OÖ. Heimatblätter 1999, 53. Jahrgang, Heft 1/2

OBEROSTERREICHISCHE ISnfflMBMiiaE Theater in Hall. Igceitag itrn 14. Jnli 1876 nnttr iitr littrtiDO bcs fonis ^inkft. iV'Zum ersten llIale:'''Vi ©rofe Climtte in 4 Slctcii noii ßffciiüacl). I «inlg _ _ _ _ _ _ I aJnlijln UlnsfBtin«, Wnc «tmaUn _ _ _ gtim. mrifcT. I Onii{<niB ilttnib, itiMi Xa^tn, Cnfnigl eeiicrin iinifr 1 um Samen Bl"""« _ _ _ _ gtJuI. ^affnunn I Srinj 6«tii - - - - - - Btaii 31n(n. I Staf ClMT, nin(ft(t »<1 ainlgl — _ _ SRiladt. I aiMHj, irn Wifling _ _ _ _ _ äDtasalfA, I aiiin IBIiuttn _ _ _ _ _ _ aaniat«DI. ein Jtn<6(. ^t<n unt Santin erl t f 9 n t n : aefallnM,. 91 ran et«. fBlanctd feint ctrecrbinen Semallntn 'Dapalanl. ai4aniiii tel (Rineti «ouicttt, 1 . «tfolgil, Stingi. IBaucrn uiit Sluerlnntn. _ Brau üntnit. - »tat. «Intnee. - fleiSr Cinnärr - Stbul. SSiRnare - Slai't. _ «ttr «tiefe, - Beiul. Refen. Btaii Jinenet. ! iV^In Vorbereitung:' ^ct 'ßtfcöunbcne ftauDrittcr I oder: fficnn ttuc6 ticr Soö&cif ©(Oiairgnitiicfc Die llnfcOuID oft rrjittern mncDt, cä tcDt no(6 ein Sott imD eint UnfcDiiID nnicöt. I €}t*099€9 Mütter • Trauer- und Schauerspiet Imit ©(fang, SRufil nnb atiiiic(])[c!iificii Sctodi, mit ^oiifrbleg, iDiorD uiiD ©tificilaii,; uon Suuo 9iillct oon Co^iiRcin. Süufi! ooit ffnrt, 9)illrr oon 'SrattibttKcd). I1 gr'oBe ilirtrtfm»8ogf fl. 0.— \ \ ßfroöbnltdx ^nrlfm-Pogf fl. M.— ,-1 flrö§f yogr Im 1. Storf fl, I 1 gtmötmlifftt Ooflf im l. -''(Stoi fl, ft.—; 1 iSpcrrfift OO fr.; önlfoii tnib ^Jarterrc-öiifröe MO fr. ®aDrrir: (Sntrör PO fr. ' yV S^ororrfauf her Stllrtä flnbrt in brr 18uct]fianb(ung brö-^rrrn (Smrrt flott."

OBEROSTERREICHISCHE 53. Jahrgang Heft 1/2 Herausgegeben von der Landeskulhirdirektion Fritz und Thilde Lichtenauer Rupert Niedermayr. Durch die Dolomiten zur Adria. Meine Urlaubsreise 1898 Johannes Ebner und Monika Würthinger Der Neue Dom zu Linz auf dem Weg zur Kathedrale und Pfarrkirche. Vom Projekt zur Weihe (1924) P. Benedikt Pitschmann Der Stiftertag in Kremsmünster Josef Friesenecker Die Vorgeschichte der Pfarre St. Oswald bei Freistadt Klaus Petermayr Musikerpersönlichkeiten in und aus dem Bezirk Vöcklabruck. Aspekte zur Musikgeschichte in der oberösterreichischen Provinz Frida Reingruber Gedenken an Fdenriette Ribarz-Hemala Margarita Pertlwieser Zur Frühgeschichte des Bad Haller Theaters Otto Kampmüller Kriegsdenkmale in Ottensheim Prof. Alfred Höllhuber. Ausstellung in Neumarkt i. M. - Otto Ruhsam 132 Neue Hausnummern und Straßenbezeichnungen in Wartberg ob der Aist - Leopold Vogl 134 Buchbesprechungen

Medieninhaber: Land Oberösterreich Herausgeber: Landeskulturdirektion Zuschriften (Manuskripte, Besprechungsexem plare) und Bestellungen sind zu richten an den Schriftleiter der OÖ. Heimatblätter: Dr. Alexander Jalkotzy, Landeskulturdirektion, Spittelwiese 4, 4010 Linz, Tel. 0 73 2/77 20-54 82 Jahresabonnement (2 Doppelnummern) S 160,- (inkl. 10% MwSt.) Hersteller: Druckerei Rudolf Trauner Ges.m.b.H., Köglstraße 14, 4020 Linz Grafische Gestaltung: Mag. art. Herwig Berger, Hafnerstraße 19, 4020 Linz Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeichnet der jeweilige Verfasser verantwortlich Alle Rechte vorbehalten Mitarbeiter: Pfarrer Josef Friesenecker Pfarrhof, Markt I, 4271 St. Oswald b. Fr. Konsulent Otto Kampmüller Mühlenweg 10, 4100 Ottensheim Dr. Mechthilde und Fritz Lichtenauer Aubergstraße 37, 4040 Linz Margarita Pertlwieser Piccolominigasse 6, 4030 Linz Klaus Petermayr Anzengruberstraße 20, 4850 Timelkam P. Dr. Benedikt Pitschmann Stift Kremsmünster, 4550 Kremsmünster Mag. Dr. Frida Reingruber Steinhaglgasse 2/8, 1120 Wien Otto Ruhsam Horneburgstraße 4, 4212 Neumarkt i. M. Leopold Vogl Drususstraße 13, D-53111 Bonn Dr. Monika Würthinger und Dr. Johannes Ebner Diözesanarchiv, Harrachstraße 7, 4020 Linz Für unverlangt eingesandte Manuskripte über nimmt die Schriftleitung keine Haftung ISBN 3-85393-083-2 KULTUR UND OBEROSTERREICH Titelbild: Theaterzettel aus dem Jahr 1876. Foto: Archiv

Rupert Niedermaier Durch die Dolomiten zur Adria. Meine Urlaubsreise 1898 Von Fritz und Thilde Lichtenauer „Fahr aus, du Staub, der in mich kam, Schulweisheit und du, Bücherkram, In alle Winde fliehe, daß die Natur einziehe! Herz öffne dich nur weit, nur weit, denn all die grüne Herrlichkeit muß Raum in Dir jetzt finden! Ade, du Stadf da hinten!" „Diese Strophe des alten, schönen Tübinger Studentenliedes jubelte ich froh in die Lüfte, als ich am Nachmittag des 15. September 1898 von dem lieblich gelege nen Niederdorf im Pusterthale meine Dolomitenwanderung antrat. [...] , V I i' , .--siiiji« ,1^" Niederdorf.

Eigentlich wollte ich mir noch in Niederdorf meine Schuhe ordentlich nageln lassen, doch war dies nicht möglich, da mir auf eine diesbezügliche Anfrage bedeutet wurde, der Schuhmacher befinde sich mit seiner Familie draußen auf der Heumahd. Auch gut, so mußten also die Schuhe vorläufig ohne Nägel ihren Dienst versehen. Rasch gings nun hinauf, bald durch herrlichen Wald, bald über grüne Erlenmatten in das schöne Pragserthal [...]" aa£-^ -j;! ^ tky^ytA/ /f. ^X^p^llyA-tA-AlLy^ 'ft-tr-'ny , /? " !/•. . . ß. /f. -VV y,. 't> ■A^AttyXyiytyt.yK 'iZj' Rupert Niedermaier, 1869-1945. Foto: Sander yßdyyyyll'^lyptyl^y. .Xylyt..LyA.^ Regierungsrat Rupert Niedermaier, 1869-1945, war k.k. Postamts-Vizedirektor in Linz 1, Domgasse. Die Aufzeichnungen stammen von seiner ersten Reise in die Dolomiten wäh rend seines Urlaubes im September 1898. Es läßt sich nicht mehr nachvollziehen, ob er die Fotos gekauft oder selbst gemacht hat. Beides, das Rtisetagebuch und die Fotos, befinden sich im Besitz sei ner Enkelin, Dr. Thilde Lichtenauer-Kranich. Transkription der Kurrentschrift: Fritz Lichtenauer sen.

