OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

1809 auch die Klöster der Barmherzigen Brüder, 1809 auch das der Elisabethinen und das Konventgebäude der Minoriten mit Soldaten belegt. Auch im Linzer Schloß waren immer wieder Verwundete und Kranke unter gebracht, ein Umstand, der die Stadt teuer zu stehen kam, da das Schloß am MariäHimmelfahrts-Tag (15. August) 1800 Feuer fing und samt 58 Häusern der Stadt abbrannte. Das Garnisonsspital im Stockhof, das etwa 200 Betten faßte, mußte immer wieder von einheimischen Soldaten geleert werden, um mit Franzosen und deren Verbündeten belegt zu werden. 1809 wurde auch der ebenerdige Teil des Klosters und Spitals der Elisabethinen mit Franzosen belegt. Die Württemberger hatten 1809 ihr Spital im Schloß Hartheim eingerichtet, doch gab es Transport- und Verpfle gungsschwierigkeiten, weshalb sie in den ehemaligen Jesuitenkonvent beim Dom in Linz umzogen. Betreut wurden die Verwundeten in den Militärspitälern von Ärzten und Pflegern der französischen beziehungsweise der verbündeten Armeen. Da bei einem großen Anfall dieses Personal nicht ausreichte, in Linz war das 1805 und 1809 der Fall, rekruherte man Personal aus dem Umland. Man kann sich denken, daß diese Leute nicht allzu motiviert waren, von der mangelhaften Ausbildung gar nicht zu reden. Darüber hinaus hatte der Einsatz dieser Leute noch einen erheblichen Nach teil: Nach ihrer Entlassung aus der Zwangsverpflichtung verbreiteten sie im Spital erworbene Infektionen auf ihre häusliche Umgebung und waren Ausgangspunkte zahlreicher Epidemien, was man gut aus den Totenbüchern jener Zeit ablesen kann! In den Zivilspitälern wurden die verwundeten und kranken Militärpersonen von ortsansässigen Ärzten und Pflegern betreut. So wurden 1809 in Linz vier Stadt ärzte verpflichtet, in den Spitälern sich auch der Soldaten anzunehmen, und sie wur den dafür mit einem Tagsatz von vier Gulden entschädigt. Verwundete und kranke Offiziere ließen sich sehr oft in Privatquartieren von ihren eigenen Bedienten pflegen und von Zivilärzten behandeln, wofür ebenso wie für die Verpflegung (auch der Bedienten) der Hauswirt aufkommen mußte. Äus Ein gaben an die Landstände erfahren wir, daß sich die Rechnungen dafür oft auf meh rere hundert Gulden beliefen. Die Verwundeten betrugen dabei nur den kleineren Teil der Verluste einer Armee: Weit höher waren die Ausfälle durch Krankheit. Hier ging es vor allen Din gen um das „Nervenfieber", worunter wir den Typhus, eine Salmonellenerkrankung, zu verstehen haben. Wahrscheinlich wurden aber darunter auch Flecktyphus, eine Viruserkrankung, die durch Läuse übertragen wird, und auch noch eine Anzahl anderer fieberhafter Infektionen verstanden. Dazu ist zu bemerken, daß die Nomen klaturen der Krankheiten durchaus nicht einheitlich waren und lokalem Usus oder persönlicher Gepflogenheit unterworfen waren. Von 1792 bis 1815 hatten die europäischen Armeen eine geschätzte Stärke von viereinhalb Millionen Mann, davon sind 150.000 gefallen und wahrscheinlich mehr als zweieinhalb Millionen gestorben. Die Verluste der Franzosen betrugen eine Million, wovon die Hälfte verschollen war. Der ägyptische Feldzug kostete die Fran-

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