Wie verlief nun die Brot- und Fleischspende? Schon am 9. Dezember wurden die Brot- und Fleischportionen im Fischbe hälter vom Kirchenrektor oder auch vom Küchenmeister gesegnet."^ Für den Karnisseltag wurden dann vier oder sechs Priester vom Prior zum Austeilen bestimmte® Sie aßen um zehn Uhr im Refektorium und nahmen beim P. Küchenmeister noch eine kleine Stärkung zu sich. Abends speisten die Austeiler beim zweiten Tisch, sie durften sich dann auch ausschlafen. Die Verteilung an der Hoftafel und im Refektorium besorgte P. Prior, die in der Türnitz, wovon oben ja schon die Rede war, P. Subprior.'^' In der Stiftskirche wurde schon am Vormittag von den Seitenaltären Leuch ter, Altartücher und Antipendien entfernt. Um halb elf Uhr begann die große Glocke zu läuten. Das Geläute dauerte dann bis zur Predigt um elf Uhr, die über die Evange lienstelle von der Speisung der Fünftausend gehalten wurde. Hatten sich dann die Leute aus der Kirche entfernt, wurde das Gotteshaus sofort gesäubert. Um elf Uhr wurden die äußeren Tore geschlossen. Nach dem „Engel des Herrn" um zwölf Uhr gab der Hofrichter ein Zeichen, worauf das Eichentor geöffnet wurde. Etwas vor zwölf Uhr begaben sich die für die Verteilung bestimmten Geistli chen aus dem Konvent durch die Pfisterei (Bäckerei), den Wälischgarten, den Getrei dekasten und die Wäscherei zu den Hütten. Über dem Habit trugen sie eine violette Stola. Lederne Handschuhe und ein Leinenschurz schützten Hände und Habit vor Schmutz. Ein Diener reichte dem Priester Fleisch und BroU^ Über das Gewicht der einzelnen Portionen gibt es verschiedene Angaben. Sicherlich wurden ja durch die Jahrhunderte nicht immer gleichviel abgegeben. Nach den Angaben Rettenpachers, Finsterwalders, Strassers und der Kammerei rechnung 1686 bekamen die Leute ein halbes Pfund Fleisch.Schwarzenbrunner zitiert jedoch Leute, die noch selbst am Karnisseltag beteilt worden sind. Ihnen zufolge habe die Fleischportion drei Viertel Pfund gewogen. Schwarzenbrunner erklärt das damit, daß die Portionen nicht gewogen, sondern nach Augenmaß aus gehackt worden seien.Das Brot war nach seinen Angaben ein „sogenanntes " Ägyd Eberhard von Raitenau, Caeremonialis Cremiphanensis, Ms., StBKr, CCn 1640, 243; Schwar zenbrunner, Vorarbeiten III, 251. Die verschiedenen Angaben erklären sich aus der Tatsache, daß sie aus verschiedenen Zeiten stammen. Von vier Priestern sprechen Caeremonialis, 243, und Observanda, 20; von sechs Priestern Pichler, Calendarium, 176, und Schwarzenbrunner, Vorarbeiten III, 251. Namentlich werden für den 10. 12.1723 angeführt: „Garnes et panes in annua distributione dispensarunt R. P. Edmundus, P. Romanus, P. Odilo, P. Nonnosus." (Mayrlechner, Ephemerides, 14.) Pichler, Calendarium, 176. ™ Ebd.; Schwarzenbrunner, Vorarbeiten III, 253 f. Ebd., 251. " Rettenpacher, Annales, 57: „... dimidia carnis libra, duae ferme panis"; Finsterwalder, Haubt Urbar und Grundbuch Vber ... Stüft und Closter Crembsmünster, 31, StAKr Ga/III/6: „ain Pfund Brod, vnd ain halb Pfund Rindfleisch"; Gabriel Strasser, Kremsmünster aus seinen Jahrbüchern I, Steyr 1810, 138, Anm.: „ein halb Pfund Fleisch und fast 2 Pfund Brot"; StAKr, KR, B 1685/86, Nr. 547: „anstatt ei nes Wöggen Brodts, neben ainhalb pfundt fleisch Jeder Persohn 1 xr. also den 10. et 11 Decembr. Vor 12.211 Persohnen ausgethailt worden 203 fl. 4 ß 4 d". " Schwarzenbrunner, Vorarbeiten III, 251 f.
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