„Durch das dunkle Grün der Fichten grüßte majestätisch in herrlicher Abendbeleuchtung der mächtige Thurm des Piz Popena von der Cristallo-Gruppe herüber, noch ein paar Serpentinen und wieder an einer herrlichen Quelle vorüber, gings auf das Hotel Dürrenstein auf der Plätzwiese zu. Rasch ist dort ein Zimmer bereit; dem Körper, der heute seit langer Zeit wieder einmal in saurem Schweiß ein Stückchen Bergarbeit geleistet hat, wird durch eine Schüssel frischen Wassers seine äußere Labung zutheil und auch der Magen bekommt seinen, hier in 2.000 m Mee reshöhe etwas theuren Lohn. Während die prachtvollen Felswände des Cristallo und der Croda Rossa bereits langsam erbleichen begannen, hat sich auf der Glasveranda des Gasthofes allmählich eine ziemlich zahlreiche Gesellschaft eingefunden. [...]" Plätzwiese mit Croda Rossa. „Von der kaum erstandenen Morgensonne beleuchtet, lagen da die furchtba ren Felszinnen und Riffe der Dolomiten, vor allem, gerade gegenüber, wie aus flüssi gem Gold die herrliche Felsmasse der hohen Gaisl (Croda Rossa) mit ihren schon bei gewöhnlicher Tagesbeleuchtung carminroten Wänden; daneben links die Cristallogruppe, die Drei Zinnen, die Dreischusterspitze und die vielen Felscolosse, in deren nächster Nachbarschaft ich die kommenden Tage zu verbringen gedachte. Von Westen grüßte in stolzer Majestät die weiße Pyramide des Ortler mit Adamello, Presanella und den Berninabergen herüber, dran schloß sich wie eine unendliche Kette weißer Spitzen die ganze Reihe der Otzthaler-, Stubaier- und Zillerthaler Fer ner und die Hohen Tauern bis hinaus zum Sonnblick und Ankogl; stolz ragten dar aus in ihrem Firnkleide hervor der Olperer, Venediger und Großglockner [...]"

Dürrensee seven M. Cristallo. „Wenn auch infolge des trockenen Sommers der Dürrensee nahezu ausge trocknet war, wurde doch der Spaziergang herrlich belohnt und durch den geradezu märchenhaft schönen Anblick der von der Abendsonne vergoldeten Drei-ZinnenGruppe, die man am Eingang der Rienzschlucht an einer Wegbiegung ganz unver mittelt erblickt. Schwer riß ich mich endlich los von diesem herrlichen Anblick, um auf die Straße, angesichts des mächtigen Cristallo, der sich in den Überresten des Sees spiegelte, den Rückweg nach Schluderbach anzutreten." „Nach 8 Uhr erst brach ich auf und passierte bald auf der durch schönen Hochwald ansteigenden Straße im Val Popena bassa die italienische Grenze; später macht die Straße einige sehr bedeutende Steigungen und führt endlich, am Monte Pian vorbei, in das etwas sumpfige Hochthal von Misurina; allmählich erscheinen links die Drei Zinnen, den Vordergrund verdeckt dichter Hochwald, aus dem die Monti Cadini hervorragen. Plötzlich, an einer Biegung des Weges, steht man vor dem herrlichen, grünen Misurinasee (1755 m),von dessen gegenüberliegendem Ufer die mächtigen Felsmassen und Gletscher des Sorapiss - leider theilweise durch ein schon nahezu fertiges Riesenhotel in ihrer Wirkung beeinträchtigt - herüberblicken; in dem kleinen, diesseits des Sees gelegenen Misurina-Gasthaus wurde schnell der erste italienische Wein verkostet und die ersten italienischen Ansichtskarten expe diert; dann gings weiter, den See entlang zum südlichen Ufer; dort angelangt, wird man überwältigt von dem herrlichen Bilde, das nun der Rückblick gewährt: stolz,

wie ins Ungeheure vergrößerte Pyramiden, blicken die Drei Zinnen in Vormittagsbe leuchtung in eigentümlichem fahlem Gelb - in ihrem stufenartigen Aufbau auf den von dunkelgrünem Wald umrahmten See hernieder, ein Anblick, der wohl für Jeder mann, der ihn genossen, unvergeßlich bleiben wird! - Endlich mußte auch hier auf gebrochen werden, auf der prächtigen, durch lichten Wald sich hinziehenden Straße, stets zwischen den in herrlichem Kranze rings herum gelegenen Bergriesen: Piz Popena, Sorapiss, Antelao, Monti Marmarole usw. gings nun weiter zur Paßhöhe von Tre Croci (1808 m), wo ich gegen V212 Uhr mittags einlangte. Hier wurde gute und bequeme Mittagsrast gehalten und die herrliche Umgebung, von der insbeson dere die großartigen Wände der Südseite des Cristallo und die im Südwesten neu auftauchende Tofana-Gruppe auffallen, bewundert. Auch ein Reisegefährte gesellte sich hier zu mir (H. H. aus Dresden), ein lieber, gemütlicher Sachse, in dessen Gesell schaft ich in den nächsten vier Tagen manch schöne Stunde verlebte."

»iilfc' Misurinasee gegen Sorapiss. „Um 2 Uhr brachen wir auf und kamen auf der schönen Straße durch das Val Bigontina über Alvera gegen 4 Uhr nach Cortina d'Ampezzo (1219 m); ein schöner, äußerst reinlich und sauber gehaltener Ort, in dem besonders der schöne freiste hende Glockturm (Campanile) auffällt. Wir quartieren uns also hier in dem sehr behaglichen Gasthof ,Zum Weißen Kreuz' (Croce bianca) ein, besorgten dann Reini gung des äußeren und Kräftigung des inneren Menschen. Behufs Verminderung meines Rucksackgewichtes packte ich hier alles Entbehrliche in ein Wachsleinwand paket und sandte es per Post nach Paneveggio, wo ich in 3 bis 4 Tagen einzutrudeln gedachte, voraus. Dann machten wir einen Rundgang durch den Ort, wobei uns unter anderem auch die zahlreichen englischen Aufschriften an den ITäusern auffie len. Dann stiegen wir noch auf die Dachterrasse des Hotels und sahen uns von dort aus den geradezu entzückend schönen Sonnenuntergang an. Auf die umliegenden Gebirgsriesen (Cristallo, Pomagognon, Sorapiss, Antelao, Croda da Lago etc.) warf die Sonne ihre letzten Strahlen und ließ uns ein Alpenglühen genießen, wie ich es schöner nur in San Martino noch sehen sollte. 1.. .1"

j;k- ui: inp"S":-1i!'^ ImT-i; ■■•■■.■>(!! tfe ...■•i "ijj ■"fu;- f^.r '^■I * üV " Pm

