OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

ihrer Verbündeten unter der Zivilbevölkerung neuerlich aus, und im Winter 1809/10 sind insgesamt viermal mehr Patienten an Nervenfieber eingeliefert worden als im Jahr danach! Der Abzug der Truppen und der Patienten ging in Etappen und unter den gleichen Schwierigkeiten bezüglich des Transportes (Mangel an Wagen, Pferden und Roßknechten) vor sich wie in den Monaten vorher. Der Abzug begann im November 1809 mit den Bayern, dann gingen die Sachsen, Württemberger, Hessen, Holländer und Badenser, denen in größeren Abständen die Franzosen folgten. Zurück blieben nicht transportfähige Verwundete, das für die Spitalsverwaltung nötige Personal, Arzte, Krankenwärter sowie die Offiziere und Mannschaften der Spitalspolizei. Über ihre Verpflegung kam es am 17. 12. 1809 zu einem Vergleich zwischen dem Hofkommissar Graf Rudolf von Wrbna und Graf Villemayn. Zur Überwachung des geregelten Ablaufes blieben zwei französische Kriegskommissare in Linz, denen auch die Übergabe der französischen Magazine oblag. Zu den verschwundenen Kriegsopfern müssen wir rechnen: Marodeure, die sich von ihren Einheiten lösten, Gefangene, deren Registrierung meist recht mangel haft war, und Deserteure. Das Marodeurunwesen war 1809 ganz besonders arg. Ganze Trupps setzten sich von ihren Einheiten ab und zogen raubend und plündernd durch das gepeinigte Land. Der Militärkommandant sah sich daher zur Errichtung einer mobilen Militär gendarmerie veranlaßt, bei der jeweils zwei berittene französische Soldaten gemein sam mit zwei bis fünf durch Armbinden gekennzeichneten Landwehrmännern auf Streife gingen. Solche Streifen waren in jedem Bezirk eingesetzt, und sie vertrieben meist schon durch ihre bloße Annäherung die Banditen, wobei man freilich feststel len muß, daß sie meist erst nach der Tat und offenbar nicht allzu eilig angerückt kamen. Die Landwehrmänner mußten übrigens für ihre Verpflegung selber auf kommen. Durch die umherstreifenden Marodeure, die sehr oft selber krank waren, wurden insbesondere Geschlechtskrankheiten weit verbreitet. Die Gefangenen waren durchwegs arme Teufel. Sie wurden im Lande hin- und hergeschoben. Viele von ihnen erkrankten an Darminfektionen und Erkältungskrankheiten, und nir gends wird von ihrem Leiden und Sterben berichtet. 1809 hat schließlich General Vandome verfügt, daß alle Gefangenen zu sammeln und über Eferding, Wels und Lambach nach Braunau zu transporüeren seien. Im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder tauchen auch mehrere solcher Männer auf mit der Diagnose Marasmus (Erschöpfung, Entkräftung) oder Nervenfieber. Allesamt sind sie in „elendem Zustand, in schlechter Kleidung und ohne Geld". Ein eigenes Kapitel stellen die Deserteure dar. Sie waren auch in früheren Kriegen ein Problem. Im Zusammenhang mit den Napoleonischen Kriegen scheinen sie bei uns zuerst 1800 und dann 1805 aufgetreten zu sein. Sie zogen einzeln oder

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