OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 1/2

keitsleben des späten Mittelalters, das Zerbrechen der kirchlichen Einheit im Spätmittelalter durch die Reformation, die katholische Evangelisierung in der Gegenreformation, der Katholizismus des Barock und der Aufklärung, der Josephinismus und der Liberalismus, noch die großen Umbrüche im 20. Jahrhundert einschließlich des II. Vatikanums sind an der Pfarre Hartkirchen und ihren Pfarrern spurlos vorübergegangen. Uber die Seel sorger der ehemaligen Mutterpfarre vom 9. bis zum 15. Jahrhundert ist wenig bekannt; bei man chen Hinweisen in den Quellen ist nicht sicher, ob sie nicht doch die Pfarre Hartkirchen am Inn be treffen. Ab Beginn des 16. Jahrhunderts wirken sich die aufkeimenden Lehensstreitigkeiten zwi schen der Schaumburgischen Herrschaft und dem Passauer Ordinariat naturgemäß auch auf die Pfründeninhaber aus. Aus der Zeit des „Augsbur ger Interims" (1548-1563) sind verehelichte Pfar rer bezeugt. Im 17. und 18. Jahrhundert bekamen die Pfarrer und die ihnen anvertraute Bevölke rung die Auswirkungen des großen Bauernauf standes, von Kriegen, Erdbeben und der Pest zu spüren; in der Zeit der Gegenreformation war die reich dotierte Großpfarre eine begehrenswerte Pfründe, sodaß für manche Bewerber das seel sorgliche Moment in den Hintergrund getreten sein mag. Trotz der vielen Drangsale brachte die Aufhebung der kaiserlichen Zwangsverwaltung dank des intensiven seelsorglichen Bemühens der Pfarrer ein Aufblühen des religiösen Lebens mit sich. Im 19. Jahrhundert setzten sich die sozial auf geschlossenen Geistlichen von Hartkirchen auch persönlich für Arme und Hilfsbedürftige ein und begannen in Abkehr vom nüchternen Josephinis mus wieder mehr Herz und Gemüt in das kirchli che Leben einzubringen. Erst Ende unseres Jahr hunderts erlangte der Linzer Bischof aufgrund des Wegfalls herrschaftlicher Patronatsrechte das freie Verfügungsrecht über die Pfarre. Anhand der um fangreicheren Unterlagen und aufgrund der Aus sagen von Zeitzeugen kann die Wandlung der „Pfarrherrn" zum heutigen Seelsorger mitverfolgt werden. Die Menge der im vorliegenden Werk verarbeiteten Daten wird durch den Umfang der Anmerkungen deutlich. Die Zusammenfassung der im Lauf von sechs Jahren erschienenen ausge zeichneten Beiträge in einem Band bietet ein gut überschaubares Bild der kirchlichen Verhältnisse Hartkirchens über rund tausend Jahre hinweg, die nicht zuletzt auch von jeweiligen Pfarrern mitbe stimmt wurden. Herbert Bezdek Bruckner-Jahrbuch 1994/95/96. Hgg. V. O. Wessel]/, U. Harten, A. Harranit, E. Maier u. E. .W Parlsch. Linz: Anton Bruckner Institut Linz und Linzer Veranstaltungsgesellschaft, Kommissionsverlag: Wien: Musikwissenschaftlicher Verlag 1997. 326 Seiten mit Notenbeispielen, Fotos und Faksimile. ISBN 3-900-270-40-6. Bruckner-Symposion „Fassungen - Bearbeitun gen - Vollendungen" im Rahmen des Internatio nalen Brucknerfestes Linz 1996. 25.-29. September 1996. Bericht. Hgg. o. U. Harten, E. Maier, A. Harrandt u. E. .W Bartsch. Linz: Anton Bruckner Institut Linz und Linzer Veranstaltungsgesell schaft mbH, Kommissionsverlag: Wien: Musikwissen schaftlicher Verlag, 1998. 222 Seiten mit zahlreichen No tenbeispielen und Abbildungen. ISBN 3-900-270-39-2 Anton Bruckner, Briefe, Band I, 1852-1886, vor gelegt von Andrea Harrandt und Otto Schnei der t. Anton Bruckner, Sämtliche Werke, Band 24/1. Wien: Musikwissenschaftlicher Verlag der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, 1998. 336 Seiten. ISBN 3-900-270-42-2 Wieder einmal war die Lade voll zur Heraus gabe eines weiteren Jahrbuches des ABIL. Wie frühere Bände bringt auch dieser inhaltlich sehr unterschiedliche Beiträge. Einleitend ein Bericht über das Brucknerfest in Würzburg (1993), zu dem Mitarbeiterinnen des ABIL die Ausstellung „In effigie - Das BrucknerBild im Wandel" beisteuerten. Mehrere Autoren, zum Teil als Bruckner-Spezialisten bestens be kannt, bringen Studien zu Personalstil, Schaffens prozesse und einzelnen Werken A. Bruckners. In teresse verdienen die Studien von E. Reiter und E. Maier, die sich mit Wagner-Zitaten und -Beein flussung auseinandersetzen. Etwas Unbehagen verursacht lediglich der Titel des Aufsatzes .W Hofmanns: Franziskanische Musiktheorie; denn es geht um die Musikanschauung des Franziska ners P. Peter Singer (1810-1882) und nicht um eine ordenseigene Tradition, von welcher der ein leitende Hinweis auf einige diesem Orden ange hörende Musiktheoretiker keineswegs spricht. Singers Überlegungen und Erklärungen sind zwar theologisch begründet, jedoch nicht von der Or densspiritualität geprägt. Der Titel wurde vermut lich in Anlehnung an eine tatsächlich existente franziskanische liturgische Musikpraxis (Franzis kanermesse) unzutreffend formuliert. Willkom-

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