„Die helle Morgensonne beschien schon die prächtigen Felswände der Tofana, als wir uns auf der schönen Falzarego-Straße aufwärts bewegten, vorbei an dem schönsten Aussichtspunkte Cortinas, dem Belvedere, gegen die Alpe Pocol zu. In Cortina war uns mitgeteilt worden, daß wir dort im Pocol den Schlüssel zu der bereits gesperrten Sachsendankhütte auf dem Nuvolao erhalten könnten." Sachsendankhütk auf dem Nuvolao. „Um nach Caprile zu gelangen, muß man sich weiter unten über zwei Wege entscheiden: über Selva oder Colle S. Lucia, wir wählten den letzteren als angeblich besseren, obwohl auch dieser so schlecht ist, daß man in unseren Bergen etwas der artiges wohl nicht sobald finden wird. Endlich, gegen 5 Uhr erblicken wir aus dem Walde heraus das reizend gelegene Nestchen Colle S. Lucia (1473 m), wo wir dann gegen Vi 6 Uhr mit einem Seufzer der Erleichterung einmarschierten. In dem sehr vertrauenerweckenden Gasthause daselbst kehrten wir ein und kamen bald überein, daß wir auch hier recht gut übernachten könnten, nachdem wir ja für den folgenden Tag ohnehin einen Rasttag beschlossen hatten. Ein gelungenes Intermezzo spielte sich hier bei unserem Eintritt ins Gastlokal ab: Ich, in der vollen Überzeugung, daß dieses kleine etwa 5 Minuten von der Grenze entfernte Nest doch schon vollständig italienisch sein müßte und im Vorgefühle meiner gewaltigen italienischen Sprach kenntnisse, rief ich sofort der Kellnerin zu: ,Un bichiero di vino ed un pocco per mangeare!' und erhielt darauf die verblüffende, in echtem Rothlackerdialekt gespro chene Antwort: ,Sell isch scho recht, Herr, aber a guats Bier kennts a habn!' [...]"

. i'-"^Wk2Er '. ■•'; :=.V'*:»f'' ?- ■ .,.'"J''• ' ' - '. ,^.' ',/ Vi*- if I s^s? •'^*. ■■ .,__ fc. •,# VWj«S'y - -,»>•» V, , sä-'^fT' rfe«"

„Endlich gegen 10 Uhr brachen wir auf, um in das über 400 m tiefer in der Schlucht des Cordevole-Baches gelegene Caprile zu gelangen. Anfangs gings wie der über die oben beschriebenen elenden Karrenwege, dann eine Zeitlang auf schö nen Wanderwegen dahin, schließlich gelangten wir aber wieder auf einen entsetzlich holprigen Steig, der leider meine, in den letzten Tagen etwas empfindlich geworde nen Hühneraugen bös hernahm, hinunter auf die schöne, hier an der Grenze begin nende Zollstraße ins Agordothal. Der am Zollhause stehende grimmig bewaffnete Zollwächter ließ uns ohne viel Förmlichkeiten, nur auf unsere Angaben hin, daß wir viaggiatori seien, unbehindert ziehen und wir hielten fröhlich - ich allerdings etwas hinkend - den Einzug in Caprile (1023 m), aus dem uns schon von weitem von einem schönen großen Gebäude zu unserer Überraschung der deutsche Schild ,Gasthof zur Post' verheißungsvoll entgegenwinkte. [...]" Im Petiorinathal. „Auf meist sehr guten, schönen Wegen, die uns im Gegensatze zu den gestern und vorgestern benutzten, als ein reiner Hochgenuß erschienen, gings also erst hinauf in Val Pettorina über Rocca d'Agordo, dann durch den Wald oder über Alpenweiden, an Gehöften vorüber, bei denen uns scharenweise bettelnde Kinder um einen soldo anflehten und verfolgten, zur Sottogudaschlucht. Es ist dies eine etwa V4 Stunden lange, von einem ziemlich mächtigen Bache durchbrauste und durch die umgebenden hohen Felswände recht malerische Schlucht, mit den Klam-

men unserer Salzburger Berge hält sie an landschaftlicher Schönheit aber wohl kei nen Vergleich aus. Am oberen Ausgange der ganz in Italien gelegenen Schlucht, bei der Malga di sotto Giapela, steht ein recht ärmliches, nichts weniger als einladendes Wirtshäuschen, an dem uns der neben der landesüblichen Tafel ,Vino e liquori' hän gende stolze Schild ,Gasthaus zum kühlen Grunde' höflichst ergötzte. Hier teilt sich der Weg; geradeaus gehts hinein ins wilde Ombrettathal, wir zweigten, durch sehr gute Markierung angeleitet, rechts ab und stiegen über die schönen Almwiesen und kleineren Gehölze der Lobbia-Alpe langsam bergan. Bald waren wir an den steilen Felshängen der Marmolada angelangt, von denen die uns früh so erschreckenden Nebelschleier glücklich entschwunden waren und herrlichem Sonnenschein Platz gemacht hatten. [...]" ' I (k.F.r'-t Langkofelgmppe vom Sellajoch. „Weiter gings, schon bei großer Sonnenhitze über Mazzin, Perra und Pozza, stets dem Laufe des jungen Avisio folgend, dessen furchtbare Verheerungen noch im ganzen Thale durch weitausgedehnte, geröllbedeckte Strecken sichtbar waren. Zur Rechten stiegen die herrlichen Felszinnen der Rosengartengruppe empor, insbe sondere bei Perra einen prächhgen Einblick ins Vajoletthal mit seinen furchtbaren Thürmen und Zacken gewährend. Noch einmal mußten wir hinaus an einem ziem lich steilen Wiesenhang in brennender Mittagshitze, dann aber war auch unser Asyl, das ,Albergo alla coronä' in Vigo di Fassa (1388 m) erreicht. Nach einem prächtigen Mittagmahle verfaulenzten wir in Dolce far niente auf der Veranda des Gasthofes so ziemlich den ganzen Rest des Nachmittags, dabei einen herrlichen Ausblick genie ßend auf das ganze schöne Thal, dessen Hintergrund durch die Langkofelgruppe, Rodella und Sellagruppe prachtvoll abgeschlossen ist, während sich zur rechten der

Hi^ Vigo di Fassa. mächtige Felsenbau der Punta Vallacia erhebt, zur Linken verdecken leider vorlie gende bewaldete Berge den Ausblick auf die Rosengartengruppe, von der nur ein paar Spitzen herüberschauten. [...]" „Der weitere Marsch auf der prächtigen neuen Straße ging herrlich vonstat ten und um etwa 11 Uhr war ich bei dem hübschen neuerbauten Gasthaus auf der Paßhöhe des Luciapasses (2056 m) angelangt. Die Fernsicht da oben, von diesem früher wenig begangenen Ubergangspunkte ist ganz außerordentlich schön: wäh rend von Norden her noch Rosengarten, Latemar und die Vorberge der Marmolada ihre Abschiedsgrüße herüberwinkten, erhob sich im Süden aus dem dunkelgrünen Fichtenwald eine neue, mir bis dahin unbekannte Welt: die herrliche Palagruppe, deren gewaltige Thürme dort trotzig zum Himmel ragen. Der tüchtige, gut deutsch gesinnte Wirt, zugleich Postmeister von Predazzo, verschaffte bald die wohlver diente Stärkung mit Speise und Trank und nach einiger Zeit kamen noch zwei Touri sten nach - ein Finanzrat und ein Finanzconcipist aus Wien - und bald war eine recht gemütliche Unterhaltung im Gange. Auch der Wirt wurde gesprächig und erzählte uns, daß die erst seit 6 Wochen in Betrieb stehende Wirtschaft, obwohl noch keine Betten oben waren, bereits von mehr als 500 Touristen besucht worden ist; schließlich verstieg er sich sogar so weit, uns zu Ehren eine Flasche famosen Valpolicella anfahren zu lassen, die wir zum Schlüsse auf seine Gesundheit und unsere fröhliche Weiterreise leerten. Den beiden Herren bestellte er auch mittels eines Hun des, dem ein Brief um den Hals gehängt wurde, für den nächsten Tag einen Wagen von Predazzo zur Bahn. L. .1"

