OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

mit ungefähr 160 Personen®" enttäuschend. Hätte nicht der Berg- und hüttenmänni sche Verein für Steiermark und Kärnten zur Teilnahme nach seiner General- und Wanderversammlung in Bad Aussee aufgerufen, so wären wohl keine hundert Bergund Hüttenleute in die Stadt Steyr gekommen. In erster Linie dürfte die sehr spät bekanntgemachte Einladung für das Ausbleiben vieler Besucher verantwortlich gewesen sein. Vielleicht beeinträchtigten auch die lockeren Beziehungen Steyrs zum Montanwesen im engeren Sinn das Interesse an der größer geplanten Zusammen kunft, und die „elektrische Ausstellung" scheint trotz ihrer technischen Neuheiten nicht „gezogen" zu haben. Laut Teilnehmerliste waren in Steyr nur fünfzehn Perso nen aus der transleithanischen (ungarischen) Reichshälfte anwesend, d. h. rund zehn Prozent; die Bezeichnung „Österreichisch-ungarischer Montanistentag" erwies sich daher im nachhinein als nicht gerechtfertigt. Beim Vortragsprogramm lag das Schwergewicht auf dem Eisenwesen, wobei die Referenten Hupfeld, Ehrenwerth und Kupelwieser als anerkannte Fachleute gal ten. Das Bergwesen war mit nur einem Vortrag vertreten, dessen sehr spezifischer Inhalt wahrscheinlich wenig Zuhörer angesprochen haben wird, auch wenn Höfers Kompetenz außer Diskussion stand. Während man Bleichsteiners Ansichten über zu hohe und daher absatzschädigende Frachtkosten durchaus Verständnis entgegen bringen kann, dürfte sich Löwenthal mit seiner polemisierenden Kritik am Verbot von Kinderarbeit in der österreichischen Industrie selbst disqualifiziert haben; es ist allerdings - audiatur et altera pars - nicht zulässig, heutige Maßstäbe an die seiner zeitige Sozialgesetzgebung und die Arbeitsbedingungen im allgemeinen zu legen. Die lange Debatte über Vorbereitung und Durchführung des nächsten Mon tanistentages litt unverkennbar unter der Existenz zweier Reichshälften, wovon die ungarische noch kein Gremium für die Ausrichtung einer berg- und hüttenmänni schen Versammlung in Transleithanien aufzuweisen hatte. Trotzdem war es dem Montanistentag in Steyr gelungen, Beschlüsse zu fassen, die einen fachlich, gesell schaftlich und nicht zuletzt staatspolitisch bedeutsamen „Montanisten-Congress" in Budapest schon 1885 ermöglichten.®' Herr Senatsrat Dr. Volker Lutz und Herr Josef Gegenhuber (Magistrat der Stadt Steyr) haben mir bei der Beschaffung von Unterlagen für diese Veröffentlichung geholfen, wofür ich ihnen auch hier bestens danke. Die offizielle Teilnehmerliste weist 165 Personen aus. Für diese Veranstaltung hatten sich „... 159 Theilnehmer aus Österreich und dem Auslande und 289 aus Ungarn gemeldet", vgl. Montanistischer ... Congress ..., Anm. 3, S. 602.

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