OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

Franz Schubert und Karoline EberstaUer Zu Steyr hatte Franz Schubert eine ganz besondere Beziehung, und er ver kehrte bei vielen einflußreichen Familien dieser Stadt anläßlich seiner Besuche in den Jahren 1819 bis 1827. Seit alter Zeit wurde in Steyr, vornehmlich in den Krei sen der wohlhabenden Familien, gute Musik gepflegt. Dies führte auch dazu, daß durch den Hofopernsänger Johann Michael Vogl (einen gebürtigen Steyrer aus dem Hause Haratzmüllerstraße Nr. 32) der Liederfürst mit diesem Perso nenkreis in Verbindung kam. Es waren dies die Familien Dr. Albert Schellmann, Josef von Koller, Ritter von Dornfeld und der Vizefaktor der Eisengewerk schaft Sylvester von Paumgarten, bei de nen er weilte und viel musizierte. Seinem größten Gönner und Mäzen Sylvester von Paumgarten widmete Franz Schu bert sein wundervolles Forellenquintett, op. 144. Am Hause Stadtplatz 16 erin nert eine weitere Gedenktafel - ein Werk Viktor Tilgners - an Schuberts Aufent halte. Im Haus Stadtplatz Nr. 34 wohnte damals der bekannte Arzt Dr. Kruglugner. Seine Ziehtochter war Karoline EberstaUer. Sie, ein überaus hübsches Mädchen, lernte hier Franz Schubert kennen. Sie spielten gemeinsam Klavier. Schubert soll ihr das Lied „Die Erschei nung" gewidmet haben. Karoline EberstaUer wurde am 2. März 1812 in Steyr geboren. Durch ihr Klavierspiel und Sprachentalent, ihren Liebreiz und die Stellung ihres Ziehva ters standen ihr schon in der Jugend die Tore zu den vornehmen Kreisen Steyrs .nriy. offen. Die Fürstin Friederike Lamberg, mit der sie oft Klavier spielte, ermög lichte ihr auch Reisen ins Ausland. Ihre letzten Jahre verbrachte sie in Zurückgezogenheit, jedoch in geistiger Frische in Steyr, Bindergasse 7. Karoline EberstaUer verstarb am 25. März 1902 neunzigjährig in Steyr. Einst zierte eine Gedenktafel das Haus Bindergasse 7 als „Wohn- und Sterbe haus von Karoline EberstaUer - Schu berts letzter Freundin". Diese Tafel ist lei der verschwunden. 1927 anläßlich ihres 25. Todestages wurde ihre Gedenkstätte am Steyrer Friedhof von der Liedertafel „Kränzchen" und vom Gesangsverein „Sängerlust" mit einem schmiedeeisernen Kreuz aus der Werkstatt des Schlossermeisters Schartinger mit einer Inschrift von Prof. Hans Gerstmayr geziert. Die beiden Ge sangsvereine brachten dabei das Sanktus aus Schuberts „Deutscher Messe" zum Vortrag. Dr. Spängier, Ehrenvor stand des „Kränzchens", hielt eine Erinnerungsansprache zu Ehren der To ten. Der Magistrat Steyr übernahm die ständige Pflege des Grabes. Leopoldine Grundner

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2