■:-WT«-J Campikllo gegen Rosengarten. „Am nächsten Morgen, wieder etwas spät aufgestanden, beförderte ich vor erst allen überflüssigen Inhalt meines Rucksackes per Post nach Hause und trat dann erst gegen 9 Uhr den Marsch zum Rollepaß an. Eine geradezu herrlich angelegte Kunststraße führte da in unzähligen Serpentinen durch den prächtigen hochstämmi gen Fichtenwald allmählich bergan. Dieser Wald soll der schönste Fichtenwald Tirols sein und dessen Stämme als Masten für unsere Kriegsmarine verwendet wer den. In der herrlichen Waldesluft gings sich wunderschön und nur höchst selten ein mal sandte die südliche Sonne ihre warmen Grüße auf die Straße hernieder. In etwa 2 Stunden war ich auf der Höhe angelangt und zwischen den letzten Bäumen schim merte schon der herrliche Aufbau des Cimon della Pala aus nächster Nähe herüber und beim letzten Schritt aus dem Wald stand ganz plötzlich und unerwartet die ganz herrliche Gruppe in wunderbarer Reinheit vor mir. Den Eindruck zu schildern, den man da oben beim Austritt aus den letzten Bäumen des Waldes empfängt, ist unbeschreiblich schön. Stolz, wie von Riesenhänden aufeinander gethürmt, ragt das schlanke Horn des Cimone in die Lüfte; daneben, von ihm nur durch den kleinen Travignolo-Gletscher getrennt, die schneebedeckte Vezzana, während sich weiter rückwärts das wirre Durcheinander aller Thürme und Spitzen der Palagruppe zeigt. Staunend und tief ergriffen blieb ich hier eine Zeitlang stehen, dann gings weiter, die Straße abkürzend, über Alpenwiesen, vorüber an dem castellartigen Monte Gastellazzo, auf das, direkt unter den Abstürzen des Simone liegende, kleine Passwirts haus zu (1984 m). Dort traf ich wieder das Münchner Ehepaar, das mir am Vorabend Gesellschaft geleistet hatte und wir traten nach kurzer Rast mitsammen den Marsch nach San Martino an. [...]

5, Rollepaß. Abends, nach Sonnenuntergang, fanden wir uns wieder im Gasthofe ein und bei gutem Essen und Trinken, gemütlichem Plausch und - natürlich auch obligatem Ansichtskartenschreiben vergingen rasch die Abendstunden bis zum Abfahren der Post - Vi 11 Uhr -, die mich heute noch nach Primiero bringen sollte, gern hätte ich die Partie zu Fuß gemacht, doch die Zeit drängte, auch Venedig wollte noch genos sen sein und der Ablauf des Urlaubs stand schon in bedrohlicher Nähe. Der Karren wurde also bestiegen und in stockfinsterer Nacht gings auf der endlosen Serpenti nenstraße wieder 700 m abwärts nach Primiero (717 m), wo wir (d.h. ich und ein Leipziger Tourist) um etwa Vz 1 Uhr nachts einlangten und schleunigst unser Nacht quartier im Gasthofe ,Aquila nera' aufsuchten. Bereits um 5 Uhr früh wieder aus dem süßen Schlaf aufgetrommelt, wurde um Vi 6 Uhr wieder der Postwagen bestiegen, der uns nun endgültig über die italie nische Grenze bringen sollte. [...]" „[...] an den Hängen zeigten sich sich schon hie und da wieder Weinberge und endlich sichtbar beim Austritte des Cismone in die Ebene gelangten wir in das zwischen Weingärten und Maisfeldern liegende, mit einem schönen Campanile geschmückte Städtchen Fonzaso (329 m, 5.000 Einwohner). Dort, beim Albergo Angelo hielt der Postwagen und froh, seiner los zu sein, stieg ich aus, obligat begrüßt von einer Schar Bettler jedes Geschlechts und Alters, die sich um das Gepäck der anderen Reisenden stritten, ich hatte vorsichHger Weise meinen Ruck sack bereits vorher aufgepackt. [...] Ich hatte nun noch, um zur Eisenbahn zu gelan gen, eine Strecke von 10 km auf der Straße in der Ebene zurückzulegen; da mir

gesagt wurde und ich auch später sah, daß dies eine furchtbar langweilige, staubige Landstraße sei, auf der zu Fuß zu wandern gar nicht sehr angenehm wäre, besonders bei der sich schon fühlbar machenden fiitze, erlag ich bald den Lockungen eines Einspänners, der mich in seinem Wagen um 4 Lire nach Feltre bringen wollte; ich war damit einverstanden und hatte an einer Fußtour hier wahrlich nichts verloren. Gegen 10 Uhr fuhr ich in das recht malerisch gelegene Städtchen ein und stieg dort in dem nächst dem Bahnhofe gelegene Hotel ,Toriguzzi' ab. [...]" fe* -.wa „Ca. um 3 Uhr ging der Zug nach Venedig, dem ich mich nunmehr anver traute, nachdem ich seit 10 Tagen keine Bahn mehr gesehen hatte. [...] Punkt 6.20 Uhr abends (oder italienische Zeit 18.20 Uhr) kam ich in Venedig an. Bei Austritt aus dem angeblich auf einem Roste von 80.000 Eichenpiloten stehenden Bahnhofe wurde ich am Canal grande empfangen von einer Horde durcheinanderschreiender Hoteldiener und Gondoliere, denen gegenüber ich es vorzog, auf einen eben zur Abfahrt bereiten Tram - va poretto zu flüchten. [...] Bald gehts zwischen den hellbe leuchteten Palazzi des Canal grande dahin gegen die Rialtobrücke und immer beleb ter wird es, immer lauter ertönt das Geschrei auf dieser merkwürdigen Wasserstraße. Endlich, nach einer Fahrt von etwa 20 Minuten landete ich an der Riva degli Schiavori, da ich gehört hatte, daß sich dort das mir empfohlene Hotel ,Zum Sandwirt', eine alte deutsche Gaststätte Venedigs und als solche in allen deutschen Landen bekannt, befindet. Bald ist sie gefunden, daselbst ein Zimmer bezogen, schnell ein gutes Abendmahl eingenommen und dann zog es mich hinüber zum Markusplatz, von wo schon beim Vorüberfahren die herrliche Beleuchtung und Musikklänge

einen besonderen Genuß versprachen. Der Markusplatz, ein großer herrlicher Platz, begrenzt von der Markuskirche, den alten neuen Procurazien und dem königlichen Palais erstrahlte in einem ungeheuren Lichtermeer, auf ihm wogte bei den Klängen einer Militärmusik eine mehrtausendköpfige Menschenmenge lebhaft bummelnd auf und ab. In den vielen Caffeehäusern, vor denen hunderte Sesseln am Platze heraußen standen, drängte sich die lachende und schwatzende Menschenmenge so wie vor den, bei der reichen elektrischen Beleuchtung herrlich erstrahlenden Gold schmiede-, Glaswaren- und Kunsthandlungen. Wahrlich, ein märchenhaft schöner Anblick, bei dem ich nur trauriger Weise dadurch an die rauhe Wirklichkeit erinnert wurde, daß sich meine Hühneraugen das Gehen in den genagelten Schuhen auf dem Marmorpflaster absolut nicht gefallen lassen wollten und mich so wider Willen schon sehr frühzeitig zum Abzug zwangen. [...] Ä—siifilS'iö tu Blick auf Venedig von 5. Giorgio. Mit einem der alle 20 Minuten verkehrenden kleinen Dampfer fuhren wir also hinaus durch die Lagunen nach S. Elisabeta di Lido, der Landungsstelle dieser Dampfer. Trotz der verhältnismäßig langen Fahrzeit ist der Preis nicht hoch; man nimmt sich eine combinierte Karte für Schiff, dann Pferdebahn zum Bade-Etablissement, Eintritt in dasselbe, Bad und dieselbe Rückfahrt zum Preis von 1.60 Lire. Hiezu kommt noch die Gebühr für Wäsche, also entschieden ein nicht theures Vergnügen. In etwa einer halben Stunde waren wir in S. Elisabeta angelangt und fuhren, da der Venezianer den langen Weg von etwa 5 Minuten zum Bade scheut, mit der Pferde-

