Venedig - Rialtobrücke. [...] nach herzlichem Abschied ließ ich mich von einem Gondoliere zu dem im Hafen ankernden Lloydschiff Caciduchessa Carlotha hinausrudern, das mich nun nach Triest hinüberbringen sollte und schon gewaltige Rauchwolken zu dem bereits umdüsterten Himmel sandte. Rund um das Schiff, besonders unter der ersten Cajüte war eine große Schar von Gondeln versammelt, deren Insassen in allen möglichen Tonarten Lieder ertönen ließen und dafür mit den letzten Über bleibseln italienischer Münzen belohnt wurden; hell leuchteten die Lichterreihen des Markusplatzes herüber und ab und zu rauschte eine Tonwelle von dem dort sich abspielenden Militärconcert zu uns; der Leuchtthurm von S. Giorgio bewarf bald unser Schiff, bald das Meer und die Riva mit seinen Strahlen; es war ein herrlicher Anblick! Ich stieg dann vom Deck in die Gajüte II. Klasse hinunter, in der ich mir für den etwas hohen Preis von 5 Gulden einen Platz (ohne Bett, denn ich wollte ja wäh rend der Fahrt etwas sehen) genommen hatte; ich legte aber nur rasch meinen Ruck sack ab und trachtete, aus der dumpfigen Atmosphäre in dem vollbesetzten Räume da unten wieder weiter zu kommen; also hinauf aufs Deck! Da ging indessen schein bar Alles durcheinander: die Maschinen arbeiteten und stöhnten bereits, die gewal tigen Ankerketten rasselten und zogen ihre Last aus dem Meeresgrunde herauf, dazu ertönte fast unaufhörlich die Dampfpfeife um noch die letzten Passagiere her beizurufen. Endlich - um Vi 12 Uhr nachts - gings langsam vorwärts durch die Lagu nen, am Porto di Lido vorüber ins offene Meer! [...]"
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