Um die Salzgewinnung und -förderung, die im 18. Jahrhundert ca. 3.000 t jährlich betrug, nicht zu lähmen, mußten neue Nadelholzwälder erschlossen wer den. Deswegen wurden Forstmeister für eine fachliche Bewertung der Tannen- und Fichtenbestände,deren Ausbreitungvon den Oberläufen der Flüsse Weiße und Schwarze Theiß, Tarac (Teresva), Talabor (Tereblja) und Nagyäg (Rika) bis an die Theiß-Dnjestr-Wasserscheide reichten, geschickt. Entsprechend ihren Empfehlungen entschied sich die Kammer für ihre Ausnutzung. Damit man jedoch die Erfahrungen der systemlosen Abholzung nicht wiederhole, mußten die ungarischen kameralen Waldämter Maßnahmen treffen, die es erlauben würden, naturschonende und -freundliche Methoden zu verwenden. Vorerst mußte eine staatliche Kontrolle der Waldausbeute eingeführt werden. Zu diesem Zweck wurden von der Kammer im Jahre 1768 die Brusturawaldungen des Grundherrn Szerenczy Ferencz ange kauft. Die sehr dünn besiedelte Region, in der die Forstarbeiten in großem Ausmaß geführt werden sollten, konnte die erforderliche Arbeitskraft weder zahlenmäßig noch fachlich bereitstellen. In der kameralen Verwaltung wurde noch zu Zeiten Karls VI. beschlossen, einheimische Waldarbeiter nach Österreich zu schicken, damit diese dort eine Forstausbildung erwerben und neue Methoden bei der Aus beute des Waldreichtums in den regnerischen Regionen der Waldkarpaten anwen den könnten. Da jedoch dieses Vorhaben scheiterte, mußte die ungarische Kammer schon ausgebildete und erfahrene Waldfachleute und flolzknechte anwerben, die den Anforderungen entsprechen könnten. Die Wahl fiel auf die oberösterreichi schen Fachleute, die diesbezüglich als die besten in Europa galten. Am 15. März 1775 wandte sich die ungarische Hofkammer an die Kaiserin Maria Theresia mit dem Gesuch, nicht nur Nutzholz zu Zwecken der Salzgewinnung und deren Beför derung abholzen zu dürfen, sondernauch und vor allem Holzknechte,Rottmeister, Förster und andere Fachleute aus dem Salzkammergut anzuwerben. Bevor jedoch sie beworben werden konnten, mußte zuerst zwischen ihnen und den Vertretern der ungarischen Hofkammer der Vertrag geregelt werden: Die Salzkammergütler ver langten analogeBedingungen,wie sie die Waldarbeiterder GmundnerForstverwal tung hatten, welche die ungarischen Bewerber mit unbedeutenden Veränderungen annahmen und versicherten einzuhalten.^ Nachdem die Wiener Hofkammer die Auswanderung billigte, meldeten sich 100 Männer, die mit ihren Angehörigen sich bereit erklärten, in einer Schar von 220 Personen in die Marmorosch zu fahren. Unter ihnen waren Vertreter verschiedener Professionen und Beschäftigungen (Holz- und Aufsatzknechte, Rottmeister, Schiffwerker, Wührer, Aufsetzer u. a.), die aus 44 Ortschaften des Trauntals zwischen Ebensee, Bad Ischl und Goisern kamen. Sie verließen ihre Wohn- und Arbeitsstätten in den oberösterreichischen Wäldern, um nach fünfwöchiger Fahrt am 9. November 1775 im engen Tal des Bergflusses Mokrianka einige Kilometer oberhalb des ruthe- ■ Franz Stanglica, Die Ansiedlung der Oberösterreicher in Deutsch-Mokra im 18. Jahrhundert. In: Deutsches Archiv für Landes- und Volkskunde. Berlin, Wien 1937, Heft 4, S. 845.
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