OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

Schiffsladung als glücklich gerettet ge meldet wurde, widmete er einen Teil sei nes Vermögens für den Unterhalt von 27 Waisenknaben und je 27 armen Bürge rinnen und Bürgern der Stadt. Kohl schildert auch eine Begeben heit, die den Charakter Pruners in einem besonderen Licht zeigt; „Seine Handels verbindungen gingen außerordentlich weit und er hatte selbst in Triest ein Comptoir. Da er aber in Linz geblieben war und von da aus arbeitsam an den Fä den gesponnen hatte, die sein Haus mit der ganzen Handelswelt in Verbindung brachten, so kannte er seine Triester Leute nicht weiter als aus der lange mit ihnen geführten Correspondenz. Er nahm sich jedoch einmal vor, sie persön lich kennenzulernen, reiste nach Triest, kam als unbekannter Fremdling auf sein dortiges Comptoir und forderte die Eincassierung einiger auf dieses sein eigenes Comptoir trassierten Wechsel. Da er sah, wie prompt diese Eincassierung ausge führt wurde, und wie ordentlich über haupt alle Manipulationen von seinen Angestellten gemacht wurden, so gab er sich zu erkennen und veranstaltete ihnen ein glänzendes Gastmahl." Wie bescheiden damals auch begü terte Bürger in Linz gelebt haben, illu striert Kohl mit der Schilderung des Hauses Nr. 36, das heute noch die ur sprüngliche Gliederung aufweist: Der erste Stock ragt ein wenig vor, die Fen ster sind barock verziert. Der schmale Hof gewinnt durch Renaissancebogen eine anmuHge Note. Weniger anmutig war es im Innern des Hauses. Kohl schreibt: „Wie konnte man in diesen dunklen, engen Gängen, in diesen kleinen, niedrigen und nicht zusammenhängenden Zimmern, auf die sen unbequemen, finsteren und so un vernünftig und planlos angelegten Trep pen und Treppchen allerlei Art weise und verständig schalten und walten im häuslichen Kreise! Wenn man solche mittelalterliche Häuser unserer Vorväter, die doch sonst die schönen gothischen Kirchen bauten, sieht, und wenn man be denkt, wie einfach doch im ganzen die Regeln der architektonischen Kunst, die zweckmäßige Wohnhäuser schaffen soll, sind, so muß man sich billig wundern, daß man jahrhundertelang in engen Ge bäuden und bei niedrigen Thüren sich die Stirn wundstieß, welche weit weniger zweckmäßig waren als eine Dachshöhle oder ein Biberbau." Daß die nicht einmal Dachshöhlen niveau erreichende Behausung den mer kantilen Höhenflug Johann Adam Pru ners nicht behinderte, ist kein Einzelfall. Auch die Geburtshäuser Friedrich Schil lers und Franz Schuberts erscheinen uns heute in ihrer qualvollen Enge und Dü sterkeit als Stätten der Bedrängnis. Den noch haben sie die in ihren Mauern ge borenen Genies nicht hindern können, sich zu entfalten. Daß aber auch das reichste Leben in des Wortes tiefster Bedeutung vergäng lich ist, daran erinnert die Inschrift, die der Vater Pruners, der aus Bayern stam mende Johann Pruner, im Jahr 1681 an dem Haus, an dessen niedrigen Türen man sich die SHrn wundsheß, anbringen ließ: „Wür Engl all im Himmelreich / Ver wundern uns ob dem Erdreich / Daß die Leuth bauen Heuser veßt: und seindt darin nur fremde Geßt / und wo sye soll ten ewig sein / da bauen sye gar wenig drein." Hugo Schanovsky

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2