OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 1/2

Wechsel mit seiner Schwester fand wei terhin statt. Am II. Oktober 1896 starb Anton Bruckner in Wien. An dem Trau erzug am 14. Oktober, der vom Belvedere zur Kaiserkirche führte, nahmen auch seine Vöcklabrucker Verwandten teil, seine Schwester Rosalia hatte er zur Universalerbin eingesetzt. Bruckners Beziehungen zur Familie Hueber in Vöcklabruck sind heute hin länglich bekannt. Weniger ausgewiesen ist jedoch sein freundschaftliches Ver hältnis zum Ehepaar von Mayfeld in Schwanenstadt.^^ Moritz Franz von Mayfeld war von 1873 bis 1880 Bezirkshauptmann von Vöcklabruck und hatte in Schwanenstadt seinen Sommersitz, wo er den Edelhof Agernberg bewohnte, der 1968 abgerissen wurde. Mayfeld war ein gro ßer Kunstfreund, betätigte sich als Maler und Schriftsteller und versuchte sich in der Komposihon. Bruckner lernte ihn wahrscheinlich am 20. November 1864 im Alten Dom in Linz bei der Auffüh rung seiner d-Moll-Messe kennen. Mayfelds Frau Betty, geborene Jenny, die Tochter eines adeligen Indu striellen in Schwanenstadt, war eine vor zügliche Pianistin, mit der Bruckner gerne Klavier spielte. Wenn Mayfeld im Winter in Wien zu tun hatte, besuchte er Bruckner, die ser wiederum stattete bei seinen Som meraufenthalten in Vöcklabruck oft Ge genbesuche ab, die sich nicht selten über eine Woche hinzogen. Als Mayfeld 1880 in Pension ging, mehrten sich diese Be suche. Bruckner bereicherte auch in die sem Zuge das Musikleben Schwanenstadts: „Heute vormittags, während des Hoch amtes spielte in der hiesigen Stadtpfarrkirche der eben hier anwesend gewesene Professor des Wiener Conservatoriums, Compositeur und Hoforganist Herr Bruckner mit wahrhaft selte ner Virtuosität die OrgelH" Der letzte Aufenthalt Bruckners in Schwanenstadt wird mit dem in Vöckla bruck im Jahre 1892 gleichzusetzen sein. Wilhelm Kienzl in Vöcklabruck Im Jahre 1893 weilte der 1857 in Waizenkirchen geborene Komponist Wil helm Kienzl in Vöcklabruck. Im Juli faßte Kienzl, der gerade im salzburgischen Lofer auf Sommerfrische war, den Entschluß, die Novelle „Der Evangelimann" von Leopold Florian Meißner zu einer dramatischen Kompo sition zu verwenden." Nachdem Kienzl den in Wien lebenden Meißner kontakhert hatte, um die Erlaubnis zur Bearbei tung seiner Novelle zu erbitten, begann er mit der Arbeit: „Nun ging ich an die Aus arbeitung des Textes und an die musikalische Skizze, und zwar im lieblichen oberösterreichi schen Städtchen Vöcklabruck, wo ich (im Hause der Frau Doktor MittermüUer) mit meiner Frau den Spätherbst verbrachtet^ Kienzl arbeitete sehr schnell an der neuen Oper. Mit wel cher Geschwindigkeit er dabei vorging, erfährt man ebenfalls aus seiner Auto biographie: „Ich erinnere mich beispielsweise, die Kegelszene des ersten Aktes tatsächlich in sechs Minuten (!) in einer - natürlich überaus flüchtigen - Skizze aufs Papier geworfen zu haben."" Vgl. die Stichworte „Schwanenstadt" und „May feld", in: Anton Bruckner. Ein Handbuch, hg. v. Anton Bruckner Institut Linz, Salzburg 1996. Linzer Tagespost vom 10. 9. 1884. ■" Kienzl war bis jetzt Kapellmeister am königli chen Hoftheater in München gewesen, hatte diesen Posten aber nun aufgegeben. W. Kienzl, Meine Lebenswanderung - Erlebtes und Erschautes, Stuttgart 1926, S. 295. " Ebenda.

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