einbringen zu müssen. Schließlich konstatierte der Sitzungspräsident - wahrschein lich am Ende seiner Geduld - zusammenfassend, daß das österreichische (d.h. zisleithanische) Comite für den Fall, als das ungarische nicht zu Stande kommen sollte, freie Hand erhält, selbständig einen österreichischen Montanistentag einzube rufen". Die Plenarversammlung wurde nun programmgemäß mit Fachvorträgen fortgesetzt. Als erster Referent sprach Ferdinand Bleichsteiner, Eisenwerksbesitzer aus Peggau (Steiermark),'''' über „Die Zukunft der Stahl- und Eisenindustrie Öster reich-Ungarns".^' Bleichsteiner sah in den „allzu hohen Eisenbahnfrachten" im Ver gleich mit jenen in Deutschland, Belgien und England „... ein besonderes Hindernis für den Aufschwung der Eisenindustrie in Österreich". Deshalb sei die österrei chisch-ungarische Regierung verpflichtet, der „Kohlen- und Metallindustrie ... eine energische Förderung und Unterstützung zuzuwenden". Auch wenn sich Bleichstei ners Vortrag auf die Eisenindustrie der gesamten Monarchie bezog, so entbehrten seine Ausführungen nicht eines zumindest lokalen Interesses. Drei Jahre vor dem Steyrer Montanistentag war nämlich die Österreichisch-Alpine Montangesellschaft gegründet worden, die bald danach begann, sich ihrer vielen kleinen und mittleren, teils unrentablen Bergbaue und Eisenwerke zu entledigen - fast ausnahmslos durch rigorose Betriebsschließungen. Zu den damaligen öpfern zählten die traditionsrei chen Stahlhütten in Weyer und in Reichraming sowie später (1901) auch in Kleinreifling,"^ d. h. im wirtschaftlichen Umfeld der Stadt Steyr. Seither gibt es im oberöster reichischen Ennstal ebenso wie in anderen, seinerzeit betroffenen Gebieten (z. B. Hüttenberg/Kärnten und Gußwerk/Steiermark) keine Eisenindustrie mehr; die Fol gen dieser „Rationalisierungsmaßnahmen" sind heute noch nicht gänzlich über wunden. Mit einem bergmännischen Thema beschäftigte sich Hans Höfer in seinem Vortrag „Uber die Häuerleistungen bei der Bohrarbeit'V^ Dabei stellte Professor Höfer einen von ihm konstruierten „Schlagindikator" vor, der objektive Vergleiche zwischen maschinellem und händischem Bohren ermöglichen sollte; brauchbare Meßdaten lagen seinerzeit aber noch nicht vor. Arthur Freiherr v. Löwenthal,"^ der sich schon in der Debatte um den näch sten Montanistentag sehr kritisch geäußert hatte, sprach sodann „Uber die neue Österreichisches Montan-Handbuch 25 (1885), S. 79: Hammerwerk und Gussstahlhütte in DeutschFeistritz, Bahn-Station Peggau, des Ferdinand Bleichsteiner, 45 Arbeiter. Bleichsteiner, F.: Über die Zukunft der österreichischen Stahl- und Eisenindustrie. In: ÖZBH 32 (1884), S. 691-694, 716 und 717, 742-745 und 759 u. 760. - Für die Publikation verwendete Bleichstei ner somit nicht „Österreich-Ungarns", sondern „österreichische Stahl- und Eisenindustrie"! " Dazu ausführlich Köstler, H. ].: Die ehemaligen Eisenwerke in Reichraming, Weyer, Kleinreifling und Laussa seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Kenntnis der Innerberger Hauptgewerkschaft und der Österreichisch-Alpinen Montangesellschaft im oberösterreichischen Ennstal. In: Oberöster reichische Heimatblätter 52 (1998), S. 3-41. " Höfer, H.: Häuerleistung bei der Bohrarbeit. In: ÖZBH 32 (1884), S. 603-606 und 620-623. Gesellschafter der 1871 gegründeten Styria Blech- und Eisenwerke, Löwenthal, Schmid & Co., KG bzw. AG in Wasendorf (Ortsteil von Pohnsdorf bei judenburg).
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2