und die moderne Entwicklung vieles von den alten Gemeinschaftsformen auf gelöst hat. So richhg diese Behauptung im all gemeinen ist, hat sich doch in Ebensee zumindest ein Fragment des, wie man annehmen kann, ursprünglichen Brau ches erhalten, der wahrscheinlich in glei cher oder ähnlicher Weise wie vor dem Krieg in Deutsch-Mokra ausgeübt wurde. Die Schilderung des Brauches in Deutsch-Mokra in Kurzform:' Die letzten drei Nächte vor dem Dreikönigstag gingen acht Männer die ganze Nacht mit einem drehbaren, von innen beleuchteten Stern jeweils von Haus zu Haus, es wurde keines ausge lassen. Die Hausbewohner ließen die Türen offen und wurden von den Sängern ge weckt. Vier verschiedene, genau festge legte Lieder wurden gesungen, das erste ist das uns hier vorliegende Lied vom Stern, dieses galt der Hausbesitzerfami lie, ein zweites wurde gesungen, wenn noch ein junges Ehepaar im Haus wohnte, das dritte für eine eventuelle weitere Familie (Einleger). Einer Witwe galt das vierte Lied. Die ersten Wünsche wurden im Wechselgesang gesungen, ab Strophe 3 sangen dann alle mitsammen das erste Lied für die Hausbesitzer sowie die an deren Lieder wie vorher beschrieben. Auch andere im Salzkammergut ge sungene Krippenlieder fanden sich, und zwar in einem gedruckten Kirchenge sangbuch (ohne Noten) aus Königsfeld aus dem Jahr 1925. Dort liest man: Heiligste Nacht, heiligste Nacht, Finsterniß weichet, erglänzet hiennieden, Harpfen verbreiten den süßesten KlangH oder Grünet Felder, grünet Wiesen. Dieses im Salzkammergut ja sehr verbreitete Lied wurde uns in Königsfeld auf unsere Bitte auch vorgesungen, man kennt und singt es also dort heute noch mit einer etwas geänderten Weise. Wenn man bedenkt, durch welche Wirrnisse dieser Brauch in einem räum lichen Abstand von ca. 750 km Luftlinie und in einem zeitlichen Abstand von über 220 Jahren auf beiden Seiten gegan gen ist - wechselnde Staatsangehörig keit, Verbot der deutschen Sprache und der Religion, Deportahonen etc. in den Waldkarpaten, zwei Weltkriege, Indu strialisierung und Modernisierung des Lebens im Salzkammergut -, ist das Ent decken solcher Geheimnisse umso schö ner und wertvoller. Der Brauch des Sternsingens in Ebensee scheint also älter zu sein als an genommen und ist auch ein Beweis da für, daß sich trotz aller Einflüsse, die die Kultur in unserer Heimat von außen prä gen, durch Initiativen von einzelnen und Gruppen altes Volksgut erhält. Ein schö nes Zeichen, wie ich meine. Es ist uns allen nur zu wünschen, daß manche solcher Sterne noch lange weiterleuchten mögen. Caroline Horak ' Hans Schmid-Egger, „Deutsch-Mokra - Kö nigsfeld", 2. Auflage 1979, Stuttgart. Vgl. Hirtenlieder aus Ebensee nach den Auf zeichnungen von Ferdinand Schaller, Verlag Jo hann Habacher, Gmunden.
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