Im Hinblick auf die Nominalstruktur ist der Fund aus der Neumühle als cha rakteristischer Kleinmünzfund des früheren 16. Jahrhunderts anzusprechen, der - noch? - keine Großsilbermünzen enthält. Die Beimengung von einzelnen „Taler"- Stücken beginnt in Oberösterreich nach Aussage der Funde etwa um die Mitte des 16. Jahrhunderts (Schatzfund Unterdörfl, verborgen nach 1551, je ein Wiener und Joachimsthaler Taler sowie ein sächsischer Vierteltaler in einem Gesamtkomplex von 970 Stückd Schatzfund Flachenegg, verborgen nach 1555, zwei Haller Taler und neun sächsische Vierteltaler in einem Gesamtkomplex von 857 Stückd Schatzfund Fürling, verborgen nach 1557: je ein Linzer und Donauwörther Taler in einem Gesamtkomplex von 43 Stück)". Der Fund von Hackstock (verborgen nach 1563)' enthält mit 14 ganzen und einem halben Taler bei einem Gesamtumfang von 1502 Stücken bereits einen höheren Großsilberanteil und steht auch bereits in einer neuen Phase des deutschen Münzwesens, die mit der 1559 verabschiedeten 3. Reichsmünz ordnung in Zusammenhang steht. Da die knapp vor 1550 liegenden Funde aus Oberösterreich (Zwettl an der Rodl, verborgen nach 1537;^ Wallensham, verborgen nach 1540)^ durchwegs keine Großsilbermünzen beinhalteten, der vorliegende Komplex also genau an der Schnittstelle des beginnenden allgemeinen Talerumlau fes liegen dürfte, muß die Frage, ob hier noch kein Großsilberanteil vorliegt oder der Eigentümer einfach über keine der neuen wertvollen Stücke verfügte, offenbleiben. Die im vorliegenden Fund vertretenen Münzsorten lassen sich in drei Grup pen gliedern: 1. Die Groschen bzw. Batzen (und deren Halbstücke) unter Einschluß des verwandten Konstanzer Schillings mit 45 Stück, d.i. einem numerischen Anteil von 25,57%, 2. die Kreuzer mit nur 3 Stück oder 1,7% und 3. die eigentliche Schei demünze (Zweier und Pfennige unter Einschluß der minderwertigen und abgenütz ten Agleier, Kat. Nr. 174,175) mit 128 Stück und 72,7 %. Auffallend ist vor allem der recht bedeutende Anteil der kleinsten Sorten, der eine deutliche Parallele im Fund von Wallensham findet, der im Gegensatz zu den restlichen Vergleichsfunden zum überwiegenden Teil aus Zweiern, Pfennigen und Hellern besteht.® Aber auch die ^ Münzfundberichte 1969, S. 242-243 (A. Marks). ^ J. Arndt, Der Münzenfund von Flachenegg bei Adlwang, 1470-1555, in: 71. Jahresbericht des Muse ums Francisco-Carolinum, Linz 1913, S. 97-105. - Die Funktion der Vierteltaler dürfte weniger die von Talerteilstücken als von mittelgroßen Zwischenformen zwischen Großsilber- und Groschenwäh rung gewesen sein, vergleichbar etwa den Dicken aus der Zeit um 1500. ^ A. Markl, Oberösterreichische Fundmünzen. B. Die Münzen des Mittelalters und der Neuzeit des Museums Francisco-Carolinum, in: 57. Jahresbericht des Museums Francisco-Carolinum, Linz 1899, S. 2-8. ' R. M., Münzfunde. 2. Hackstock bei Freistadt, in: Monatsblatt der Numismatischen Gesellschaft in Wien 11 (1918), S. 19. ' J. Gaisberger, Archaeologische Nachlese II, in: 25. Bericht des Museums Francisco-Carolinum, Linz 1865, S. 59-64. Die Nachrichten über diesen offenbar bedeutenden Fundkomplex, der unmittelbar nach der Auffindung 1865 zerstreut wurde, sind leider sehr dürftig. ' Münzfundberichte 1932, S. 209, Nr. 17 (F. Dworschak). ® Ibidem. - Die von Dworschak bereits 1932 bezweifelte Ansicht Emil Rehs (Schärdinger Wochenblatt, Beilage Mai/Juni 1916), wonach die große Zahl der Kleinmünzen im Wallenshamer Fund unmittelbar mit der nahen Wallfahrt Brunnenthal in Verbindung zu bringen ist, wird durch den vorliegenden Fund weiter relativiert.
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