Recht" aufgenommen und ihm ein kenntnisrei ches Geleitwort (32 Seiten) mit auf den Weg gege ben; es ist im Spätherbst 1997 erschienen. Von anderer Art als dieser „Versuch über das österreichische Staatsproblem" aus 1936 sind die obigen Bücher. Hier spricht der theologisch ver sierte Historiker und Geschichtsphilosoph. „Das Volk Gottes" ist die Spurensuche Voegelins, wie weit die „politischen Religionen" des 20. Jahrhunderts zurückreichen. Er findet ihre Quel len noch in den in die Moderne heraufwirkenden Sekten des Mittelalters; an Namen wie den Katharern, den Bogumilen, den böhmischen Hussiten oder den puritanischen Sektenbewegungen des 16. Jahrhunderts wird dies anschaulich. Als dar aus angereicherten Fluß sieht er bereits den Sozia lismus der Aufklärung. Der Begriff der Sekte ist vieldeutig. Am 10. Dezember 1997 beschloß der Nationalrat das um strittene „Sektengesetz" als „Bundesgesetz über die Rechtspersönlichkeit von religiösen Bekennt nisgemeinschaften". Der marxistische Philosoph Ernst Bloch, dessen Denken jenem von Voegelin diametral entgegengesetzt war, hatte in seinem seinerzeitigen Kultbuch für die Verehrer der Marxschen Frühschriften „Thomas Münzer als Theologe der Revolution" den Sektenbegriff ana lysiert: „In die Sekte tritt man freiwillig ein, in die Kirche wird man geboren"; „die Sekte sondert aus und sammelt die Erweckten, fordert von ihnen an gespanntestes christliches Wollen und Tun ... die Kirche dagegen stellt sich dar als eine Gemeinde von Taufchristen schlechthin, als eine Kirche der Massen ..." (zitiert nach Berber, Das Staatsideal im Wandel der Geschichte). An den Studien zu Machiavelli und Thomas Morus erweist sich Voegelins Einstellung zum Humanismus als durchaus kritisch. Das verwun dert nicht bei Machiavelli (1469-1527), dessen Schriften 1552, 25 Jahre nach seinem Tod, auf den päpstlichen Verbotsindex gesetzt wurden, dessen Bild „von der Parteien Gunst und Haß verwirrt" in der Geschichte schwankt, schon wegen seiner ra dikal realistischen Betrachtungsweise, wonach ein Mensch, der in allen Dingen nur das Gute tun will, unter so vielen, die das Schlechte tun, folge richtig auf der Strecke bleibe. Sehr verwunderlich ist dagegen Voegelins Verurteilung der „Utopie" des Thomas Morus (1472-1535), eines Heiligen der katholischen Kir che, den der englische König Heinrich VIII. hin richten ließ, weil er als Katholik nicht bereit war, den König als „oberstes Haupt der englischen Kir che auf Erden" anzuerkennen. Thomas Morus ver fällt dem Verdikt Voegelins, weil er als Humanist - in „Utopia" herrscht übrigens völlige religiöse Freiheit - die Bezugnahme zu der von der mittel alterlichen Philosophie geprägten christlichen Vorstellung von Erlösung aufgegeben und den Menschen in Freiheit auf sich selbst gestellt habe, was der etwa gleichaltrige Pico della Mirandola in seiner „Würde des Menschen" in den berühmten Satz gefaßt hat: „.. Du kannst zum Niedrigen, zum Tierischen entarten; du kannst aber auch zum Höheren, zum Göttlichen wiedergeboren werden, wenn deine Seele es beschließt..." Die Kompromißlosigkeit Voegelins befrem det, doch er ist ehrlich. Er ist kein Denker des Sowohl-Als-auch, kein Mann des maßvollen Aus gleichs. Das schafft Klarheit in der Theorie, vor deren Umsetzung in die politische Praxis wir aber auch in der Zukunft bewahrt werden mögen. Voegelins Studien zu Machiavelli und Morus sind von einem Vorwort von Dietmar Herz, einem Nachwort von Peter J. Opitz und einem SOseitigen - bildungsträchtigen - Glossar umschlossen. Zu empfehlen ist die - kritische - Lektüre der beiden Bücher allemal! Josef Demmelbauer Alexander Lohner: Der Tod im Existentialismus. Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh, 199.7 308 Sei ten, broschiert. S 496,-. Die vorliegende Arbeit referiert die Todes analysen der bedeutendsten Existenzphilosophen (Martin Heidegger, Jean-Paul Sartre, Albert Ca mus, Karl Jaspers, Gabriel Marcel, Peter Wust) und ihrer geistigen Vorgänger (Söre Kierkegaard, Max Scheler). Alle Existentialisten eint der Appell an das konkrete Individuum, die Fülle seines Da seins zu erfassen und ein Selbst zu werden - die weltanschaulichen Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Todes divergieren allerdings sehr. Welche Antworten die Existenzphilosophen auch auf die Todesproblematik entwickelt haben - nihi listische, lebens- und sinnbejahende, religiöse -, immer waren es Antworten von besonderer Tiefe und Ernsthaftigkeit. „Das verdeckende Auswei chen vor dem Tode beherrscht die Alltäglichkeit so hartnäckig, daß im Miteinandersein die ,Näch sten' gerade dem ,Sterbenden' oft noch einreden, er werde dem Tod entgehen und demnächst wie der in die beruhigte Alltäglichkeit seiner besorg-
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