bildchen, Heimatbriefe, Feldpostkarten, vielleicht auch das Soldbuch, Orden und Auszeichnungen. Diente und dient das offizielle Kriegerdenkmal der ge meinsamen Trauerbewälhgung, so dient die Trauerschachtel der individuellen Trauerbewältigung. Sie wird zu be stimmten Anlässen, vielleicht am Sterbe tag des Gefallenen oder an seinem Ge burtstag, hervorgeholt und „wieder ein mal" durchgesehen. Kritische Einwände gegen offizielle Kriegerdenkmale Die ersten waren die Dichter, die sich gegen Kriegerdenkmale etwas zu sagen getrauten, und die damit ein Tabu brachen: So spricht z.B. Kurt Tucholsky (1890-1935) von einer Glorifizierung durch Kriegerdenkmäler: Jede Glorifizie rung eines Menschen, der im Krieg getötet wor den ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg. Und ca. 1960 nimmt Heinrich Boll die „Heldengedenktage" aufs Korn: Im Gepränge der Feiern wird genau das übertönt, auf das wir lauschen sollten: das Schweigen der Toten. 1991 untersuchten Reinhold Gärtner und Sieglinde Rosenberger an Hand der Texte auf den Kriegerdenkmälern in den Bezirken Kirchdorf und Ried i. I. die manchmal militante und heroisierendverlogene Motivation der Errichter.^" Ihre Gedankengänge wurden mehrfach bestritten und von manchen Veteranen oder Kriegsopfervereinen und von den Hinterbliebenen als tendenziös und kränkend empfunden. Bis heute hält die zwiespältige Ein stellung der Bevölkerung zu Kriegs denkmalen an. Die einen verlangen eine Abschiebung des Kriegerdenkmals vom angestammten Ort, meist vor der Kirche am Platz, in den Friedhof, die anderen wollen ihr Kriegerdenkmal als Mahnmal für die Bewahrung des Friedens am an gestammten Ort erhalten und den Re spekt davor bewahren. So beklagen sich beispielsweise der Ottensheimer Kriegs opferverband, das Schwarze Kreuz und der Kameradschaftsbund: In letzter Zeit wurde mehrfach beobachtet, daß von Kindern, Schülern und Jugendlichen das Ottensheimer Kriegerdenkmal, welches sich als Gedenkstätte schon seit dem Jahre 1930 am Kirchenvorplatz befindet, als Jausenplatz, Spielgerät bzw. Klet tergarten benutzt wird .. Kreuze auf Kriegerfriedhöfen Auch in Ottensheim findet man zwei Friedhöfe, auf denen Einheimische und ausländische Soldaten begraben liegen. An einen erinnert das Franzosenkreuz an der Rodl. Der Name ist irreführend bzw. nichtssagend. Es dreht sich um ein heute noch sichtbares Kreuz, das einst mitten in einem seit 1743 bestehenden Friedhof stand, in dem die Österreicher, Bayern und Franzosen, die einst miteinander und gegeneinander gekämpft haben, in Frieden ruhen." Sie haben gleicherma ßen im Krieg gelitten. Am Fußende des R. Gärtner und S. Rosenberger: Kriegerdenk mäler. Vergangenheit in der Gegenwart. Inns bruck 1991. " H. Lauss, W. Steiner und E. Stallinger. In: Ot tensheimer Gemeindenachrichten. Mitteilungs blatt der Marktgemeinde Ottensheim Nr. 252 vom 13. Mai 1998. Ph. Blittersdorff: Ein Flug durch Ottensheims Marktgeschichte. In: Festschrift zur 700-JahrFeier des Marktes Ottensheim. Ottensheim 1928, S. 49 f.
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