Daraufhin schrieb der Abt, das Kloster verfüge infolge verschiedener Schicksalsschläge nicht mehr über entsprechende Originaldokumente. Im einem Transumptum Fundationis aus dem Jahre 1465 sei allerdings von einem „Gspendt" nichts enthalten. Es sei von den Äbten freiwillig eingeführt worden, könne also auch wieder abgeschafft werden. So habe er sich mit Zustimmung des Konvents ent schlossen, anstelle des „Gspendts" den Stiftsuntertanen zu helfen, die unter den Unbilden der Witterung und unter Bränden zu leiden hätten. Deshalb sei auch die ses Jahr die Austeilung von Fleisch und Brot unterblieben." Schließlich teilte die Landeshauptmannschaft am 14. Oktober 1774 dem Klo ster mit, daß durch ein Reskript der Regierung die Errichtung eines Zucht- und Arbeitshauses in Linz bewilligt worden sei. Die Stifte sollten die bisher für die Spen den ausgelegten Beträge künftig für den Unterhalt dieser Einrichtung bestimmen. Wenn ein Kloster aber nicht durch eine Stiftung zu dieser Spende verpflichtet sei, sollte diese in einen jährlichen freiwilligen Beitrag umgewandelt werden." Die Antwort des Prälaten erfolgte unter dem 13. November 1774. Er sei zusammen mit seinem Konvent übereingekommen, für das Zuchthaus, falls es zustande kommen sollte, ein für allemal ein Kapital von 4.000 oder höchstens 5.000 fl. herzugeben. Dafür sollte das Stift jedoch von weiteren Beiträgen befreit sein. Es werde die Summen, die es bislang für das Gspendt aufgewendet habe, für die armen Untertanen, die Spitäler und die Unterstützung der Studierenden aufwen den. So sei sowohl im vorigen als auch in diesem Jahr Untertanen geholfen worden, die durch Unwetter und andere Unglücksfalle geschädigt worden seien." Dieser Kremsmünsterer Vorschlag wurde aber nur von den Behörden insofern angenom men, als das Kloster für das Zuchthaus zwar 4.000 fl. zu entrichten hatte, dies jedoch nicht bloß einmal, sondern alljährlich. Diese Abgabe mußte sogar noch bis in die fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts geleistet werden. Nach dem Urteil eines späteren Geschichtsschreibers „war diese Abstellung und Umwandlung nicht minder dem Stifte, als dem allgemeinen Besten zum Vor theile"." Wuchs doch die Zahl der Armen, wie oben schon erwähnt, von Jahr zu Jahr. So wurden im Jahre 1772 über 27.000 Portionen ausgeteilt, wozu an 100 Ochsen geschlachtet und an 30 Mut Getreide aufgewendet werden mußten.®*^ Auch kam es immer wieder zu Unzukömmlichkeiten, wenn die Leute nach Kremsmünster pilger ten und bei der Heimkehr ihre Häuser von Soldaten oder Räubern ausgeplündert vorfanden. Dies mögen zwei Zeugnisse erläutern: Der Kammerschreiber Hilleprandt schrieb am 10. Dezember 1704, also während des Spa nischen Erbfolgekrieges, an den Pfleger von Pernslein: „Die Unsicherheit Bey denen Häusern Bericht des Abtes Erenbert an die Landeshauptmannschaft, Konzept, o. O. u. D. (Ebd.) " Intimation der Landeshauptmannschaft an Abt Erenbert, Linz, 14. 10. 1774. (Ebd.) Bericht und Erklärung des Abtes Erenbert an die Landeshauptmannschaft, Konzept, 13. 11. 1774. (Ebd.) " Ulrich Hartenschneider, Historische und topographische Darstellung von dem Stifte Kremsmünster, Wien 1830 (= Kirchliche Topographie von Österreich III/2), 244. Schwarzenbrunner, Vorarbeiten III, 259. 1 Mut = 30 Metzen = 18,45 hl.
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