OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 1/2

den Brauch erwähnt, wenngleich hier unter dem Gründonnerstag die Verteilung von Geld erwähnt wird. Die Möglichkeit, daß der Ochs im Klosterwappen dem Karnisseltag zuzuschreiben sei, will er zwar nicht ausschließen. Doch glaubt er, daß zur Zeit, als dies geschah, das „Gspendt" noch nicht so bedeutend gewesen sei. Erste gesicherte Nachrichten über die Spende böten erst die Kammereirechnungen des Stiftsarchivs."" Einen interessanten Hinweis auf das Alter des Brauches enthält eine Supplik des Abtes Erhard Voit (1571-1588) an Kaiser Maximilian II. vom Spätsommer oder Frühherbst 1576. Von Kaiser Friedrich III. seien dem Markt Kremsmünster zwei Jahr märkte (zu Pfingsten und zu „sand Agapitustag") gewährt worden. Inzwischen gäbe es aber auch an vielen Nachbarorten Märkte. Besonders der Linzer Barthlmai-Markt bringe den Agapitus-Markt fast völlig zum Erliegen. Deshalb bitte das Kloster, die sen Jahrmarkt auf den Stiftertag verlegen zu dürfen."® Die staatlichen Behörden for derten vom Stift, es möge noch Bericht über die diesbezügliche Meinung der benachbarten Städte und Märkte erstatten."'' Diese wird wohl negativ gewesen sein. Dazu ist auch die ungünstige Jahreszeit (11. Dezember!) in Betracht zu ziehen. Jeden falls kam es nicht zu der beantragten Verlegung. Die für uns interessante Stelle in der Supplik lautet nun: „Dieweill aber, allergnedigster Khaiser, durch den Stiffter dis wirdigen Gottshaus Khrembsmünster, Thassilo genannt, ain jerliche Geb und Spendt auf dem Tag Damasius, welcher gleich am 14 Tag vor dem heiligen Weihnachttag gefeit, daran allen Menschen, ciain und groß, niemandts ausgenomben, wer dieselb besucht, ain Weckhen Prots und ain Stückh Vleisch geben wierdet, verordnet und gestifft, welche Spendt oder Gab auch jerlich und bis auf datto vill hundert Jar vleissisg geraicht worden, zu welcher son derlich bei [gestrichen: diesen] teuren Jaren jerlich über die vier und merers tails in die fünff tausent Menschen zusamen khomen und dise freye Spendt empfahen, wie dann auch auf dieselb Zeit des gestifften Gottesdienst und Spendt halber ain öffent licher Khirchtag, darauf von villen umbligenten Stetten und Märkhten Khauf- und "" Schwarzenbrunner, Vorarbeiten III, 273-276. Schwarzenbrunner läßt allerdings den Ochsen erst im Jahre 1449 im Stiftswappen aufscheinen. Doch zeigt schon das Siegel an einer Urkunde des Abtes Martin II. von Polheim (1376-1399) vom 23. Mai 1399 Ochs und Wildschwein. (Theodorich Hagn, Urkundenbuch für die Geschichte des Benedictiner Stiftes Kremsmuenster, seiner Pfarreien und Be sitzungen vom Jahre 777 bis 1400, Wien 1852, 362, Nr. 336.) Konzept der Supplik von der Hand des Hofschreibers Michael Raminger, o.D., StAKr, Qa. Aus der Antwort der Linzer Behörden (siehe Anmerkung 9!) geht hervor, daß die Supplik an Kaiser Maximi lian II. (t 12.10.1576) vor diesem Tag verfaßt wurde. Zur gewünschten Verlegung siehe auch Edmund Baumgartinger, Bürgertum und Handwerk im Markt Kremsmünster. In: Festschrift zum 400jährigen Bestände des öffentlichen Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster (hrsg. vom Professo renkollegium), Wels 1949, 314 f., und Altman Kellner, Der Jahrmarkt von Kremsmünster. Jn: 1.200 Jahre Kremsmünster 777-1977 (= StudMittOSB 88 [1977], 226!) Für den Hinweis auf diese zwei Ak ten und andere wertvolle Hinweise bin ich meinem Mitbruder Prof. Dr. P. Rupert Froschauer zu Dank verpflichtet. Kopie des Bescheides der Landesanwaltschaft und des Vizedomamtes, Linz, 5. 4. 1577, StAKr, Qa.

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