Landesarchiv. Obwohl Hitler bei mehrfachem Schulwechsel schlechte Schulnoten einstecken mußte und ohne Beruf lebte, will er in Linz die glücklichste Zeit seines Lebens verbracht haben; seine damaligen Jugendfreunde hielt er sich aber später möglichst vom Leibe. Interessant sind die Ausführungen über den jüdischen Hausarzt der Familie, über den er später schützend seine Hand hielt. Es dürfte Hitler schwergefallen sein, den Mißgriff, den er mit der Ernennung des „Landes inspekteurs" Habicht getan hatte, zuzugeben; der Versuch, mit dessen Hilfe die trostlose Lage der NSDAP in Oberösterreich in den frühen Jahren zu stabilisieren, war ein Fehlschlag. Erst zu Beginn der dreißiger Jahre trat der spätere Gauleiter Eigruber in den Vordergrund, ein Mann, den Hitler trotz Gegenströmungen (Goebbels) hielt, weil er ein „echter Arbeiter" war. Wenig bekannt dürfte sein, daß es in Oberösterreich bereits Ende des 19. Jahrhunderts eine „tschechische Frage" gab; tschechische Banken kauften einem strategischen Plan folgend entlang der Bahn Budweis-Linz mit Schwerpunkt Kefermarkt verschuldete Bauern höfe auf. Die Entwicklung des Fürsten Starhem berg vom Hitleranhänger (Marsch zur Feldherrrnhalle) zum Regimegegner, die drastischen Auswir kungen der 1.000-Mark-Sperre und das Verhält nis Hitlers zur seiner Nichte Angelika Raubal wer den nachgezeichnet. Der Leser erfährt, wie es dazu kam, daß Bischof Gföllner, der zunächst den Nationalsozialismus für einen Katholiken als un akzeptabel erklärt hatte, schließlich resignierend den Volksabstimmungsaufruf des österreichi schen Episkopats unterfertigte. Der Vereinnah mung des „Spielmanns Gottes", der beabsichtig ten Schaffung eines Brucknerorchesters samt ent sprechendem Chor, um in St. Florian eine Art zweites Bayreuth erstehen zu lassen, der Absicht, einen gigantomanischen Ausbau von Linz als „Führerpfalz" vorzunehmen, aber auch dem schrecklichen Geschehen in Mauthausen und Hartheim sind weitere Kapitel gewidmet. Als be sonderer „Getreuer" Hitlers finden Ernst Kalten brunner (als Chef des Sicherheitshauptamtes Lei ter der Untersuchung des Attentats vom 20. Juli 1944), der sich übrigens für seinen Lehrer Ernst Koref einsetzte, und der Mussolini-Befreier Otto Skorzeny, berüchtigt durch sein Deserteur- und Defätistenergreiferkommando in Oberösterreich, Erwähnung. In der allgemeinen Apathie und der Wirrnisse zu Kriegsende ist es verständlich, daß Hitlers Tod in Oberösterreich nur wenige beson ders berührte. Aus der NS-Zeit sind neben den bereits erwähnten Baulichkeiten nur eine Reihe von Wohnsiedlungen und eine kleine AphroditePlastik im Rundtempel des Hatschekparks übrig geblieben. Die Opfer jener Zeit in Oberösterreich - 800 ermordete oder vertriebene Juden, 10.000 KZ-Insassen, etwa 26.000 bis 34.000 Gefallene, dazu noch Bombenopfer - sollten aber vor allem an die Zeit erinnern, in der versucht wurde. Oster reich auszulöschen. Über die Darstellung des Verhältnisses Hit lers zu Oberösterreich hinaus versteht es der Au tor meisterhaft, durch Exkurse und Schilderungen von Randereignissen ein zeitgeschichtliches Bild zu zeichnen, das sowohl von Zeitzeugen als auch von der nachkommenden Generation mit Inter esse und Gewinn betrachtet werden kann. Eine Reihe von Abbildungen vertieft den gewonnenen Eindruck; ein Personenregister ist für den Leser hilfreich. Der darüber hinaus Interessierte findet in den Anmerkungen reichlich weiteren Lesestoff. Leider scheint es unausweichlich, daß sich selbst in derart peinlich genau redigierte Werke einige wenige vernachlässigbare Sach- und Lektorierungsfehler einzuschleichen vermögen. Herbert Bezdek Ernst Kollros: Im Schatten des Galgens. Weitra: Bibliothek der Provinz, 29 Abbildungen, ISBN 3 85252193 9. Das Wahrzeichen der Blutgerichtsbarkeit, der meist weithin sichtbare Galgen, galt als gemiede ner Platz, ja sogar sein Schatten durfte auf kein benachbartes Grundstück fallen. Der Autor hat sich der seinerzeit anrüchigen Einrichtung der oberösterreichischen Rechtspflege angenommen und hat sich auf Spurensuche zu den früheren Richtstätten in unserem Land begeben; er ver sucht im Zusammenhang mit diesen oft sagenum wobenen Ortlichkeiten in seinem Werk Antwor ten auf Fragen um die „Hohe Gerichtsbarkeit" der Vergangenheit zu geben und verschafft dem Leser anhand der aufgezeigten Kriminalfälle Einblicke in die Justizgeschichte unseres Landes. Die Ge schichte der Hinrichtungsstätten ist nicht nur eine blutige, sondern sie wird auch zu einer Kulturge schichte des Rechtslebens und streift dazu noch viele andere Lebensbereiche früherer Zeiten. Im Rahmen vom 16. Jahrhundert bis zur Mitte des 20.
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