OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

Vizepräsidenten: Bergrat R. v. Fritsch (Steyr) und Bergrat Stephan Farbaky (Direktor der Bergakademie Schemnitz); Schriftführer: Bergrat Josef Gleich (Leoben) und Erich Purtscher (Klagenfurt). Unter v. Kerpelys Präsidium sollte die erste Vortragsreihe mit dem Referat „Über bisherige und zukünftige Anwendung der Elektricität in der berg- und hütten männischen Technik" von Professor Ignaz Curter v. Breinlstein (Wien) beginnen. Da V. Breinlstein nicht anwesend sein konnte und der Vortrag „Über die montanistische Ausbildung" von Wilhelm Hupfeld aus unbekanntem Grund entfiel, sprach derselbe Referent über „Die Klein-Bessemerei"" nach schwedischem Vorbild (Stahlwerk in Avesta) im Bessemerstahlwerk in Prävali (jetzt Slowenien, bis 1919 Kärnten). Nach Angaben Hupfelds, des Direktors der Eisenhütte Prävali (Österreichisch-Alpine Montangesellschaft)verblies man im Kleinkonverter(1 m Höhe und 1 m Innen durchmesser) durchschnittlich 700 kg Roheisen zu Stahl für Blech und Draht. Die angeblich kostengünstige Technologie des „Kleinbessemerns" sollte dem noch all seits beliebten „Frischherdeisen" bzw. Frischherdverfahren erfolgreich entgegentre ten, wobei sich Hupfeld sehr optimishsch gab. Die Ausführungen des Prävalier Werksdirektors veranlaßten Professor Kupelwieser, seinen Mitarbeiter Josef Gängl v. Ehrenwerth^" zu einem Bericht über den „Clapp und Griffith-Process", einen dem Kleinbessemern ähnlichen Verfahren, aufzufordern. Ehrenwerth, soeben von einer längeren Studienreise zu englischen Eisenwerken zurückgekommen,^® hob in sei nem Referat gleichfalls Kostenvorteile hervor, warnte aber vor Problemen mit der Zustellung des Bessemer-Kleinkonverters und des nicht kippbaren Clapp-GriffithKonverters.®® Auf metallurgische und wirtschaftliche Details kann hier nicht einge gangen werden, wie sich überhaupt die Frage stellt, ob das Thema Clapp-Griffithbzw. Kleinkonverter den Intentionen eines allgemeinen Montanistentages entspro chen hat. ' Veröffentlicht unter anderem Titel und ohne Hinweis auf die Steyrer Tagung; Hupfeld, W.: Die Be deutung der Kleinbessemerei für die alpine Eisenindustrie. In: ÖZBH 33 (1885), S. 1-4,19-22 und 34 und 35. - Die sogenannte Klein-Bessemerei (Bessemer-Verfahren mit einem höchstens zwei Tonnen fassenden Konverter) scheint in der ersten Hälfte der achtziger Jahre sehr aktuell gewesen zu sein, wie u.a. aus Ehrenwerth, ].: Der Bessemer-Process zu Avesta in Schweden. In: OZBH 32 (1884), S. 5-7, 24-26 und 39-42, hervorgeht. Auch F. Tunner publizierte über diesen Prozeß, nämlich Tunner, R: Zur Kleinbessemerei. In: ÖZBH 33 (1885), S. 41-44. ' Josef (Gängl) v. Ehrenwerth (1843-1921) war zur Zeit des Steyrer Montanistentages a. o. Professor für Hüttenkunde an der Bergakademie Leoben; 1879/81 hatte Ehrenwerth noch als Adjunkt - wahr scheinlich zum Mißvergnügen seines Vorgesetzten F. Kupelwieser (Odiosus est servus, qui erum sapientia anteit!) - grundlegende, bald weltweit anerkannte Arbeiten über die physikalische Chemie des Thomasverfahrens veröffentlicht; vgl. dazu Köstler, H. J.: Josef Gängl v. Ehrenwerth und das Tho masverfahren. In: Berg- und Hüttenmännische Monatshefte 125 (1980), S. 60-62, und Köstler, H. J.: Der Kärntner Metallurge Josef Gängl v. Ehrenwerth 1843-1921. In: Carinthia II 178/98 (1988), S. 411-419. ' Ehren Werth, J.: Mittheilungen über eine im Auftrage des h.k. k. Ackerbau-Ministeriums unternom mene Fachreise nach England. In: VM 3 (1884), S. 113-117. ' Vgl. auch die profunde Arbeit Ehrenwerth, J.: Zur Frage der Kleinbessemerei. In: ÖZBH 33 (1885), S. 117-120, 133-135, 150-152, 172 u. 173, 184-189 und 198-201.

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