OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

Wo Johann Adam Pruner wohnte; „Weit weniger zweckmäßig als eine Dachshöhle oder ein Biberbau" Unter den hervorragenden Persön lichkeiten, die in Linz gelebt und gewirkt haben, befindet sich auch der Linzer Bürgermeister Johann Adam Pruner, dessen Name bis heute die Zeit überdau ert hat. Durch die Stiftung des barocken Gebäudes in der Linzer Fabrikstraße, das nach Sanierung und Renovierung heute die städtische Musikschule beherbergt, ist der Name Johann Adam Pruner ein Gütezeichen für Fleiß, Wohlstand und Wohltat geblieben. Daß der von 1721 bis zu seinem Tod am 7. Februar 1734 als Bürgermeister für die Landeshauptstadt Linz verantwortli che Idandelsherr und Bürger ein gebilde ter und dabei bescheidener Mensch war, geht aus einem Buch hervor, das 1842 er schien und unter dem Titel „Reise von Linz nach Wien" Erlebnisse und Er kenntnisse des Reisenden J. G. Kohl wie dergibt. Kohl stattete der Besitzerin des Flauses Nr. 36 auf dem Linzer Hauptplatz, der Ghocolade-Fabrikantin Klein, einen Besuch ab, um das Geburts- und Wohn haus des edlen Menschenfreundes Pru ner persönlich kennenzulernen; jenes Haus, heute Hauptplatz Nr. 15, in dem am 22. Juni 1672 dem Kaufmann Johann Pruner ein Sohn namens Johann Adam geboren wurde, der 1698 das väterliche Erbe antrat, 1710 Verordneter der landes fürstlichen Städte, 1713 Stadtrichter und 1721 Bürgermeister wurde. Kohl stattete zunächst der jungen Ghocolade-Fabrikanhn seinen Dank ab, indem er ihr „Täßchen frischer schöner Ghocolade" lobte und versprach, „das hübsche Bild, das dieser Kreis (der Fami lie Klein, der Verf.) gewährte, nicht zu vergessen und in aller Welt die eheliche Glückseligkeit der hübschen Linzerin zu loben". Das Lied von der „schönen Linzerin", das Kohl in seinem Buch sang, war frei lich nur ein freundliches Nebenprodukt; das Hauphnteresse des Verfassers galt dem Linzer Handelsherrn und ersten Bürger seiner Stadt, Johann Adam Pruner. Kohl schreibt in einer gleich naiv wie ironischen Weise über ihn: „Dieser Mann war einer von jenen Charakteren, die jetzt immer seltener werden. Er war ein eiserner Geschäftsmann. Dadurch wurde er reich. Übrigens lebte er wie ein Sonderling, bloß im engsten Kreise sei ner Geschäftsfreunde, und machte kei nerlei Aufwand. Dadurch wurde er noch reicher und endlich Bürgermeister von Linz und verheiratete sich mit einer schönen Linzerin." Letzteres stimmt al lerdings nicht. Pruner war ledig, was si cherlich auch mit ein Grund dafür gewe sen sein mag, daß er eine Viertelmillion Gulden für die nach ihm benannte Stif tung zur Verfügung stellte. Auch die Beschreibung der Begeben heit, die den Linzer Handelsherrn veranlaßte, eine so hochherzige Tat zu setzen, fällt bei Kohl recht oberflächlich aus. Daß die Zahl 27 eine bedeutende Rolle gespielt hat, dürfte Kohl entgangen sein. Da ihm an einem 27. des Monats eine als verschollen betrachtete wertvolle

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