chen und metaphysischen Inhalt, aber auch durch ihre klanglichen Eigenschaften - also akustisch - in den Kirchenraum paßt", befassen. Absicht war nicht, neue Forschungsergebnisse zu präsentieren, sondern Bruckners Werke für die Liturgie in Zu sammenhang mit seinem symphonischen Schaf fen und seinem künstlerischen Entwicklungspro zeß zu sehen. Schon im Vorwort begegnet man der Schwie rigkeit, das Gemeinte (z.T. subjektiv Empfundene) klar und problembewußt auszusprechen. Die er schreckende Divergenz zwischen Themenstellung und Ausführung im Festvortrag Rudolf Pohls „Symphonia Sacra im kultischen Dienst" müßte ausführlicher besprochen werden; aus Platzgrün den sei es erlaubt, diesen diskret zu übergehen. F. W. Riedl zeigt in seinem Streifzug durch die Ge schichte der Kirchenmusik in bewährter Weise, wie im Lauf der Zeit die Stilmittel der Grand Symphonie allmählich in die Meßkomposition (Besetzung, Instrumental- und Vokalsatz) einge drungen sind, und daß Bruckner an eine aktuelle Tradition anknüpfte. Betonen müßte man, daß Bruckner keineswegs den kleinlichen stilistischen Vorschriften des Cäcilianismus folgte, aber in sei nen Kirchenwerken aus eigener religiöser Gesin nung dessen Grundforderung nach einer liturgie gerechten Tonsprache erfüllte. W. Kirsch be schreibt „das Weltbild des Symphonikers Anton Bruckner" in längst überholter, subjektiv-patheti scher Ausdrucksweise. Den „spirituellen, geistli chen und metaphysischen Inhalt" der Sympho nien hat er keineswegs überzeugend nachgewie sen. Auch S. Martinottis einseitig düsterer Dar stellung von Weltanschauung und Lebensgefühl Bruckners kann man sich nicht anschließen. Hin gegen bringt Th. Schmögner, der Scherzo und Fi nale der vierten Symphonie auf der Orgel zu Ge hör brachte, in seiner Konzerteinführung sehr konkrete Überlegungen zu Bruckners Orgelspiel. Vergleicht man die Themenstellung des Symposi ons mit den Themen der Referate, vermißt man ein Referat, das „die symphonischen Gemeinsam keiten der Messe und der Symphonie", wo „die Verbindung von Musik und Religion ganz offen sichtlich" (Vorwort) wird, anhand sorgfältiger Werkanalysen aufzeigt - gerade im Schaffen jenes Meisters, der „Symphoniker als Lebensberuf" wählte. Selbst wenn das Symposion sich nicht pri mär an Wissenschafter richtete, sondern Musik freunden und Kirchenmusikern typische Charakteristika Brucknerschen Schaffens näherbringen wollte, würde man eine den aktuellen Erkenntnis sen folgende Darstellung (ohne diverser Sachfeh ler) erwarten. Hier ist man an der neueren Bruck nerforschung und am aktuellem Brucknerbild un bekümmert vorbeigegangen. Karl Mitterschiffthaler Österreichische Musik - Musik in Österreich. Beiträge zur Musikgeschichte Mitteleuropas. Theophil Antonicek zum 60. Geburtstag. Herausgegeben v. E. Th. Hilscher. Wiener Veröffentlichun gen zur Musikwissenschaft, Bd. 34. Tutzing: Hans Schneider, 1998. 745 Seiten mit zahlreichen Faksimiles und Notenbeispielen. ISBN 3 7952 0921 8 Der Jubilar, ao. Universitätsprofessor für Mu sikwissenschaft an der Universität Wien, ist als langjähriges Mitlied der Kommission für Musik forschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften eng mit dem ABIL verbunden, dessen Leitungskollegium er angehört. Den weiten Horizont seiner Forschungen, Pu blikationen und seiner Lehrtätigkeit spiegeln auch die Beiträge der Festschrift wider. Die 54 Beiträge von Kollegen aus dem In- und Ausland konzen trieren sich auf die Musikgeschichte Österreichs und der regen Austausch pflegenden Nachbarlän der. öberösterreich ist dabei keineswegs eine Randerscheinung. Als bedeutende Persönlichkei ten der Musikgeschichte Österreichs kommen ne ben Arnold von Bruck, der in Linz letzte Lebens jahre verbrachte und 1554 starb, und der 1857 in Linz geborenen Komponistin Matthilde Kralik von Mayrswalden eine Reihe von wichtigen Aspekten der Brucknerforschung in sieben Beiträ gen von Mitarbeitern des ABIL und der Musik sammlung der Österreichischen Nationalbiblio thek zur Sprache. Erfreulicherweise haben fremdsprachige Au toren ihre Beiträge in deutscher Sprache verfaßt. Einige sprachliche Ungereimtheiten und mißver ständlich verwendete Ausdrücke hätten redaktio nelle Interventionen nötig gehabt. Der Umfang des Buches und die inhaltliche Vielfalt der Bei träge würden ein Register erfordern, bei dessen Erstellung auch die gerade nicht wenigen Tippfeh ler entdeckt worden wären. Karl Mitterschiffthaler
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