OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 1/2

gotischen Baukunst, deren Erblühen von der rheinischen Metropole ausging und verbreitete, unverwelkliche Verdienste erworben habe, daß aber andererseits die bauwilligen Geist lichen und Gemeinden zur größeren Be schleunigung oft dem Prüfer selbst den Auftrag ... erteilten, erwuchs ihm die Gegnerschaft anderer Kirchenbau meister und gab Anlaß zu berechtigter Kritik. Die gutachtliche Tätigkeit wurde ihm jedenfalls verleidet und so hatte er 1868 um Entlassung als „Diözesanbau meister" ersucht. Ein sehr freundliches Schreiben des Erzbischofs mußte den verärgerten Berater umstimmen und hatte zudem die angenehme Folge, daß er ab nun eine Vergütung für diese Tätig keif erhielt. Die fast gleichzeitigen Aufträge zum Bau ansehnlicher Kirchen in Aachen, Ke velaer und in Köln, insbesondere der Neubau des Domes in Linz, der seine ei gentliche Lebensaufgabe wurde, sowie die Arbeit an den Entwürfen zu den in ternationalen Wettbewerben für Wien (Votivkirche) und Lille, im Rheinland, in Holland und Belgien zeigen nichf nur eine imponierende Schaffenskraft des Meisters, vielmehr auch, daß er sich in wenigen Jahren einen internationalen Ruf erworben hatfe. Berufliche Verdrießlichkeiten berei tete Vincenz Statz der LJmstand, daß er kein staatliches Baumeisterdiplom vor weisen und deshalb bei öffentlichen Auf trägen wiederholt seine Entwürfe nicht selbst ausführen konnte und sozusagen seine Pläne, wie er es in einem Brief an Zwirner am 9. August 1858 formulierte, Waisenkinder seien, um die er sich nicht küm mern durfte. Statz sah sich „außerstande", die ge forderte Prüfung nachzuholen, da er keine systematische Schulbildung genossen und deshalb nicht die Gabe habe, sich so auszudrükken, wie dies vor Professoren geschehen müsse, und daß er das Gefühl habe, dabei vor Gegnern zu stehen, die ihn zu verkleinern suchten. Wohl auf Infervention von Dombau meister Zwirner verfügte König Wil helm 1. mit Rücksicht auf seine erprobte Tüch tigkeit und seine durch Leistungen im Baufache bewährte Befähigung im Jahre 1861 die Er nennung von Statz zum „Privatbaumei ster", wodurch er den geprüften Baumei stern gleichgestellt wurde. 1845 hatte Vincenz Statz Gaecilia Wahlen geheiratet. Von seinen vier Kin dern betätigten sich Jean und Franz im Eingangshalle in seinem Wohnhaus, das Statz 1871 in Köln, Aspernstraße 28/30 errichtet hatte. Es wurde bei den Bombardierungen 1945 zerstört (aus: H. Vogts, Vincenz Statz, 8).

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