OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 1/2

Handelsleuth mit allerlai Wharen, als ob derselb ain befreiter Jarmarkht war, one des zusamen khomen und etlich tag daselbs fail haben, von alter her vill lange Jar ausser der zwaier befreidten Jarmarkht gehalten wirdet."^^ Dieser Supplik können wir also entnehmen: 1. Das „Gspendt" wurde als jahrhundertealter Brauch angesehen; 2. Es war auch während der Wirren der Refor mation, die das Kloster an den Rand seiner Existenz gebracht hatte, nicht abgekom men; 3. Die Anzahl der Beteilten war beträchtlich, betrug immerhin 4.000 bis 5.000 Leute. Aus dieser Zeit geben auch schon, wie ja Schwarzenbrunner hervorhebt, die Kammereirechnungen Auskunft über Rinderkäufe, die für die Fleischspende nötig waren. So wurden im Jahre 1515 für den Stiftertag 10 Rinder um 18 Pfund, 80 d, im Jahre 1516 13 Rinder um 22 Pfund, 3 d, im Jahre 1555 5 Ochsen um 43 fl. 2 ß und 16 d und im Jahre 1559 6 Ochsen um 69 fl. gekauft.''® Genauer sind wir über den Zeitpunkt der Abschaffung des Karnisseltages informiert. Unter Abt Erenbert III. Meyer (1771-1800) wurde er im Dezember 1772 zum letzten Mal begangen. Denn schon am 8. Februar 1773 richtete die Landes hauptmannschaft in Österreich ob der Enns an den Prälaten ein Schreiben, die Kai serin habe befohlen anzuzeigen, „was für jährliche Spenden desselben Shft halte, ob selbe freywillig oder gestiftet, und mit was für Verbindlichkeiten solche allenfalls behaftet seyen, auch was solche dem Stift jährlich gekostet haben mögen". Der Abt möge dies binnen 14 Tagen nach Linz melden.'' Der Prälat antwortete unter dem 15. Februar. Es würden bei dem „Gspendt" am 10. Dezember Va Pfund Fleisch und ein Laibel aus Roggenmehl ausgeteilt. Es fände sich keine besondere Stiftung, doch gäbe es diesen Brauch seit ältester Zeit, vermutlich schon seit der Gründung. Früher seien viel weniger Leute aus diesem Anlaß nach Kremsmünster gekommen. Da aber in letzter Zeit die Lebensmittel teu rer geworden seien, habe sich ihre Zahl vermehrt. Es kämen bis zu 20.000 Leute und mehr, auch aus anderen Vierteln und aus Böhmen. Sollten sich aber bessere Zeiten einstellen, werde die Zahl sich wieder vermindern. Da man derzeit Va Pfund Fleisch zu 3 xr und das Brot zu 1 xr rechne, käme das „Gspendt" auf 1.333 fl. 20 xr. Diese Summe wolle das Stift schon länger anstatt für diese Spende für die hiesigen Spitä ler aufwenden, die ohnehin dem Kloster jährlich einige tausend Gulden kosteten. So könne man hier noch mehr Arme unterbringen. Anderseits habe man aber Mitleid mit den vielen Armen, die durch das „Gspendt" für einen Tag Nahrung bekämen.®® Erst am 16. November 1773 forderte Linz vom Stifte, man wolle bezüglich der Spende genauere Untersuchungen anstellen. Deswegen sollten „dißfällige Origi nal Stift-Briefe und Documenten" binnen acht Tagen vorgelegt werden.®' Supplik des Abtes Erhard Voit an Kaiser Maximilian II. StAKr, Kammereirechnungen (= KR) B 1515, 26r; B 1516, 56r; B 1555, 66v und B 1559, 138v. Intimation der Landeshauptmannschaft an Abt Erenbert, Linz, 8. 2. 1773 (StAKr Ia/I/4, Konvolut Klo ster 1771-1776). Bericht des Abtes Erenbert an die Landeshauptmannschaft, Konzept, 15. 2. 1773. (Ebd.) Intimation der Landeshauptmannschaft an Abt Erenbert, Linz, 16. 11. 1773, präs. 10. 12. 1773. (Ebd.)

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