bahn. (Die zwei einzigen Pferde, die in Venedig existieren!). Das Bade-Etablissement ist großartig und sehr elegant ausgestattet und enthält nebst einer Anzahl von sehr hübsch und bequem (auch mit Süßwasseraggregaten) eingerichtete Cabinen, eine große elegante Restaurahon, von deren großer Terasse aus man bei den Klängen einer guten Musik einen herrlichen Ausblick auf das Meer und die Badenden genießt. Vor allem also mußte ein Seebad verkostet werden! Und es war ein großar tiger Genuß, auf den ich um Alles in der Welt nicht verzichtet hätte; anfangs mit einem Gefühl der Neugier stieg ich hinunter auf den samtweichen Sand, auf den schon infolge der seit etwa einer Stunde eingetretenen Fluth Woge auf Woge heran brauste und in sich überstürzend mit weißem Schaume übergoß. Frisch also hinein in die grüne Salzfluth gings und in einem nie gekannten Hochgefühle ließ ich Woge auf Woge auf mich über Kopf, Brust und Rücken eindringen, wenn auch hie und da der Gaumen mit dem abscheulich bitter-salzig schmeckenden Naß Bekanntschaft machte. Auch über die zur Vorsicht mit Stricken markierte Grenze für Badende zog es mich hinaus, und ließ ich mich dort wohlgemut von den Wellen auf und ab schau keln. [.. .1 Venedig - Landungsplatz am Lido.

Venedig - Rialtobrücke. [...] nach herzlichem Abschied ließ ich mich von einem Gondoliere zu dem im Hafen ankernden Lloydschiff Caciduchessa Carlotha hinausrudern, das mich nun nach Triest hinüberbringen sollte und schon gewaltige Rauchwolken zu dem bereits umdüsterten Himmel sandte. Rund um das Schiff, besonders unter der ersten Cajüte war eine große Schar von Gondeln versammelt, deren Insassen in allen möglichen Tonarten Lieder ertönen ließen und dafür mit den letzten Über bleibseln italienischer Münzen belohnt wurden; hell leuchteten die Lichterreihen des Markusplatzes herüber und ab und zu rauschte eine Tonwelle von dem dort sich abspielenden Militärconcert zu uns; der Leuchtthurm von S. Giorgio bewarf bald unser Schiff, bald das Meer und die Riva mit seinen Strahlen; es war ein herrlicher Anblick! Ich stieg dann vom Deck in die Gajüte II. Klasse hinunter, in der ich mir für den etwas hohen Preis von 5 Gulden einen Platz (ohne Bett, denn ich wollte ja wäh rend der Fahrt etwas sehen) genommen hatte; ich legte aber nur rasch meinen Ruck sack ab und trachtete, aus der dumpfigen Atmosphäre in dem vollbesetzten Räume da unten wieder weiter zu kommen; also hinauf aufs Deck! Da ging indessen schein bar Alles durcheinander: die Maschinen arbeiteten und stöhnten bereits, die gewal tigen Ankerketten rasselten und zogen ihre Last aus dem Meeresgrunde herauf, dazu ertönte fast unaufhörlich die Dampfpfeife um noch die letzten Passagiere her beizurufen. Endlich - um Vi 12 Uhr nachts - gings langsam vorwärts durch die Lagu nen, am Porto di Lido vorüber ins offene Meer! [...]"

Der Neue Dom zu Linz auf dem Weg zur Kathedrale und Pfarrkirche Vom Projekt zur Weihe (1924) Von Johannes Ebner und Monika Würthinger Erst der fünfte bischöfliche Bauherr, Johannes Maria Gföllner (1915-1941), konnte das bislang letzte Dombaupro jekt in Österreich zum Abschluß brin gen. Als 1924, also vor 75 Jahren, der Ma riendom in Linz festlich geweiht wurde, war die Einbindung der neuen Domkir che in die territoriale Pastoral (Dom pfarre seit 1922) vor allem hinsichtlich ihrer Kathedralfunktion (Bischofskirche seit 1909) längst vollzogen. Eingangs wird die Persönlichkeit des ersten Dombaumeisters Vincenz Statz, das Umfeld der Planungsidee skizziert. Der Weg des Neuen Domes zur Kathe drale und Pfarrkirche findet durch die Weihe den sichtbaren Abschluß. Bilddo kumente (aus dem Diözesanarchiv) erin nern an die Feierlichkeiten vom 29. April bis 1. Mai 1924. suchte nur knapp vier Jahre die neue „höhere Bürgerschule" - trat 1835 bei sei nem Vater in die Schreinerlehre ein und erlernte darnach das Zimmerer- und Maurerhandwerk bei Baumeister Ferdi nand Luthmer. So war er handwerklich für das Baumeistergeschäft gut vorberei tet, das er konsequent anstrebte. Die fiauptlehrzeit des Zweiundzwanzigjährigen in diesem Fach begann mit dem Eintritt in die Kölner Dombau hütte (1841) unter der Leitung des Dom baumeisters Ernst Zwirner (gest. 1861). Offensichtlich hatte sich der motivierte und begabte Statz bewährt, denn schon 1845 wurde ihm die Stelle eines zweiten Domwerkmeisters übertragen. Diese lei tende Funktion behielt er bis 1854. Die „Kenntnis der gotischen Baukunst" ver tiefte er durch Studienreisen nach FrankVincenz Statz - Planer und Baumeister Ein Lebensbild Vor 180 Jahren, am 9. April 1819, wurde Vincenz Statz in Köln geboren.^ Sein 100. Todestag (21. August 1898) gab im Vorjahr Gelegenheit, dem Bau meister des Neuen Domes zu Linz eine Dokumentation zu widmen.^ Vincenz Statz, mehr zum Handwerk als zur Wissenschaft neigend - er be- ' Die biographischen Mitteilungen basieren auf der bisher umfangreichsten Zusammenstellung von Hans Vogts, Vincenz Statz (1819-1898). Le bensbild und Lebenswerk eines Kölner Baumei sters, Mönchengladbach 1960, 4-14. Vgl. auch Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der bil denden Künstler, 31. Band, S. 492 (Vincenz Statz). Vincenz Statz war das einzige Kind des Schreiners Johann Statz (gest. 1860), der 1818 die Kölnerin Sophia Führer (gest. 1861) geheira tet hatte. ^ Vincenz Statz - Baumeister des Neuen Domes zu Linz. Eine Dokumentation anläßlich seines 100. Todestages, Diözesanarchiv Linz 1998.

