OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 1/2

trug und die damit verbundene Verurtei lung veranlaßten Führer im Jahre 1845 zur Aufgabe dieser angesehenen Stelle. Von nun an führte ihn sein unstetes Leben durch Süddeutschland und Österreich, wo er versuchte, seinen Le bensunterhalt mit Gelegenheitskompo sitionen zu bestreiten. Zudem findet man ihn auch oft als Leiter von Männer gesangsvereinen. Zunächst führte ihn sein Weg nach Wien, wo er kirchenmusikalische Werke publizierte; dann war er für kurze Zeit wieder in Prag. Im Jahre 1847 ist er in Salzburg anzutreffen, zwei Jahre später in München, wo er wieder einen Betrug verübte und nach einer gerichtlichen Verurteilung nach Augsburg zog. In den nächsten Jahren bereiste er den süddeut schen Raum. Von Dezember des Jahres 1850 an war er fast fünf Jahre lang Leiter der Lie dertafel in Braunau, für die er mehrere Chorwerke schrieb. Im Jänner 1855 wurde er provisorischer Organist in Gmunden. Diese Stelle mußte er jedoch noch im selben Monat wegen Ehrenbe leidigung verlassen. Ab 27. Jänner 1855 ist er in Vöcklabruck nachweisbar, wo er seinen Lebensunterhalt durch Noten schreiben verdiente. Hier stand Führer auch mit benachbarten Chordirigenten in Verbindung. So ist nachgewiesen, daß er für den Leiter des Chores in Atzbach mehrere Präludien" komponierte. Für den Schwanenstädter Chorleiter Cojedec verfaßte er einige Vokalwerke. Im Frühsommer des Jahres 1855 ver ließ er den Bezirk Vöcklabruck und zog über Wels und St. Florian" nach Nieder österreich. Doch schon zu Beginn des Jahres 1856 kehrte er nach Oberöster reich zurück und ist nun mehrere Mo nate in Wolfsegg nachweisbar. Er stieg im dorhgen Gasthof Köblinger ab und ging seiner gewohnten Tätigkeit als Celegenheitskomponist nach. Gemeinsam mit Anton Bruckner ließ er sich vom 4. bis 6. September 1856 beim Sängerfest in Salzburg hören, wo beide Komponisten an der Orgel wettei ferten. Die nächsten Jahre verbrachte Führer in Ried im Innkreis und seiner nächsten Umgebung. Am 11. Mai 1859 wurde er erneut wegen Betruges verhaftet und für ein Jahr in Carsten inhaftiert. Nach sei ner Entlassung wandte er sich nach Wien, wo er, obdachlos geworden, am 4. Oktober 1861 im Allgemeinen Kran kenhaus starb. Führer verfaßte hauptsächlich kir chenmusikalische Werke, deren Vielzahl nicht überschaubar ist. Obwohl er heute kaum bekannt ist, war er doch zu Leb zeiten ein angesehener Komponist. Auch scheint es, hatte er während seines Auf enthaltes im Bezirk Vöcklabruck das da malige Musikleben, vor allem im kir chenmusikalischen Bereich, nicht unbe deutend bereichert. Anton Bruckner in Vöcklabruck und Schwanenstadt Von allen im Bezirk wirkenden Kom ponisten kann Anton Bruckner wohl als der mit der engsten Bindung zu VöcklaWahrscheinlich für Orgel Dort stellte Führer für Anton Bruckner ein Zeugnis über dessen Kenntnisse in Harmonie lehre und Kontrapunkt aus. Im weiteren Leben Bruckners berief sich dieser noch des öfteren auf das positive Zeugnis Führers, was dessen allgemeine Bekanntheit erkennen läßt.

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