OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

te/^ Diese bemerkenswerte Schilderung einer nach Schemnitzer Brauch abgehalte nen und somit für das alpenländische Montanwesen, vor allem aber für Steyr unge wöhnlichen Veranstaltung sei hier größtenteils zitiert. Die ausführliche Wiedergabe scheint umso gerechtfertigter, als die gut gelungene Beschreibung eines Schacht abends im Jahre 1884 durch einen leider anonym gebliebenen Redakteur des „Alpen-Boten" bereits als Dokument der Bergmanns- und der Studentengeschichte gelten kann. „(Der Schachttag) wurde eröffnet durch ,Ansingung' des Herrn Directors Hinterhuber''^ mit dem von der Versammlung gesungenen altehrwürdigen Liede der Schemnitzer Berg-Akademie ,Bruder, auf Dein Wohlergehen sei Dir dieses Glas geweiht', womit Herr Hinterhuber zum Präses des Schachttages designirt war. Und nun nahm der Schachttag (Commers) nach dem Schemnitzer Comment seinen Fort gang in der Weise, daß die verschiedensten Persönlichkeiten mit speciellen Liedern ,angesungen'. Reden gehalten und diverse Schmollis^^ getrunken wurden. So brach ten die Leobner den Schemnitzern ein,Volles^"' und diese wieder,kamen nach'^^ den Leobnern, indem sie vor denselben im Gänsemarsche aufmarschirten. Eines der ,ältesten Häuser' war der Herr Statthaltereirath Zeidler^" von Graz, welcher nach Absingen des Bergmannsliedes ,Und meine Bergmannspflicht tausch' ich fürwahrlich nicht, gäb' auch ein König gleich mir sein ganz' Königreich' eine der schönsten, formvollendetsten Reden hielt, deren Ideengang folgender war: Obwohl er durch Verhältnisse gezwungen gewesen, im Jahre 1859 dem Bergmannsstande untreu zu werden, fühle er sich doch noch immer als alter Bergmann und lasse keine bergmän nische Versammlung aus, weshalb er auch nach Steyr gekommen sei und hier die Ausstellung bewundert habe. Beim Besuch der cultur-historischen Ausstellung habe er eine prachtvolle Eisenblüthe gesehen und hiebet unwillkürlich an die einstige Blüthe der Eisenindustrie in den Alpenländern, speciell in Steyr gedacht, welche heute leider durch die Ungunst der Verhältnisse nur mit aller Anstrengung den Markt zu behaupten in der Lage ist. Er leere sein Glas darauf, daß die Blüthe dieser Industrie bald wieder in solcher Üppigkeit aufschieße wie dies früher der Fall war. Stürmische Acclamation folgte diesen Worten. Eine interessante Episode war jene, als Bergrath und emer. Professor Miller von Hauenfels^^ aus Graz als der vermeintlich älteste anwesende Montanist ,angeVom Montanisten-Tage. Der Schachttag. In: Der Alpen-Bote Nr. 79 vom 2. Oktober 1884, S. 5. " Hermann Hinterhuber, k. k. Bergrat in Klagenfurt und Obmann der Sektion Klagenfurt des BhV. " Mit jemandem Bruderschaft trinken (vor allem in studentischen bzw. akademischen Kreisen). Gemeint ist ein volles Glas Bier. " Unter „nachkommen" ist hier „ein Zutrinken dankend erwidern" zu verstehen. Franz Zeidler, k. k. Statthaltereirat in Graz, Mitglied des BhV, Sektion Leoben; Studienbeginn 1842/43 als Bergzögling an der Berg- und Forstakademie Schemnitz, vgl. Gedenkbuch zur hundertjährigen Gründung der kgl. ungarischen Berg- und Forst-Akademie in Schemnitz 1770-1870. Schemnitz 1871, S. 191-193. Albert Miller Ritter v. Hauenfels (1818-1897), 1848-1872 Professor für Bergbaukunde an der MontanLehranstalt in Vordernberg bzw. Leoben und an der Bergakademie Leoben; dazu ausführlich Kunnert, H.: Professor Albert Miller Ritter von Hauenfels (1818-1897). Ein Lebensbild. In: Der Leobener Strauß 3 (1975), S. 95-112.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2