reich, Belgien und Holland. Sozusagen „nebenher" führte er auch eine eigene Werkstatt nach dem Muster der Kölner Dombauhütte. Die Entwürfe für eine Kölner Vorstadtkirche (in Nippes, 1847) fanden begeisterte Aufnahme, sie bilde ten den Anfang einer langen Reihe sei ner kirchlichen Bauten, die in der Folge entstehen sollten. Die sich früh entwickelnde erfolgrei che Privattätigkeit von Vincenz Statz mag zwar für den Ruf der Kölner Dom bauhütte durchaus ehrenvoll gewesen sein, sie brachte aber doch eine merkli che Vernachlässigung seiner hauptberuf lichen Aufgaben mit sich. Ernst Zwirner sah sich schließlich genöhgt, Statz mit Schreiben vom 3. November 1854 wegen instruktionswidrigen Verhallens - damit war seine mehrfache Abwesenheit von Köln ohne vorherige Vereinbarung, besser: Genehmigung, gemeint - zu kündigen. In einem Briefwechsel mit Zwirner, den er weiterhin sehr verehrte, kommt die Verlagerung seines Engagements recht deutlich zum Ausdruck. Statz hatte ihm darin mitgeteilt, daß er „bis 1852 zwölf Neubauten katholischer Kirchen, zehn Anbauten, fünf Restaurationen, vier Kapellen und etwa fünf andere Skiz zen geschaffen habe". Statz nahm die Kündigung ohne wirklich irritiert zu sein entgegen, zumal sie für ihn, der durch seine Heirat und auch durch seine zahlreichen Aufträge bereits wirtschaftlich unabhängig war, die weitere Entfaltung seiner selbständi gen Wirksamkeit bedeutete. Ernst Zwirners Dienstzeugnis für Vin cenz Statz (21. November 1854):^ Der Zimmer- und Maurermeister Herr Vincenz Statz ist am lOten Mai 1841 ins hie sige Domhau-Bureau als Eleve eingetreten, hat neben den hier vorkommenden Arbeiten, auch an meinen in der Dombauhütte gehaltenen Vor trägen über allgemeine Bau- und Constructionslehre theilgenommen, und hier auch in den Jahren 1844 und 1845 die Examina respective als Zimmer- und als Maurermeister abgelegt. Seit Anfang Oktober 1845 war er beim hiesi gen Dombau in der Eigenschaft eines Maurer meisters und insbesondere mit Anfertigung und Ausarbeitung verschiedenartiger Zeichnungen für den Ausbau des Lang- und Querhauses, nach den hierfür zu gründe gelegten, während des vorhergegangenen Restaurationsbaues am Hochchor gefertigten genauen Aufnahmen und Bauplänen, unter meiner Leitung, bis 1851 re gelmäßig, seitdem aber mit vielen Unterbre chungen, beschäftigt. Indem ich Vorstehendes auf Verlangen des Herrn .V Statz bei seinem Abgang vom Dom bau hiermit bescheinige, bekunde ich derzeitig sehr gerne, daß derselbe sich hier stets ordentlich betragen und sich viele Geschicklichkeiten und Kunstfertigkeit in der gothischen Architektur er worben hat. Durch seine Funktion als Begutach ter kirchlicher Bauten (ab 1850) und ins besondere als Diözesanbaumeister (Er nennung am 23. Jänner 1863 durch den Kölner Erzbischof Johannes von Geissei) war sein Wirken in neuer und verstärk ter Weise mit der kirchlichen Bauszene verwoben. Zwar wurde Statz beschei nigt, daß er seit 20 Jahren ohne Vergütung die vorgelegten Kirchenbaupläne geprüft und sich in der Erweckung sowie Förderung der erhabenen ' Zitiert nach H. Vogts, Vincenz Statz, 104 Anm. 13 mit Verweis auf den Bestand: Akten Dom bau zu Cöln, Litt. E. Suppl. von 1844-1865. Statz wies darauf hin, daß die „Unterbrechun gen" genehmigter Urlaub gewesen und durch seine Arbeiten in seiner Wohnung (auch zu Zwirners Privatsachen) wettgemacht worden

gotischen Baukunst, deren Erblühen von der rheinischen Metropole ausging und verbreitete, unverwelkliche Verdienste erworben habe, daß aber andererseits die bauwilligen Geist lichen und Gemeinden zur größeren Be schleunigung oft dem Prüfer selbst den Auftrag ... erteilten, erwuchs ihm die Gegnerschaft anderer Kirchenbau meister und gab Anlaß zu berechtigter Kritik. Die gutachtliche Tätigkeit wurde ihm jedenfalls verleidet und so hatte er 1868 um Entlassung als „Diözesanbau meister" ersucht. Ein sehr freundliches Schreiben des Erzbischofs mußte den verärgerten Berater umstimmen und hatte zudem die angenehme Folge, daß er ab nun eine Vergütung für diese Tätig keif erhielt. Die fast gleichzeitigen Aufträge zum Bau ansehnlicher Kirchen in Aachen, Ke velaer und in Köln, insbesondere der Neubau des Domes in Linz, der seine ei gentliche Lebensaufgabe wurde, sowie die Arbeit an den Entwürfen zu den in ternationalen Wettbewerben für Wien (Votivkirche) und Lille, im Rheinland, in Holland und Belgien zeigen nichf nur eine imponierende Schaffenskraft des Meisters, vielmehr auch, daß er sich in wenigen Jahren einen internationalen Ruf erworben hatfe. Berufliche Verdrießlichkeiten berei tete Vincenz Statz der LJmstand, daß er kein staatliches Baumeisterdiplom vor weisen und deshalb bei öffentlichen Auf trägen wiederholt seine Entwürfe nicht selbst ausführen konnte und sozusagen seine Pläne, wie er es in einem Brief an Zwirner am 9. August 1858 formulierte, Waisenkinder seien, um die er sich nicht küm mern durfte. Statz sah sich „außerstande", die ge forderte Prüfung nachzuholen, da er keine systematische Schulbildung genossen und deshalb nicht die Gabe habe, sich so auszudrükken, wie dies vor Professoren geschehen müsse, und daß er das Gefühl habe, dabei vor Gegnern zu stehen, die ihn zu verkleinern suchten. Wohl auf Infervention von Dombau meister Zwirner verfügte König Wil helm 1. mit Rücksicht auf seine erprobte Tüch tigkeit und seine durch Leistungen im Baufache bewährte Befähigung im Jahre 1861 die Er nennung von Statz zum „Privatbaumei ster", wodurch er den geprüften Baumei stern gleichgestellt wurde. 1845 hatte Vincenz Statz Gaecilia Wahlen geheiratet. Von seinen vier Kin dern betätigten sich Jean und Franz im Eingangshalle in seinem Wohnhaus, das Statz 1871 in Köln, Aspernstraße 28/30 errichtet hatte. Es wurde bei den Bombardierungen 1945 zerstört (aus: H. Vogts, Vincenz Statz, 8).

Vincenz Statz, Selbstbildnis 1861 (aus: Heimatbuch des Kreises Viersen 1986, S 206). Baufach. Er beschäftigte sie zunächst in seinem Atelier. In seine Fußstapfen sollte der ältere Sohn, Jean, treten, den er zu seinem Nachfolger besHmmte, der in sei nem Büro mitarbeitete und ihn gelegent lich bei auswärtigen Bauten vertrat. Den angehenden Architekten Franz Statz schickte er zur Ausbildung nach Berlin. Dort war er auch in der Baubehörde tä tig und Lehrer an der Berliner Bauakade mie. Nach dem unerwarteten Tod von Jean (1887) rief der Vater Franz nach Köln zurück; erst in seinem letzten Lebensjahrzehnt hatte er ihm dann auch die selbständige Leitung seines Ateliers überlassen. Franz Statz (1848-1930) übernahm insbesondere auch den väter lichen Aufgabenbereich an der „DomBaustelle" in Linz. Den schon angemerkten beachtli chen Arbeitsleistungen standen auch bei Statz Schattenseiten seines Wesens ge genüber, die sich im Alter verstärkten. Eitelkeit, Starrsinn und eine massive Ver tretung seiner Geschäftsinteressen er schwerten den Umgang mit ihm. Auch das Schwinden der geistigen Grundlage für gotische Gestaltungswei sen mußte dem alternden Statz fühlbar geworden sein. Die Bewegung der Wie dergeburt der Gohk, die ihn begeistert hatte, ist in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts erstarrt. In seiner Muße malte er in späteren Jahren „frei erfundene Landschaften von romantischer Stimmung". Nach längerem Leiden verstarb Vin cenz Statz in seinem Kölner Hause (Aspernstraße 28) am 21. August 1898. Er stand im 80. Lebensjahr. Sein Leben war von einer außerge wöhnlichen Schaffenskraft geprägt. Für rund 200 Bauten, darunter etwa 140 Kir chen und Kapellen, hat er Entwürfe und Bauausführungen besorgt. In einem Nachruf wird über ihn an gemerkt, daß er der strengste Vertreter der Gotik (laut Partezettel die höchste Verkörpe rung des christlichen Glaubens) sei, die er in prinzipiellster Unerschütterlichkeit ... an wandte. Darin hatte er offensichtlich mit seinem bischöflichen Bauherrn Franz Jo seph Rudigier Übereinshmmung gefun den. Auftrag zum Dombau Wie bereits erwähnt, hatte sich Vin cenz Statz am Wettbewerb für den Bau der Kathedrale in Lille (1854/55) beteiligt, ebenso an der Ausschreibung der von Kaiser Franz Joseph 1. gelobten Marien kirche in Wien (Votivkirche). Für Statz waren diese Schritte über seinen unmit telbaren Wirkungsraum hinaus von Be deutung. Wenngleich sie ihm nicht un mittelbar Aufträge brachten, worüber er

