OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 1/2

Joseph Süßmayr war maßgebend an der im Jahre 1822 stattgefundenen Grün dung des Kirchenmusikvereins beteiligt, den Dienst als Schulmeister vernachläs sigte er jedoch zusehends. Er spielte lie ber zu den stadtüblichen Tanzveranstal tungen auf, als sich um schul- und kir chenmusikalischen Dienst zu kümmern und ging verstärkt dem Alkoholkonsum nach. So zog er sich die Kritik des Schwanenstädter Bürgertums zu. Der damalige Syndikus und Bürgermeister Franz Prinz beschwerte sich öffentlich über Süßmayrs Verhalten im Schul dienst: „Meine lieben Schwanenslädler! Lieht ihr eure Kinder, wollt ihr brave Bürger haben? - Ihr liebt sie, das andere wollt ihr gewiß. Nun, so sei die Schule euer festes Augenmerk. Dort soll ten sie sittlich-lehrreiche Sachen hören und se hen und dann als Bürger zum eigenen Wohl und zum Besten der Gemeinde befolgen. Unsere braven Vorfahren erkannten dieses. Sie bewil ligten dem Lehrer zur Aufmunterung selbst in den Zeilen ihrer Drangsale jährlich 60 fl und stifteten die schöne stroblische Pfründung. und empfahlen dem Nutznießer die Jugend. Demungeachtet wurde seit mehreren Jahren die Jugend verwahrlost. Der jüngste Sohn [Joseph Süß mayr] trat in die Fußstapfen des Vaters - im Trinken, leider nicht im Schulfache."^^ Uber die Kirchenmusik im speziellen berichtet Prinz weiter: „Schön ist sie, die Tanzmusik in Schwanenstadt, zum Tottanzen! Die Kirchen musik aber so, so! Manche sagen, Dorfkirchen hätten oft Besseres. Wovon das Herz voll ist, geht der Mund über. Werkann den Leuten das Maul stopfen? Woher kommt's? Haben wir etwa zu wenig Regens chori, Organisten, Mu sikanten, Dilettanten? An ersteren fehlt es nicht. Es fehlte an Aufmunterung, Unterstüt zung, somit an Instrumenten, Lehrern und Lehrlingen. Aus nichts wird nichts - die Kirche hat nichts und durfte ohne höhere Bewilligung nichts geben. Aufgemuntert ist's schon! Unter der Oberleitung unseres Herrn Joseph Süßmayr und unter der Leitung seiner zwei Tätigen Schulgehilfen hört man von fünf Uhr morgens bis sieben Uhr abends Singen, Pfeifen und Bla sen. Trotz der vielen Kritik, die Süßmayr entgegengebracht wurde, dürfte sein musikalisches Talent großen Anklang gefunden haben. Joseph Süßmayr ist kompositorisch nicht in Erscheinung ge treten; sein praxisbezogener musikali scher Alltag scheint ihn besonders in Anspruch genommen zu haben. Johann Nepomuk Führer In Vöcklabruck, Schwanenstadt und Wolfsegg war zeitweise der Komponist Johann Nepomuk Führer tätig. fJeute weitgehend unbekannt, genoß der am 2. Juni 1807 in Prag geborene Führer zeit lebens großes Ansehen und allgemeine Bewunderung als Orgelimprovisator. In diesem Zusammenhang scheint es von nicht geringem Interesse, sein äußerst bewegtes Leben kurz zu skizzieren: Führer erhielt seine erste Ausbildung vom Domkapellmeister des Prager Veits doms, Johann Vitasek; daneben be suchte er das dortige Gymnasium. Im Jahre 1826 wurde er Zweiter und 1832 Erster Domorganist am Veitsdom. Nach dem Tode Vitaseks, am 7. Dezember 1839, stieg er zum Domkapellmeister auf. Trunksucht, Wechselfälschung, BeE. Bamberger und H. Slapnicka, Schwanenstadt - Chronik herausgegeben von der Stadigemeinde Schwa nenstadt zur 350-]ahr-Feier der Stadterhebung, Schwanenstadt 1977, S. 59. ' Ebenda, S. 61. Die sehr ironisch gehaltene Rede darf wohl kaum als Lob auf Süßmayr aufgefaßt werden.

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