OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 1/2

nochmals um Verzeihung, schwor Urfehde und verzichtete auf alle seine Rechte, also auch auf Baiern. Dann verschwand er endgültig hinter Klostermauern.^ So ist über das Schicksal der letzten Agilolfinger nichts weiter mehr bekannt. In welchem Jahr Herzog Tassilo starb, ist unbekannt, nur seinen Todestag kennen wir, den II. Dezember. Ihn verzeichnet schon das älteste Nekrolog von Kremsmünster aus dem 13. Jahrhundert.' Der Stiftertag So wird denn alljährlich der 11. Dezember in der Tassilostiftung Kremsmün ster als „Stiftertag" (auch Stiftungstag, anniversarius fundatoris, anniversarius fundatorum, anniversarius fundationis) feierlich begangen. In der Stiftskirche werden am Vortag die Totenvesper gesungen und Matutin und Landes des Totenoffiziums gebetet, am Tag selbst das Pontifikalrequiem zelebriert. Obgleich Herzog Tassilo schon unter die Seligen gezählt wird," wird noch ein Requiem gehalten, da man ja dabei auch aller verstorbenen Wohltäter des Hauses gedenkt, auch der steirischen Ottokare, der Babenberger und der Habsburger. Fällt der Stiftertag auf einen Sonntag, so wird er auf Montag verlegt. Solange die Brot- und Fleischspende verabreicht wurde, wovon noch ausführlich die Rede sein wird, wurde sie in diesem Falle schon am Samstag gegeben, der Festtag ^ Vgl dazu Lothar Kolmer, Zur Kommendation und Absetzung Tassilos III. In: Zeitschrift für bayeri sche Landesgeschichte, München 43 (1980), 291-327; Willibrord Neumüller, Kremsmünster im Mit telalter. Der Stifter Herzog Tassilo III. von Bayern. In: Kremsmünster. 1.200 Jahre Benediktinerstift, Linz T977, 59-65; Erich Zöllner, Das Geschlecht der Agilolfinger. In: Die Anfänge des Klosters Kremsmünster (= Ergänzungsband zu den MOÖLA 2, Linz 1978), 51-82; zur Mönchung Tassilos vgl. Walther Laske, Die Mönchung Herzog Tassilos III. und das Schicksal seiner Angehörigen. In: Die Anfänge des Klosters Kremsmünster, 189-197; über das Verbannungskloster Jumieges handelt Pankraz Stollenmayer, Das Grab Herzog Tassilos III. von Bayern. In: Gymn. Jb. 105 (1962), 1-66. ■' „III. Id. Dec. (11. December) ... Tassilo dux et m. fundator i. I." (Altmann Altinger, Die zwei ältesten Necrologien von Kremsmünster, Wien 1897 = AÖG 84 [1898], 107; MGH Necr. IV, 326). Denselben Tag verzeichnen die Nekrologien der Klöster Wessobrunn, Tegernsee, Weltenburg und Mattsee. (Ebd. I, 51; II, 156. 382; IV, 190.) Laut Altinger wurde das Kremsmünsterer Nekrolog im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts angelegt und bis nach 1488 fortgeführt. Die Hand C, der er die Eintragung zuordnet, soll die des Bernardus Noricus (= Berthold von Kremsmünster) sein. (Altinger, Necrologien, 15 f.; Willibrord Neumüller, Bernardus Noricus von Kremsmünster. In: Gymn. Jb. 90 [1947], 77-87.) Das Nekrolog (Liber anniversariorum, Seelbuch) ist ein Buch, worin für den Bereich des Klosters die an den einzelnen Tagen des Jahres Verstorbenen (Mönche, Fürsten, Wohltäter) verzeichnet wurden. Es hatte meist die Form eines Kalenders, gab aber nur selten das Todesjahr an. Am Todestag wurde dann des Toten beim Gottesdienst (Chorgebet und Meßfeier) gedacht. ■' So erwähnt das Altman Kellner, Profeßbuch des Stiftes Kremsmünster, Klagenfurt 1968, acht Mitglie der des Klosters, die den Klosternamen Tassilo erhielten und den Herzog als ihren Patron verehrten, bzw. verehren. Fünf von ihnen waren Laienbrüder, seit 1866 drei Priester. Zum ersten Mal wurde der Name im Jahre 1661 vergeben. (Ebd. 241, 276, 297, 339, 463, 535; Theodorich Pichler, Ergänzungen zu P. Altman Kellners Profeßbuch des Stiftes Kremsmünster, 1985, 101.)

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2