In der Volkskultur ist jeder selbst gefordert, die Vielfalt und Spannung der persönlichen Bezüge und Interessen in Ordnung zu halten und für sich selbst Bewertungen zu treffen. Der Anspruch an die künftige Kulturarbeit ist also vielfach; Sie muß histori sches Wissen und religiöse Denkmuster berücksichtigen, sie muß aber genauso ästhetische Ausdrucksformen und soziale Überschreitungen umfassen. Das heißt aber auch, daß die heute so groß geschriebene Vielsprachigkeit allein nicht mehr genügt, sondern daß es auch die Bereitschaft zur Verständigung braucht. In diesem Zusammenhang fällt mir die Zeitschrift „Le Monde diplomatique" ein, die monatlich in acht Sprachen mit einer Auflage von 700.000 Exemplaren in Berlin erscheint und der Frage nachgeht, was die Welt zusammenhält und aus welchen Gründen sie immer mehr und mehr auseinanderfällt. Die Iderausgabe dieser Publikation ist sicherlich als Reaktion auf die sozialen Spannungen in der Welt zu verstehen, die sich nicht mehr allein durch wirtschaftliche Maßnahmen verhindern lassen. Diese Zeitschrift sieht ihre Aufgaben vornehmlich darin, gegen das Einheitsdenken eine Kultur des „Gegen-Denkens" und „Mit-Denkens" zu entwickeln." - Eine Aufgabe, die ich auch unserer Kultur- und Bildungsarbeit künftig zumuten möchte. ' WI- Helmut L. Müller: Europas Mauer gegen Entwurzelte. In: Salzburger Nachrichten, Denkbilder, vom 27. Februar 1999, S. IX (Le Monde diplomatique, Verlag Deutschland: TAZ Verlags- und Ver triebs-GmbH, Kochstraße 18, D-10969 Berlin).
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