OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

chen Musik der Wolfsegger Bergknappen mit klingendem Spiele in die Stadt ein."^® Anschließend besuchte man die Kulturhistorische Ausstellung und begab sich sodann kurz nach Mittag zu einem Essen, in dessen späterem Verlaut R. v. Fritsch Begrüßungstelegramme verlas. Laut Protokoll der 1. Sitzung (Plenarversammlung am 22. September)''' „... (versammelten) sich um 4 Uhr Nachmittags ... gegen 160 Theilnehmer im test lich geschmückten Thurnsaale des Bürgerschulgebäudes zur ersten Plenarversamm lung". Nach Begrüßung durch den Bürgermeister der Stadt Steyr, Kaiserlichen Rat Georg Pointner, sprach R. v. Fritsch als Obmann eines „Emptangs-Comites'V wobei er auf die zu erhottende Zusammenarbeit montanishscher Vereine aus der österrei chischen und der ungarischen Reichshältte hinwies, weil „... nun der Dualismus®' nach harten Kämpfen Wurzel getasst (habe)". Im Steyrer Montanistentag sah R. v. Fritsch außerdem einen erfolgreichen Versuch, gemeinsame Veranstaltungen wieder autleben zu lassen. Für die Gastgeberstadt Steyr fand der Generaldirektor der WTKEG anerkennende und aufmunternde Worte: „Ich erinnere an die hierortige Gründung der für diese Stadt und ihre weiteren Umgebungskreise so entscheidend gewesene Innerberger Biauptgewerkschaft;®^ ich erinnere an die vielhundertjährige Gründung und Entwicklung der Klein-Eisen- und Stahl-Industrie dieser Stadt, wel che ihr sogar den Zunamen des österreichischen ,Klein-Shettield' eingetragen hat; ich lenke Ihre Aufmerksamkeit weiter auf die ... Österreichische k. k. Wattentabrik, welche als das größte analoge Institut der ganzen Erde ... vorzugsweise dazu beige tragen hat, den Ruhm des österreichischen Stahles in alle ... Gaue der Welt hinaus zutragen." Namens des k. k. Ackerbauministeriums als oberster Montanwesensbe hörde begrüßte Ministerialrat Franz R. v. Friese die Teilnehmer „in warmen, lebhaft acclamirten Worten". Trotzdem erweckte auch das „aufrichtige Interesse" des Acker bauministers am Zustandekommen der Steyrer Tagung den Eindruck, höherenorts nehme man diesen Montanistentag lediglich wohlwollend zur Kenntnis. Die Wahl der „Functionäre für den Montanistentag" brachte folgendes Ergebnis: Präsidenten: Hofrat Egyd Jarolimek (Pfibram) und Ministerialrat Anton R. v. Kerpely (Budapest), Der Montanistentag. In: Der Alpen-Bote Nr. 77 vom 25. September 1884, S. 3. Österreichisch-ungarischer Montanistentag in Steyr. Protokoll der Sitzungen. In: VM 3 (1884), S. 99107, bes. S. 99. Die Begrüßungsrede von R. v. Fritsch ist im Alpen-Boten Nr. 78 vom 28. September 1884 vollständig wiedergegeben. " Im März 1867 war der sog. Ausgleich mit Ungarn, durch den der bisherige österreichische Einheits staat in eine Doppelmonarchie („Dualismus') umgestaltet wurde, abgeschlossen worden; seither bis 1918: österreichisch-ungarische Monarchie mit der österreichischen (Cisleithanien) und der ungari schen Reichshälfte (Transleithanien). " Die 1625 gegründete Innerberger Hauptgewerkschaft faßte nahezu das gesamte Eisenwesen zwischen Steirischem Erzberg und Steyr zusammen. Die Gesellschaft, in welcher die „Verlagsstadt" Steyr lange eine wichtige Rolle spielte, bestand bis 1881, als das Unternehmen in der Österreichisch-Alpinen Montangesellschaft aufging.

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