OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

Aber nicht nur an Pferden zum Abtransport fehlte es. Die französischen Besatzer ließen nach der Schlacht bei Ebelsberg 400 Bauern aus dem Traungau requirieren, um die seit vier Tagen am Rande des Schlachtfeldes auf Bahren liegen den Verwundeten fortzuschaffen. Sie wurden anschließend in die Stadt Linz gebracht, teilweise aber auch in die umliegenden Gehöfte und nach Enns. Der Ort Ebelsberg war durch einen Brand vernichtet. Die Verpflegung der französischen Soldaten war relativ reichlich: Es standen einem gemeinen Soldaten zu: ein halbes Pfund Fleisch, zwei Pfund Brot und eine Maß Wein oder Bier, daneben noch Gemüse, Obst und Käse. Die gleiche Menge wurde den Blessierten zugestanden. Es ist freilich eine Frage, was davon wirklich bis zum einzelnen Frontsoldaten und gar erst zum Verwundeten angekommen ist! Für die medizinische Betreuung waren meist die Chirurgen zuständig, doch gab es in jedem Regiment einen, oft auch zwei Ärzte, fiöhere Offiziere verpflichteten sich eigene Leibärzte, die einen Feldzug auf Kosten ihres Chefs mitmachten. Die Versorgung der Verletzten lag zumeist in den Etänden der Chirurgen: Die Wunden wurden gereinigt, wozu man Wasser oder Kräuterabsude, aber prakbsch keinen Alkohol verwendete. Schußkanäle wurden mit speziellen Sonden untersucht und feststeckende Ceschoße oder andere Fremdkörper mit Faßzangen, von denen jeder Mediziner, der auf sich hielt, seine eigenen Modelle bevorzugte, entfernt. Zerfetzte Weichteile schnitt man aus, ebenso verfuhr man mit Cewebszertrümmerungen nach stumpfen Traumen. Geschlossene Knochenbrüche wurden mit speziellen Spänen geschient, solange solche vorhanden waren, andernfalls nahm man, was gerade zur fiand war. Die Schienen wurden mit Wolle, Werg, eventuell mit fieu, Stroh oder auch mit frischem Gras gepolstert. Offene Frakturen wurden weitgehend primär amputiert, da man gegen die Sepsis weitgehend machtlos war und auch gegen den Knochenfraß keine Ideilmittel zur Verfügung hatte. Das große Problem waren die Blutungen: Man versuchte sie zunächst durch einfachen Fingerdruck auf das blutende Gefäß zu shllen. Wenn das nicht half, legte man einen Kompressionsverband oberhalb der Wunde an, wobei man das Gefäß gegen eine harte Unterlage preßte und mittels Binden fixierte. Als Unterlage kamen neben den benachbarten Knochen auch Bleiplatten in Verwendung. Vereinzelt wurde die blutende Wunde mit dem Glüheisen verschorft, doch sprachen sich immer mehr namhafte Chirurgen dagegen aus, da sich im kauterisierten Gewebe leicht Infekhonen festsetzten und es nach Lösung des Schorfes zu neuerlichen mas siven Blutungen kam, gegen die man weitgehend machtlos war. Bei Amputationen unterband man die Gefäße mit Hanffäden, die manchmal gewachst wurden, oder mit Peitschenschnüren. Immer wieder wiesen Autoren darauf hin, wie wichtig es sei, die Wunde sau berzuhalten, sowohl bei der Primärversorgung als auch bei späterem Verbandwech sel. Bei den katastrophalen hygienischen Zuständen sowohl im Feld als auch später in den Spitälern war das aber eine weitgehend unerfüllbare Forderung, wird doch berichtet, daß selbst im berühmten „Old Bayley", dem Vorzeigespital in London, am hellichten Tage die Ratten in den Krankensälen herumliefen und nachts an den Ver bänden, aber auch an Fingern und Zehen der Patienten knabberten.

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