m mmm Domhauplatz, Skizze um 1860 (Diözesanarchiv Linz). enttäuscht war, so trugen sie zweifellos i zu seiner Reputation in Fachkreisen bei. j In Lille erhielt er für seine Pläne eine i Goldmedaille zugesprochen, und in 1 Wien erhielt der Wiener Architekt Hein- j rieh Ferstel den ersten Preis und auch ( den Auftrag. Vincenz Statz, Friedrich ' Schmidt und Gottlob Ungewitter erhiel- i ten Anerkennungspreise. Nach Hans ( Vogts dürfte dieser Wettbewerb für die I Belebung der Gotik in der kirchlichen I Baukunst Österreichs von entscheiden- < der Bedeutung gewesen sein. i J Bischof Franz Joseph Rudigier hatte i bekanntlich bald nach seinem Amtsan- j tritt in der Diözese Linz den Entschluß gefaßt, eine neue Bischofskirche zu er richten und sie der Unbefleckten Emp fängnis Mariä zu weihen. Unmittelbarer Anlaß hiefür war ihm die Verkündigung des Mariendogmas am 8. Dezember 1854. 1855 informierte er die Diözese über seinen Plan. Als Kathedrale hatte damals die ehemalige Kirche der Jesui ten (Alter Dom) fungiert. Nach mittelal terlichem Vorbild sollten die Kosten für den Bau der Domkirche ausschließlich mit Stiftungen und freiwilligen Beiträ gen der Katholiken Oberösterreichs be stritten werden. Rudigier lehnte auch jede Kostenberechnung dafür ab.

Mit den Planungsarbeiten und spä teren Bauausführungen des Neuen Do mes sollte Vincenz Statz, wohl in unmit telbarer Auswirkung seines Achtungser folges beim Wettbewerb für die Wiener Vohvkirche, betraut werden. Als Planer für den Linzer Dom war schon damals, nachdem man mit dem Wiener Archi tekten Karl Rösner Kontakt aufgenom men hatte, Vincenz Statz im Gespräch. Neben Ewald von Steinle, der sich der Vermittlung von Jodok Stülz be diente, hatte vor allem der Wiener Kar dinal Othmar Rauscher Rudigier auf die Entwürfe von Statz hingewiesen, die er als die „ohne Frage ausgezeichnetsten" befand. Rudigier erteilte schließlich am 15. April 1858 dem Kölner Baumeister den Auftrag, Pläne für den Neubau der Lin zer Kathedrale auszuarbeiten. Statz er stellte innerhalb einer Jahresfrist die Hauptpläne. Sie trafen am 18. April 1859 in Linz ein. Der Bischof war von diesen so beein druckt, daß er sie ohne Änderung auszu führen beschloß und Statz die Ausfüh rung übertrug mit der Abmachung, daß er auch alle Werkzeichnungen hiefür herstellen solle. Statz hatte später u. a. auch die Entwürfe zu den vasa sacra und zur Ausstattung des Hochchores vorge legt. Weiters wurde er verpflichtet, zwei mal jährlich ihre Ausführung an Ort und Stelle zu überprüfen, im übrigen aber ei nen mit ihrem Geiste vertrauten Baulei ter in Linz zu beauftragen. Als solchen bestellte Statz ab 1862 seinen bisherigen Kölner Bauführer Otto Schirmer, der sich u. a. bereits beim Bau der Mauritiuskirche (in Köln) be währt hatte. Dieser führte die Linzer Dombauhütte bis zum Tod von Vincenz Statz, der seit 1863 den Titel eines Linzer Brief des Vincenz Statz an den Linzer Domkapitular Johann B. Schiedermayr, Köln, 25. November 1861, 4. Seite (Diözesanarchiv Linz, Dombauakten 1, Sch. 1). Dombaumeisters führte. Der geniale Bauführer und Zeichner Otto Schirmer folgte ihm nach, ab 1900 trat Franz Statz in diese Funktion, dem 1909 Matthäus Schlager folgen sollte. Der Bauplan für den Dom in Linz ging an Umfang über alle Projekte, die damals verwirklicht wurden, hinaus. Die Bischofskirche, für die ein ganzes Häu serviertel in der Stadt Linz abgebrochen wurde, sollte 410 Fuß lang und 207 Fuß breit werden. Die Fläche von 34.000 Quadratfuß sollte jene des Ste phansdomes in Wien übertreffen. Auch der Entwurfsgedanke war von einer Großartigkeit, so Hans Vogts, die das übrige Bauschaffen übertraf. Der West turm, dessen Höhe den Längenausma ßen des Domes entsprechend geplant war, sollte künftig das Linzer Stadtbild prägen.

Vf «"'Jff' Ansicht des (geplanten) Neuen Domes, Vincenz Statz 1872 (Diözesanarchiv Linz). Der Brief von Vincenz Statz an den Linzer Domkapitular Johann B. Schiedermayr vom 25. November 1861 spricht sehr deutlich die schwierige Phase vor dem verzögerten Baubeginn an: Die dringliche Bausteinfrage war noch nicht gelöst, die virulente Knabenseminarfrage, ebenso sein Wunsch, die Pläne dem Kaiser vorzulegen, der Tod seines ehemaligen Bauherrn Ernst Zwir ner sowie die Hoffnung auf baldigen Baubeginn wird darin angesprochen: Hochgeehrtester Herr Domkapitular! Hochgeehrtester Freund. Der Herr Major Lang v. Kelheim hat mir den 12. Nov. d. ]. geschrieben, und versprochen 3 Mustersleine zu schicken. Dieselben habe ich aber bis dato noch nicht erhalten. Die Preisansätze sind von 1 fl. 6 - 1 fl. 4,2. Jedoch ich glaube wenn der Herr Major wüßte wie viel Material wir gebrauchen so würde er seine Preise geringer stellen. Ich glaube recht gerne daß am Dom zu Regensburg diese Preise bezahlt werden aber die Maaßen sind nicht so groß wie wir selbige gebrauchen. Nein über diese Sache läßt sich noch reden. Vor allem muß es fest stehen ob der Stein gebraucht werden soll. Es sind noch Hunderte Sachen nöthig die auf Ort und Stelle überlegt werden müssen. Unter allen Umständen muß der Dom zu Linz von ... steine gebaut werden. Der Tuffstein wovon mir damals eine Probe geschikt wurde kann im Innern gebraucht werden. Dieser Stein wird sicher billig sein. Mann könnte dann den Sandstein im Äußern als Blendgaaden anwenden. Der hochwürdigste Herr Bischof hat mir zu befehlen, und gemäß Absprache soll mein bester Techniker nach Linz kommen, um alles genau zu er mitteln. Den ganzen Winter könnte er dort zubringen, und die verschiedenen Reisen machen, um mit den Leuten Contracte abzuschließen. Gleichzeitig könnten die Entwürfe für das Knabenseminar auf Ort und Stelle gemacht werden. Denn es müssen erst verschiedene Grundrisse eines solchen Gebäudes gemacht werden, ehe man an die äußere Gestalt denkt. Jeden Tag könnten Sie dann mit dem Techniker sprechen welche Bedürfnisse dies Project haben müßte. Die Fasaden und verschiedenen Ansichten, würde ich dann machen wenn der Grundriß feststünde.

