hintergrund nicht denkbar. In den Sommermonaten verlagerten die Urlaubs gäste zumindest den unterhaltsamen Teil des Wie ner Kulturlebens nach Ischl, das schon in seinen Anfängen als Kurort von der kaiserlichen Familie entdeckt und in dessen Folge zum sommerlichen Treffpunkt der Majestäten, Fürsten, Diplomaten, das Geldadels, Künstler und illustrer Gäste ge worden ist. Nicht nur das Theater und sein auser lesenes Publikum, sondern auch Landschaft und Atmosphäre des Kurortes zogen viele Künstler an, die bald entdeckten, wie inspirierend Ischl war. Wer besonderen Gefallen an Ischl fand, machte sich durch den Erwerb eines Hauses für längere Zeit seßhaft. Hier wurde nicht nur ein halbes Jahr hundert lang „Weltgeschichte gemacht", sondern auch Musikgeschichte. Beide, Johann Strauß Sohn und Franz Lehär, sind aus dem Musikleben Wiens nicht wegzuden ken, hatten aber auch, wie viele andere Komponi sten, eine enge Bindung zu Ischl. Johann Strauß, seit 1892 in den Sommermonaten in Ischl, konnte seine eigene Villa nicht lange genießen. Für Franz Lehär, ab 1903 in Ischl, wo er „die besten Einfälle" hatte und 24 Operetten schrieb, wurde seine Villa zu einem wichtigen Lebensmittelpunkt. Angesichts so prominenter und populärer Komponisten wie Strauß und Lehär und der zahl reichen Biographien und Würdigungen stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit solcher Buch produktionen. Populäre, teils schwärmerische und legendenhafte Würdigungen und „nette" An ekdoten über beide Komponisten sind Legion; ge rade das bedurfte dringend einer Filterung, einer Überprüfung auf Authentizität, weil auch gutge meinte Verzeichnungen im nachhinein mehr scha den als nützen. Da neuaufgefundene Dokumente ein klareres und realistischeres Bild ermöglichen, sind Gedenkjahre dafür ein willkommener Anlaß. Denn beide Komponisten haben ihren Platz in der Musikgeschichte: mit Strauß endete das Schaffen von Walzer und Walzeroperette, mit Lehär die Ära der silbernen Operette. Der Autor zeichnet ein realistisches und fa cettenreiches Bild des damaligen Kulturlebens (Tanzmusik, Unterhaltungsmusik, Militärmusik, Operette), der Sozialgeschichte und des gesell schaftlichen Umfelds, das diese Persönlichkeiten schon von Kindheit an prägte, in beachtenswerter Bandbreite und Weitblick. Dabei, wenn er in ei nem lebensnahen, plaudernden Erzählstil
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