OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 1/2

schwarzes Laibl oder die Hälfte eines Hoftveckens". Reftenpacher und Sftasser, der vielleicht den Annalisten nur zitiert, lassen die Brotportion fast zwei Pfund, Finsterwalder hingegen nur ein Pfund wiegen. Schwarzenbrunner führt das Zeugnis eines alten Stiftsangestellten an, das „Laibl" sei sogar eineinhalb Pfund schwer gewesen.^" Interessant ist vielleicht auch seine Bemerkung, die sich im Tagebuch des Abtes Karl Stengel zum Karnisseltag 1633 findet, das gesegnete Brot würde das ganze Jahr nicht verderben und verschimmeln.^' Manchmal kam es auch vor, daß die vorgesehenen Mengen an Fleisch und Brot für die herbeigeströmten Leute nicht ausreichten. Dann wurde eben Geld ver teilt, um die Menschen nicht zu enttäuschen. Das geschah auch, wenn der Karnissel tag im Vorjahr entfallen war.^^ Bei dem großen Andrang, der an diesem Tag im Stifte herrschte, darf es nicht verwundern, wenn es immer wieder zu Unzukömmlichkeiten, ja zu Unglücks fällen kam. Ein solcher Fall wird beispielsweise vom 10. Dezember 1680 berichtet: Die Kremsmünsterer Bürgerstochter Ursula Wimmer stand unter den Wartenden ganz vorne beim Markttor. Als dieses nun geöffnet wurde, entstand ein starkes Gedränge. Viele stürzten und wurden getreten. Dabei brach sich das Mädchen den Arm. Die Bemühungen der Bader zeiügten keinen Erfolg. Erst eine Wallfahrt in den nahe gelegenen Marien-Wallfahrtsort Adlwang brachte das gewünschte Ergebnis: Die Verletzte ging „frisch vnd gsund aller Schmertzen befreyet nacher Hauß'V^ Ein andrer Vorfall ereignete sich im Jahre 1715: Infolge des gewalhgen Ansturms über die Brücke brachen die Planken, viele Menschen stürzten in den darunterliegenden Graben und erlitten dabei leichtere und schwerere Verletzungen.^® Dazu schienen auch mutwillige Klosterschüler, die am 10. und 11. Dezember schulfrei hatten, das Gedränge am Karnisseltag zu allerlei Schabernack benützt zu haben. So wurde ihnen unter Androhung der Rutenstrafe untersagt, die ankommen den Leute mit Schneebällen zu bewerfen oder auf andere Weise zu beläshgen; noch viel weniger sollten sie über die Köpfe der dicht Gedrängten steigen, wie es einige Buben wagten.^' Ebd. Zu den Aussagen der anderen Autoren siehe Anm. 35! „... integer panis et frustrum carnis. Solent prius benedici et propterea panis integre anno non marcescit aut fit mucidus." (Pitschmann, Tagebuch, 73.) So geschehen 1701: „Concursus erat insolitus ita, ut deficiente Pane et carne pecunia substitui deburit 212 fl 52x." (Cölestin Maralt, Ephemerides Domesticae 1700-1711, Ms., StAKr Ia/II/2, 26r.) Ebenso 1715 nach zweimaligem Entfall der Spende: „Cuilibet portioni plebejorum superaddebantur 7 cruciferi;... ut reparetur id, quod per duos annos defuit." (Maralt-Fackler, Ephemerides, zum 10.12.1715.) Gotthard Freud, Die wunderbarliche Mutter, oder, das wunderthätige unser lieben Frauen schmerz hafte Vesper- und Gnadenbild zu Adlwang, Linz 1683, 185. „... quod magno impetu vrgens per pontem hominum frequentia latera seu cancellos ... perfregerit, multis in fossam subiectam praecipitatis, ex quibus aliquis levius, aliquis gravius laedebantur." (Ma ralt-Fackler, Ephemerides, zum 10. 12. 1715.) „NB. Inhibeatur studiosis, ut nullus adventantes homines nive jaciat, vel alio modo molestet; multo minus super capita eorum, quemadmodum nonnulli audent pueri, scandat sub paena virgarum." (Trausner, Promptiarium et diarium, zum 10. 12. 1708; siehe dazu auch Pitschmann, Schülerleben, 142!)

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