Ich rathe also. Lassen wir anfangen. Gottes Beistand und Hülfe wird nicht fehlen. Ich bitte aber mir noch vor Neujahr zu schreiben, ob der Techniker kommen soll. Ich muß mein ganzes Geschäft und andere Kirchenbauten darnach einrichten. Haben die Pläne ihrem Kaiser noch nicht vorgelegen. Es hat mir leid gethan daß Zwirner todt ist. Er hat viel Antheil gezeigt am Dom zu Linz, und ein sehr gutes Verhältnis hat sich zwischen uns gestellt. Ein ganzes ]ahr ist der Mann krank gewesen. Die Stelle als Dombaumeister von Köln wird von Akademiker Berlins besetzt. In meiner Stellung bin ich ganz zufrieden. Bauen wir alle zusammen den Dom von Linz so haben wir gewiß eine schöne Aufgabe zu leisten. Mit aller Hochschälzung für Euer Hochwürden ganz ergebenster .V Statz K(öln) dt., den 25. Nov. 1861. Soeben kommen die Steine von Kehlheim an. In erster Lage werde ich meine Meinung über das Material mittheilen, d. O. Vincenz Statz machte sich persön lich über die Dauer des riesigen Kirchen bauprojektes keine Illusion als er meinte, ein ganzes Jahrhundert wird an demselben ge baut werden. Infolge der Weltkriegsbela stungen war die zuletzt für 1918 ge plante Fertigstellung des Domes nicht einzuhalten. Trotz des schweren wirt schaftlichen Umfeldes auch in den Folge jahren konnte der Dombau so weit zum Abschluß gebracht werden, daß 1924 der gesamte Kirchenraum für die Lit-urgie zur Verfügung stand. Dombau - Zeittafel (Auswahl) 1854/1855 Anregung Rudigiers zum Dombau durch den Eifer der Vereh rung Mariens in der Diözese Linz (Meindl, Rudigier I, 385). 2. Februar 1855 Fastenhirtenbrief mit erstem Idinweis auf den Dombau (als ein „gemeinsames, würdiges Denkmal"). 13. März 1855 F. J. Rudigier stellt dem Kaiser das Dombauprojekt vor. 24. März 1855 Beratung des Dombaus im Konsistorium mit einmütigem Beschluß, einen Mariä-Empfängnis-Dom in Linz aus freiwilli gen Gaben zu bauen. 10. April 1855 Rudigier genehmigt Statuten des Diözesanvereines zum Dom bau Linz (Genehmigung durch Statthalterei 15. April 1855); geringster Mitgliedsbeitrag: 1 Kreuzer monatlich („Marienp fennig"). 13. April 1855 Bischof Rudigier gibt in einem Hirtenbrief seinen Entschluß bekannt, „zu Ehren der unbefleckten Empfängnis Mariens eine großarhge Kirche zu bauen, die zugleich Domkirche der Di-

12. Juni 1855 14./15. Juni 1855 19. Juli 1855 19. August 1857 29. Okt. 1857 28. März 1858 10. April 1858 özese Linz werden sollte" (in gotischem oder „byzantinischem" Stil) (Verlesung des Hirtenbriefes am 1. Mai 1855). Feier des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Feier eines Marienfestes des kath. Centraivereines von Linz zur Förderung des Dombaus (Provinzialversammlung der Katholi kenvereine Oberösterreichs), Beschlüsse des Katholikenvereins zur Förderung des Dombauvereins (Anregung, den Dom in gotischem Stil zu bauen). Bischof Rudigier spricht sich dafür aus, daß der Dom im goti schen Stil erbaut werden soll. Erster Hinweis auf das künftige Dombauareal (Häuserviertel zwischen Herren-, Baumbach-, Hafner- und innerer Wurm gasse). Rudigier informiert den Wiener Erzbischof Josef Othmar Rau scher über Dombauprojekt. Versammlung der Dechanten: Beratung des Bauplatzes (u.a. an der Donau, westlich oder östlich des Bischofshofes, am unte ren Graben [beim Landesgerichtsgebäude], im Volksgarten). Dr. Maximilian Pammesberger erhält den Plan einer gotischen Kirche, den V. Statz ursprünglich für die Votivkirche gezeichnet hatte, zur Ansicht und zeigt ihn Bischof Rudigier, der sich „sehr beifällig darüber und überhaupt über den gothischen Styl aus spricht und zugleich bemerkt, daß ihm das zwischen Baum bach-, Herren-, Wurm- und Hafnergasse liegende Carre als Dombauplatz sehr tauglich scheine und gefalle" (Kunstblätter 1863, 26). Besprechung der Planfrage im Konsistorium. Pilgerfahrt ins Hl. Land; Kanonikus Strigl widmet Grundstein für den Mariä-Empfängnis-Dom; Zahl der Mitglieder des Dombauvereins ca. 100.000; Dombaufonds: 125.468 fl. (Obli gationen). Grundstein trifft ein, Übergabe an Bischof; Inschrift (Überset zung): Stein vom Berg des Grabes der Unbefleckten, Grund stein ihrer Kirche (Kunstblätter 1863, 38). Nach Entscheidung über Dombauplatz Beginn der Häuserund Grundstückseinlösungen (Kunstblätter 1863, 38). Eduard Steinte (Frankfurt) erkundigt sich bei Jodok Stütz, ob Vincenz Statz als Baumeister für den Linzer Dom vorgesehen ist. Beschluß, den Dombau durch Vincenz Statz in gotischem Stil ausführen zu lassen.

15. April 1858 24. April 1858 9. Oktober 1858 18. April 1859 30. Jänner 1861 20. April 1861 19. Februar 1862 5. April 1862 6. April 1862 Rudigier lädt Vincenz Statz ein, die Pläne für den Dombau anzufertigen und den Bau zu führen: „Ich kenne die Meister schaft Euer Wohlgeboren in Kirchenbauten. Unter anderem wurde mir der Plan der Votivkirche in Wien ... von Herrn Kar dinal Rauscher gerühmt als der ohne Frage ausgezeichnetste" (Meindl, Rudigier I, 541). Vincenz Statz nimmt Einladung zum Dombau an. Auf Einladung des Bischofs kommt .V Statz nach Linz zur Besichtigung des Bauplatzes sowie zur Besprechung der Plan vorgaben (gotischer Stil, Grundriß in Kreuzform, Länge ca. 400 Fuß, einen Turm, dessen Höhe der Länge des Domes entspre chen soll). Die von Statz gezeichneten Pläne (in zehn großen Blättern) lan gen ein. Erzherzog Maximilian d'Este wurde ebenfalls vom Bischof über den Dombau informiert. Er übermittelt dem Ordinariate einen besonderen Bauplan: Ausbau (Vergrößerung) der Stadt pfarrkirche als Kathedralkirche, Verwendung des (Alten) Domes als Pfarrkirche, eventuelle Nutzung des ehemaligen Jesuitenkollegs als Knabenseminar (Meindl, Rudigier I, 406 f.). Im Schreiben Rudigiers an den Klerus nimmt er Bezug auf die vielfältig aufgetauchten Gerüchte, daß man sich mit der Erwei terung der gegenwärtigen Domkirche begnügen wolle, und erklärt, daß nie eine solche Absicht bestand (Erzherzog Maxi milian d'Este). Das Gerücht entstand vielleicht, weil sich die Besitzerin eines Hauses weigerte, es zu verkaufen. „Aber dieses Haus war, wie der Augenbericht zeigt, nicht unumgänglich nötig" (s. Bauplan). In diesem Schreiben kündigt er auch die mehrmals verschobene Grundsteinlegung für den 1. Mai 1862 an. Gegenstimmen: die neue Kirche sei überflüssig; Gerüchte: Dombau sei von Regierung eingestellt, der Bischof müsse ihn aufgeben, oder: er sei entmutigt, oder: die Sache könne 100 Jahre hingehen, bis einmal etwas fertig sei usw. (Kunstblätter 1863, 26). Vincenz Statz schickt Otto Schirmer (aus Köln) als Bauleiter nach Linz, der nach dem Plan von Statz die Zeichnungen aus geführt hatte (Kunstblätter 1863, 43). Erster Spatenstich (an der Stelle, wo der Votivaltar zu stehen kommen sollte). Hirtenbrief mit Einladung zur Grundsteinlegung (Meindl, Rudigier I, 555).

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2