Musikerpersönlichkeiten in und aus dem Bezirk Vöcklabruck Aspekte zur Musikgeschichte in der oberösterreichischen Provinz Von Klaus Petermayr In den vergangenen Jahrhunderten waren die größeren Städte die Kulturträ ger des musikalischen Bodens. Wien stand durch die Präsenz des Kaiserhau ses nicht nur österreichweit an der Spitze eines großen Reiches, sondern war lange Zeit das europäische Zentrum perfektionierter Musikkultur. Die Lan deshauptstädte waren ebenso Ballungs zentren der Musikpflege wie die großen Klöster und Stifte.^ Für den Bezirk Vöck labruck ist vor allem das Stift Mondsee ausschlaggebend gewesen, welches auch lange Zeit im Besitz der sogenannten Mondsee-Wiener Liederhandschrift war, in der ein beachtlicher Teil des musikali schen Schaffens des im 14. Jahrhundert lebenden Mönchs von Salzburg aufge zeichnet ist.^ Um 1475 trug in Mondsee der Mönch Kaspar de Altenburg zwei Gesänge in ein Manuskript ein.^ Falls es sich dabei um Eigenkompositionen de Altenburgs handelt, könnte dieser als der erste namentlich gesicherte Kompo nist des Bezirkes gelten. Abgesehen von großteils „volksmu sikalischen" Tätigkeiten'^ stand die länd liche Bevölkerung im Abseits der musik historischen Entwicklung. Zwar findet man schon in der Barockzeit vereinzelt Hinweise zu musikalischen Aktivitäten im ländlichen Bereich, etwa in St. Geor gen oder in Frankenmarkt, doch dürften diese nicht in jeder Gemeinde stattge funden haben.' Erst durch die Musikauf fassung der Romantik und durch die Etablierung der bürgerlichen Bevölke rungsschicht konnte die sogenannte „klassische" Musik' auch im provinzia- ' An erster Stelle seien hier die Benediktinerstifte Kremsmünster, Göttweig und Melk genannt. ^ Vgl. u.a.: F. V. Spechtler, Die geistlichen Lieder des Mönch von Salzburg, Berlin 1971. Siehe auch Fuß note 41. ^ Bei den Gesängen handelt es sich um Ich bin verwunt und Domine desiderum. Das Manuskript be findet sich in der Österreichischen Nationalbi bliothek, Cod. 4015, fol. 119 r und 221 r. Vgl. auch: O. Wessely, Musik in Oberösterreich, Linz 1951, S. 8. " Der Begriff „Volksmusik" wurde erst im späten 18. Jh. geprägt. Gemeint ist hier das Musizieren niederer Bevölkerungsschichten im ländlichen Bereich. In St. Georgen schreibt Pfarrer Rupert Landelin Baron von Bodmann im Jahre 1734 über die Verwendung von Trompetern und Paukern, wo bei es sich mit Sicherheit um Turmbläser han delte. Ahnliche Nachrichten sind auch aus dem Jahre 1768 bekannt; und schon 1701 ist in Fran kenmarkt von „9 Bandisten" die Rede, also Blas musikern, bei denen es sich aller Wahrschein lichkeit nach auch um Turmbläser handelte. Vgl. dazu: Ernst Sompek, Vereinswesen in St. Geor gen im Attergau, in: St. Georgen im Attergau, hg. von der Gemeinde St. Georgen, Vöcklabruck 1982, S. 146, und J. Friedl, Die Entwicklung des Blasmusikwesens, in: Der Bezirk Vöcklabruck, hg. von F. Pisar, Linz 1981, S. 729. Unter „klassischer" Musik ist hier nicht nur die Musik eines Haydn, Mozart oder Beethoven gemeint, sondern auch die der gesamten ro mantischen Epoche wie Schubert, Brahms, Bruckner etc.
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