schwer zu kämpfen. Aber in den sechziger und siebziger Jahren nennen uns die Shftstagebücher stattliche Gästezahlen: 70, 80 Gedecke waren üblich, doch auch über 100 Gäste wurden manchmal gezählt.^® Diese große Gästezahl wurde von den Mitgliedern des Hauses nicht immer geschätzt; dazu kam es manchmal auch zu Unzukömmlichkeiten.^' Auch in unserem Jahrhundert wurde und wird der 11. Dezember in altherge brachter Weise gefeiert. In der Stiftskirche sind die Altäre schwarz verhängt. Im Herzstück des Tuches, das den Hochaltar verhüllt, ist das Wappen des Baiernherzogs zu sehen. Auf dem Katafalk vor den Stufen zum Hochaltar liegen der Herzogs hut, das Schwert und das Szepter. Leuchter in Form von überlebensgroßen Totenge rippen umstehen die Tumba. Der Abt hält das Pontifikalrequiem in einem schwar zen, reich mit Gold durchwobenen Ornat, den Abt Leander Czerny seinerzeit ange schafft hat.^" Kam vor der Liturgiereform am diesem Tag ein kirchlicher Würdenträ ger, so zelebrierte er am Agapitusaltar, wobei er das schwarze Meßgewand aus dem Jahre 1630 trug.^^ Seit 1964 wird der Gottesdienst in Konzelebrahon gefeiert, wobei heute die Totenvesper am Vortag um 17 Uhr, das Requiem um 10 Uhr stattfindet. Dabei finden die kostbarsten Zimelien des Klosters ihre liturgische Verwendung: der Tassilokelch, der Codex Millenarius Maior und die Tassiloleuchter. Der Codex Millenarius Maior (CCCiml der SHftsbibliolhek Kremsmünster) ist ein karolingisches oder hesser „nachagilolfingisches" Evangeliar aus der Zeit um 800.^^ Uber die Entstehungszeit der zwei „Tassilo-Eeuchter" gehen die Meinungen auseinander. Stollenmayer nimmt an, sie seien aus dem Szepter des Baiernherzogs angefertigt worden, gehörten also ins 8. Jahrhundert. Tatsächlich bestätigt ein Restaurierungsbericht über die Eeuchter aus dem Jahre 1996 die Uneinheitlichkeit von Fuß, Schaft und Nodi; so könnte also eine Verwertung alter ' Z. B. zum 11. Dezember 1860: „104 Gäste waren bei Tisch" (Beda Piringer, Tagebuch zur Stiftschronik 1856-1863, Ms., StAKr Ia/II/1, 132); zum 11. Dezember 1861: „Bei Tisch 105 Gedecke" (Augustin Reslhuber, Tagebuch I [1860-1866], Ms., StAKr Ia/n/3); zum 13. Dezember 1863: „Vorgestern verlief der Stiftertag wie gewöhnlich, noch mehr Gäste als gewöhnlich, über 90" (Piringer, Tagebuch, 258), ' So heißt es z. B. zum 11. Dezember 1861: „Gäste hatten sich so viele eingefunden, daß dadurch die ge sellige Behaglichkeit der Glieder des Hauses nicht erhöht wurde." (Fruhwirth, Tagebuch I, 49). Zum Umtrunk mit dem Tassilokelch bemerkt derselbe Chronist im Jahre 1867: „... insbesondere setzten die k. k. Beamten dem Weine wacker zu." (Ders., Beiträge zum Tagebuche des Stiftes Kremsmünster II [1866-1872], Ms., StAKr Ia/II/1, 52.) ' Abt Leander Czerny (1905-1929) erwarb den Ornat im Jahre 1917 um 14.200 kr, da er von der Fa. G. Harslem (Kufstein), die sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befand, um Arbeit gebeten worden war. (Kellner, Inventar, 424.) - Die Kasel aus schwarzem Samt wurde im Jahre 1630 vom Augsburger Handelsmann Michael Pfalzer um 200 fl. erworben. Sie zeigt im Mittelstück des Rückens den Tod als „Beherrscher aller Stände", auf der Vorderseite einen Totenkopf, woraus Gewürm kriecht. (Ders., Inventar, 397; ders., ParamentenraumV/8. In: 1.200 Jahre Kremsmünster. Stiftsführer, Linz 1977, 193.) ' Hauke Fill, Katalog der Handschriften des Benediktinerstiftes Kremsmünster I, Veröffentlichungen der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters II/3/1, Wien 1984, 33-36; Holter, Kunst schätze der Gründungszeit, 116-121, besonders 116.
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