OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 1/2

brück angesehen werden. Bruckners Ver bindungen zur Bezirkshauptstadt wur den bereits in einem diesbezüglichen Band von Franz Leitner im Brucknerjahr 1996 veröffentlicht.^' Der folgende Ab schnitt bringt also wenig Neues und stützt sich in erster Linie auf die Arbeiten Leitners. Rosalia Bruckner (geb. 17. Februar 1826), Anton Bruckners jüngere Schwe ster, heiratete am 16. Jänner 1855 Johann Nepomuk Hueber, den Stadtgärtner von Vöcklabruck, den sie im Stift St. Florian kennenlernte, wo sie in der Küche Dienst tat. Hueber war dort als Gärtnerlehrling angestellt und sang gelegentlich in ei nem von Anton Bruckner gegründeten Männerquartett mit. Die Trauung, die in der Vöcklabrucker Stadtpfarrkirche stattfand und bei der wahrscheinlich ihr Bruder Anton die Orgel spielte, kann als erster Aufenthalt des Komponisten in Vöcklabruck angenommen werden.^' Von nun an weilte Bruckner bis 1893 fast jedes Jahr für ein paar Tage in Vöck labruck, wo er für gewöhnlich im Gast hof „Zur Neuen Post" am Stadtplatz ab stieg. Bruckner schien sich gerne in Vöck labruck aufgehalten zu haben, wie dies aus zahlreichen Briefstellen und Selbst zeugnissen an seine Schwester Rosalia und an andere Freunde ersichtlich ist. Was Bruckner sonst schwerfiel, sich in die Gesellschaft zu integrieren, schien ihm in Vöcklabruck einigermaßen gelun gen zu sein. Davon zeugen für ihn wich tige Ereignisse, die er mit dieser Stadt verband. In erster Linie steht hier wohl seine Ernennung zum Ehrenmitglied der Vöcklabrucker Liedertafel am 13. No vember 1883, der er in späteren Jahren immer mit Wohlwollen gedachte, sowie die Feier seines 60. Geburtstages. Aus der Chronik der Vöcklabrucker Liederta fel, die zusammen mit der Bürgerkorps kapelle und dem geselligen Verein „Paixhanslia"^^ Bruckners Geburtstagsfest ge staltete, gehen die Festivitäten zum Teil hervor: „Am 3. September 1884: Abends zu erst Probe, dann Ständchen für das seit mehre ren Tagen in Vöcklabruck weilende Ehrenmit glied Herrn Bruckner zu seiner 60. Geburts tagsfeier, wobei die Chöre ,Ich grüße dich' von Härtel, ,Abendlied' von Abt (durch Vortrag ei nes Tenorsolos zeichnete sich hierbei unser Herr Chormeister Anton Hartmann aus) und schließlich ,Die See' von Schauheit recht gut exe kutiert worden. Auch die Bürgercorpskapelle unter der Leitung des Herrn Schwalm ehrten den Gefeierten durch Vortrag mehrerer Piken. Herr Bruckner dankte für die erwiesene Aus zeichnung, gab der Freude Ausdruck, daß es ihm nun möglich ist, mündlich seinen Dank für die Ernennung zum Ehrenmitglied abstatten zu können, mit der Versicherung, stets seine wärm ste Sympathie dem Vereine zu schenken."^^ Im Jahre 1884 arbeitete Bruckner in Vöcklabruck an seiner 8. Symphonie. Er bewohnte zu dieser Zeit ein Zimmer im Haus Stadtplatz 38. Der Schluß einer Skizze zum ersten Satz des Werkes ist mit 4. September 1884 dahert. Im Sommer des Jahres 1892 war Bruckner das letzte Mal in Vöcklabruck. Alter und Krankheit erlaubten keine wei teren Reisen mehr, doch ein reger BriefFranz Leitner: Anton Bruckner in Vöcklabruck, in: Vöcklabruck einst und jetzt, Nr. 18, St. Georgen i. A. 1996. F. Leitner, S. 13. " Seit 1884 war Anton Bruckner auch Ehrenmit glied dieses Vereins. Zur „Paixhanslia" vgl.: F. Pisar, Die Paixhanslia, in: Der Bezirk Vöckla bruck, hg. von F. Pisar, Linz 1981, S. 812. Vgl. dazu: F. Leitner, S. 29ff.

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