OÖ. Heimatblätter 1998, 52. Jahrgang, Heft 3/4

durchaus geeignet ist, dieser liebenswerten Naturund Kulturlandschaft neue Freunde zu gewinnen. Herbert Bezdek Roland Girtler, Gerald Kohl: Wilderer im Alpen raum (Ausstellungskatalog). Steyr: Verlag Ennsthaler, 1998. 69 Seilen, 27 Lichtbilder. ISBN 3-85068-542 X Es gibt wohl kaum eine Randgruppe unserer Gesellschaft, welche ambivalenter wäre als jene der Wilderer. Hier aufrührerischer Verbrecher, der mit drakonischen Strafen zu verfolgen ist, hier be wunderter und in Liedern besungener Volksheld. Die Autoren versuchen im einleitenden Beitrag zum eigentlichen Ausstellungskatalog dieses Phä nomen zu erklären und manche falschen Vorstel lungen darüber zurechtzurücken. Sie sehen eine der Hauptursachen für das Wildern in früherer Zeit in den immer drückender werdenden Bela stungen der Bauern durch den allein jagdberech tigten Adel, dessen harte, ja oft grausame Straf praxis sich nicht so sehr auf den widerrechtlichen Entzug von Eigentum gründete, sondern vielmehr auf das respektlose Infragestellen der Obrigkeit. Wenn auch neben der Auflehnung Not und Jagd leidenschaft weitere Beweggründe für das Wil dern waren, so beruht das Ansehen des Wild schützen beim „braven Bürger" und bei den „klei nen Leuten", nicht zu vergessen bei der Weiblich keit, auf dem Mut, sich das, was ihm vorenthalten wird, einfach zu nehmen - genau das, was seine Bewunderer auch möchten, aber sich nicht trauen. So werden die Wildschützen bis heute noch in Liedern verherrlicht; ihre Gedenkstätten (Gräber, Marterln) drohen sogar schon zu Touristenattrak tionen zu verkommen, wohingegen die Allge meinheit ihrer Gegner kaum gedenkt. Diese Aus führungen stellen trotz ihrer Kürze einen beach tenswerten Beitrag zur Heimatkunde dar. Der reich bebilderte Katalogteil gibt zu den renovierten barocken Pfarrhof in St. Pankraz als Wilderermuseum zusammengefaßten Exponaten informative Erklärungen, die im Rahmen der oberösterreichischen Landesausstellung 1998 „Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen" zu be sichtigen waren. Wer sich noch weitergehend in formieren möchte, sei auf das umfangreiche Lite raturverzeichnis des Kataloges verwiesen. H. Bezdek Roman Moser: Dachsteingletscher. Hallstatt: Herausgeber Musealverein Hallstatt, 1997. 144 Seiten. S 170,-. Der Dachstein, wohl der bekannteste Gebirgsstock der nördlichen Kalkalpen, ist fast seit 200 Jahren Forschungsobjekt. Prof. Friedrich Simony hat dem Dachsteingebirge sein Leben ge widmet und das erste umfassende literarische Werk darüber geschrieben. Dem Musealverein Hallstatt mit seinem Prä ses Rudi Gamsjäger und Kustos Karl Wirobal ist es gelungen, den bekannten Gletscherforscher Hofrat Dr. Roman Moser, Konsulent der ober österreichischen Landesregierung und Gletscher messer von 1956 bis 1966 am Dachstein, für eine Neubearbeitung zu gewinnen. Im Literaturverzeichnis ist der Autor mit 41 Abhandlungen über sein Spezialgebiet des Dach steingebirges vertreten. Seine erste Abhandlung datiert aus dem Jahre 1947, eine Proseminararbeit über den Schladminger Gletscher an der Universi tät Innsbruck. Dem Autor ist es gelungen, in über sichtlicher, detaillierter Weise die Veränderungen des Dachsteinsgletschers von den ersten doku mentierten Daten bis heute in umfassender Weise darzustellen, wozu er ausgezeichnetes Fotomate rial beistellte. Wie kein anderer beschreibt er uns die geolo gischen und morphologischen Verhältnisse, die Klima- und Gletscherschwankungen sowie die re zenten Vergletscherungen im zentralen Karstge birge, wobei er sich mit allen Gletschern, dem Hallstätter Gletscher, dem großen Gosaugletscher, dem Schladminger Gletscher, dem Schneeloch gletscher, den westlichen Kleingletschern und dem Edelgriesgletscher, dem einzigen in der Stei ermark, eingehend auseinandersetzt. Seit 1930 werden an den Dachsteingletscher in unregelmäßigen Abständen und seit 1946 jähr lich Gletschermessungen durchgeführt. Die Eis massenverluste der Gletscher sind beachtlich. Fast die Hälfte des Eises ist in den letzten hundert Jah ren abgeschmolzen. Behandelt wird auch der Gletscher und sein Vorfeld und die Pflanzen als Pioniere in deren Vorfeld sowie die Abflußver hältnisse im Dachsteingebiet. Das beachtenswerte Schlußkapitel widmet sich der Frage „Speichern die Dachsteingletscher nach dem Gau von Tschernobyl radioaktive Strahlung?". Behandelt wird auch das Naturschutzgebiet Dachsteingletscher und die Hütten und Unter-

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