tung.^^ Am Stiftertag zelebrierte dann der Abt um neun Uhr das Pontifikalamt mit dem Liberad^ Die Kirche war mit schwarzen Spalieren ausgekleidet. Ein großer Katafalk stand vor den Stufen zum Hochaltar. Dazu wurden an allen Altären von den Konventualen und von den Seelsorgern aus den Shftspfarren hl. Messen für das Seelenheil des Shfters zelebriert. Dies wird auch noch vom Stiftertag des Jahres 1863 berichtet.^^ Am Gottesdienst nahmen bis zum Revolutionsjahr 1848 alle Beamten der Shftsherrschaft die Pfleger der Stiftsherrschaften (z.B. Bernstein, Scharnstein) und die der benachbarten Herrschaften (z. B. Achleiten, Hall, Feyregg) teil. Sie wur den dazu schriftlich vom P. Prior eingeladen. Ob sich damals auch Gäste selbst dazu einluden, wie es des öfteren zu geschehen pflegt, geht aus den Quellen nicht hervor. Auch zum Mittagessen an der Prälatentafel oder im Refektorium fanden sich dann immer auch zahlreiche Gäste ein. Am Karnisseltag kamen gerne Ordensange hörige aus der Umgebung (Kapuziner und Minoriten aus Wels, Paulaner aus Ober thalheim, Jesuiten und Dominikaner aus Steyr). Am zweiten Tag, dem Stiftertag selbst, diente die Türnitz^' als Speisezimmer für Pilger und einfachere Gäste. Hier wurden die Schulmeister, die größeren Meier des Klosters und die Totengräber der Stiftspfarren verköstigt und mit einer entsprechenden Brot- und Fleischportion beschenkt. Natürlich erhielten auch die Gäste an der Prälatentafel Brot und Fleisch. Die Geistlichen im Konvent bekamen Brot und an die vier Pfund Fleisch; den Aka demikern^^ standen Brot und drei Pfund Fleisch, den übrigen Studenten Brot und zwei Pfund Fleisch zu. Den Hausbeamten wurden „1 Laibl und nach Charakter Fleisch" ausgefolgt.^^ Am 12. Dezember wurden schließlich, ebenfalls in der Türnitz, an die Bewohner des Marktes, der beiden Burgfriede und Kirchbergs die gewöhnli chen Brot- und Fleischportionen ausgeteilt. Die Leute waren vorher eigens vom Ortsschullehrer „beschrieben" worden. In den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts wird wohl die Anzahl der Gäste nicht allzu groß gewesen sein. Denn das Kloster hatte in dieser Zeit als Folge der Napoleonischen Kriege und all ihrer Nachwirkungen wirtschaftlich '■ Diese Form der Totenvesper, nach ihrem Komponisten auch „Gunther-Vesper" genannt, ist „auch des wegen ein Unikum, weil es wohl nirgends mehr ,Vesperae defunctorum' mit Instrumenten gibt." (Altman Kellner, Musikgeschichte des Stiftes Kremsmünster, Kassel - Basel 1956, 650). Die auch heute noch aufgeführte Totenvesper komponierte der Kremsmünsterer Benediktiner P. Gunther Kronecker (tl847) im Jahre 1834 als Kooperator in Eberstalzell. Aus den Tagebuchaufzeichnungen des 19. Jahr hunderts geht hervor, daß die Komposition wahrscheinlich alljährlich aufgeführt wurde. Heute ist dies ebenfalls üblich. ' Dafür gilt dasselbe wie für die Vesper. Kronecker schrieb das achtstimmige Libera 1832. (Ebd., 648.) Es wird gleichfalls jedes Jahr gesungen, auch nach der Liturgiereform, die das Libera abschaffte. ' So berichtet der Ghronist zum 11. Dezember 1863: „Anwesend diesm.al alle Gooperatoren folgend dem ihnen bekanntgegebenen Wunsche des H. Prälaten: für den Stifter des Hauses in diesem selbst das hl. Opfer darzubringen." (Cajetan Fruhwirth, Beiträge zum Tagebuch des Stiftes Kremsmünster I [1861-1866], Ms., StAKr Ia/II/1, 158.) ' Türnitz (Dürniz) war in Klöstern und Herrschaftshäusern die Gesindestube. Im Stift Kremsmünster befindet sie sich in der SW-Ecke des Prälatenhofes. ' Die Studierenden an der Ritterakademie, die im Kloster in den Jahren 1744-1789 bestand. ' Schwarzenbrunner, Vorarbeiten III, 257.
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