OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 3/4

Obwohl wir alle wissen, daß gefühlsmäßige Aufladung und einseitige Überbe wertung auch ins Negative umschlagen können, möchte ich die positiven Seiten hervorheben: Es ist nicht zu übersehen, daß durch die besondere Gestaltung der Feste und Feiern auch emotionale Inhalte, egal, ob sie religiöser, historischer oder sozialer Natur sind, vermittelt werden. Das ist auch der Grund dafür, daß die kul turellen Äußerungen das „breiteste Bekenntnis finden" üohannes Coreth, Nieder österreich). Obwohl aller guten Dinge drei sind, möchte ich als vierten Punkt noch die wirt schaftlichen Aspekte der Kulturarbeit ansprechen, weil Kultur und Wirtschaft ein ander bedingen. Auch wenn das Engagement der öffentlichen fiand im Kulturbe reich erheblich ist und von der Ausbildung, Fortbildung über die Trägerschaft kultureller Einrichtungen wie Theater, Museen, Bibliotheken bis hin zu einer höchst differenzierten Förderung von Kunst und Kultur in den Regionen reicht, werden sich in Zukunft auch alle volkskulturellen Initiativen und Vereine einer Diskussion über ihre Intentionen nicht entziehen können. Es ist nicht zu überse hen, daß Kulturfinanzierung der öffentlichen fiand immer auch eine Frage der momentanen Kulturpolitik ist. Dies wird sich auch in Zukunft nicht ändern und fordert stets eine Positionierung des Kulturverständnisses. Ideelle Vorgaben wer den allerdings nicht von der Tatsache wegführen, daß zudem neue Finanzierungs formen bereitgehalten werden müssen. Während für die Kunst Mäzene und Sponsoren grundsätzlich Interesse finden, bleiben für das Angebot des „erweiter ten Kulturbegriffs" und der Soziokultur fast immer nur die Finanzmittel der öffentlichen Hand." Dabei wird es künftighin gerade auch im volkskulturellen Bereich von Bedeutung sein, sich neu zu orientieren und sich zum Beispiel mit Marketing und Sponsoring auseinanderzusetzen. Es geht von Anfang an um die Verwirklichung gemeinsamer Kommunikationsziele, wobei eine Rücksichtnahme auf Inhalte beider Seiten, d. h., eine Bereitschaft zu Kompromissen, unumgäng lich wird. An den Schluß meiner Ausführungen möchte ich den Begriff der Überschreitung stellen." Es erscheint mir wichtig, daß wir trotz der ständigen wirtschaftlichen Änderungen auf die Mitwelt nicht vergessen. In unserer komplexen Gesellschaft ist jeder gefordert, sich auf unterschiedlichen Ebenen, in sehr unterschiedlichen sozialen Rollen, Interessen, Ansprüchen und kulturellen Werten zugleich zu bewegen und für sich eine Auswahl zu treffen. Für mich ist es ein erfreuliches Bei spiel, wenn sich ein Heimatverein nicht nur um die besten Tänzerinnen und Tän zer bemüht, sondern auch Menschen dabeisein läßt, die, aus welchen Gründen auch immer, mit Behinderungen, Schwierigkeiten oder irgendwelchem „Anders sein" leben müssen. Kultur ermöglicht allen, über den Berufsalltag hinaus, gesell schaftliche Verantwortung zu übernehmen. " Werner Heinrichs: KulturpoliKk und Kulturfinanzierung. München 1997, S. 2. " Vgl. Brigitte Menne: Prolog für eine Kultur der Überschreitung. In: Pöllinger Briefe, Heft 1, Horn 1999, S. 4.

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