Der Stiftertag in Kremsmünster Von P. Benedikt Pitschmann TASSILO, DUX PRIMUM, POST REX, MONACHUS SED AD IMUM. IDIBUS IN TERNIS DECESSERAT ISTE DECEMBRISP (Tassilo, Herzog zuerst, dann König, am Ende Mönch. Gestorben am 11. Dezember.) Dlese beiden Hexameter schildern knapp und präzise Triumph und Tragik des Baiernherzogs Tassilo III. (748-788) aus dem Geschlecht der Agilolfinger. Als Nachfolger seines Vaters Odilo (737-748) suchte er sich, seinem Ahnen Theodo (680 bis ca. 716) ähnlich, der Macht der Frankenherrscher zu entziehen. Baiern unabhän gig zu machen. Er war mit den Langobarden verbündet, war doch seine Gattin Liutbirg eine Tochter des Langobardenkönigs Desiderius. Papst Hadrian 1. taufte und salbte 772 seinen Sohn Theodo. Den Karolingern im Frankenreich, diesen „Empor kömmlingen", fühlte er sich überlegen. Doch sein Vetter Karl ging nach der Unter werfung der Langobarden auch gegen Tassilo vor. Der Herzog wurde 787 aufgefor dert, zum Hoftag nach Worms zu kommen, weigerte sich aber. Als sich darauf Karl anschickte, mit drei Heeren gegen Baiern zu marschieren und sich dort auch baierische Adelige gegen ihren Landesherrn stellten, mußte Tassilo nachgeben. Auf dem Lechfeld unterwarf er sich dem Frankenkönig, übergab ihm sein Herzogtum und erhielt es als Lehen zurück. Ferner stellte er seinen Sohn Theodo und zwölf Adelige als Geiseln. Doch schon 788 rief der Frankenkönig seinen gedemütigten Vetter wie der vor den Reichstag von Ingelheim. Tassilo wurde verhaftet, vor Gericht gestellt und mit schwersten Anklagen konfrontiert. Schließlich wurde der Herzog zum Tode verurteilt. Doch Karl „begnadigte" seinen Verwandten, der sich dann für die Mönchung entschied, geschoren wurde und in einem Kloster, vielleicht in Lorsch, viel leicht auch in Jumieges im Westen des Frankenreiches, verschwand. Auch Tassilos Angehörigen traf dasselbe Schicksal, die Familie der Agilolfinger starb aus. Das Her zogtum Baiern wurde ein Teil des Frankenreiches. Noch einmal, 794, mußte der abgesetzte Herzog vor der Reichsversammlung in Frankfurt erscheinen. Hier bat er ' Burcardus Gotthelffius Struvius (Edit.), Rerum Germanicarum Scriptores I, Argentorati ^1717, (Chronicon Laureshamense).
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