OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 1/2

aber einen Bauplatz kostenlos zur Verfü gung stellen.'"' Im Frühsommer 1882 wurde der Bauzustand des Sommertheaters auf Verlangen des Landesausschusses über prüft und die Gemeindevorstehung an gewiesen, nöhge bauliche Vorkehrungen zu treffen.'® Die Feuerpolizei inspiziert das Gebäude, der Balkon muß repariert werden.'® Um die Theaterdirektion hat sich Viktor Berthai, mit bürgerlichem Namen Viktor Petri, 37 Jahre alt und seit zwei Jahren im Stadttheater Steyr als Re gisseur im Schauspielfach tähg, bewor ben. Die Kurkommission hlall hat ihm diese auch bereits im November 1881 zugesagt, doch stellt die Statthalterei bei dem Ansuchen um die Konzession fest, daß der Pachtvertrag zwischen dem Theatereigentümer Hermann Hillischer und der Kurkommission mit Ende Sep tember bereits abgelaufen war, die Ver einbarung mit Berthai daher ungültig ist. Wieder kommt die Variante ins Spiel, die Wandelbahn für Theatervorstellun gen zu nutzen, was aber von der Bezirks hauptmannschaft und der Statthalterei strikt abgelehnt wird. Erst als Hillischer, der nicht mehr Verwalter der Badean stalt ist, erneut einen Mietvertrag mit der Kurkommission abschließt, kann Berthai die Konzession übertragen werden."' Er eröffnet die Saison am 1. Juni. Wie viele seiner Kollegen ist Berthai Direktor, Re gisseur und Schauspieler in einer Per son. Sein Fundus an Theatergarderobe wird als besonders reichhaltig und bril lant hervorgehoben. Das Eröffnungs stück war vermutlich das Lustspiel von Sacher-Masoch „Der Mann ohne Vorurtheil", dessen Aufführung von der Be hörde eigentlich untersagt war. Für die Aufführung jeden Theaterstückes mußte die Genehmigung der zuständigen Be zirkshauptmannschaft eingeholt werden, für Bad Hall war dies Steyr. Diese orien tierte sich an einem Verzeichnis, das jähr lich von der Statthalterei in Linz erstellt wurde und auch der Bezirkshauptmann schaft Steyr zur Verfügung stand. „Der Mann ohne Vorurtheil" war auf dieser Liste irrtümlich als bewilligt ausgewie sen.'® Erfolg erntete Berthai auch mit „Fa milie Schneck", einem Volksstück von Carl Morre. In „Blitzmädel", „Herrgotts schnitzer", „Viehhändler aus Oberöster reich", „Dr. Klaus", „Im Vorzimmer Sr Ex zellenz" und als Valentin im „Verschwen der" gastierte mit großem Erfolg der als russischer Hofschauspieler angekün digte Julius Laska, der später die Direk tion des Linzer Theaters übernahm. Als Wohltähgkeitsveranstaltung zum Besten des Armenbades wurde „Ich werde mir den Major einladen" und „Dir wie mir" gespielt. Am 8. Juli fand eine Dilettanten aufführung zur außerordentlichen Subventionierung des Sommertheaters statt. Gegeben wurde das Lustspiel „Plau derstunden" und „Der Mord in der Kohlmessergasse". Zwischen den beiden Stücken gab Direktor Berthai eine Solo szene „Im schwarzen Frack". Wegen des großen Erfolges wurde die Vorstellung am 9. Juli wiederholt. Für Juli ist auch eine „declamatorische Akademie" im Sommertheater bezeugt." Wie 32. 35. und 36. Sitzung des Landesausscliusses vom 11. und 25. Mai 1882. Wie 46. Wie 67. '8 Wie 72. " „Der Alpenbote", Steyr, 28. Jg., Nr, 37, 46, 47, 48, 49, 50, 56, 59/1882.

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