sehen Wirtschaftspolitik, wo aus seiner Sicht be reits die Weichen für die Deindustrialisierung in der Zeit der russischen Besatzung nach 1945 ge stellt waren. Die Vernachlässigung und systemati sche Deindustrialisierung des Mühlviertels, so Lackingers Aussage, begann schon 1938, als das Mühlviertel und Südböhmen als Erholungszonen definiert wurden und ein deutliches Crowdingout durch den neuen Ballungsraum im oberöster reichischen Städtedreieck einsetzte, und nicht erst 1945 mit der russischen Besatzung und der Errich tung des „eisernen" Vorhangs im Norden, Wichtig, aber sicher nicht in dem Maße neu ist Lackingers Darstellung der Ausgangsposition des Jahres 1945 und der unterschiedlichen Ent wicklungen in den zwei Zonen. Lackinger ver weist auf die Demontagen, auf den beginnenden Ost-West-Konflikt, auf den Marshallplan und die von Flüchtlingen gegründeten Betriebe. Hier hätte man sich aber mehr Informationen aus dem um fangreichen Wissen Lackingers gewünscht. Er schreibt, die Liste der von Flüchtlingen gegründe ten Industriebetriebe sei zu lang, um sie in dem Buch anführen zu können, nennt aber dann nur die Maschinenfabrik Engel in Schwertberg. Lackinger sieht zu Recht die Jahre von 1946 bis 1952 als die wichtigste Phase in der Industriali sierungsgeschichte Oberösterreichs und als die ei gentliche Gründerzeit. Das erste Nachkriegsjahr zehnt, so eine der Hauptthesen Lackingers, war die dynamischste Entwicklungsperiode in der Ge schichte der oberösterreichischen Industrie. Die Hälfte der neuen Industriearbeitsplätze schufen die Stammbetriebe aus der Vorkriegszeit, nur zu einem Viertel die Neugründungen der NS-Zeit, der Rest geht auf das Konto von Nachkriegsneugründungen. Höchst interessant, weil von Lackinger auch hautnah als Landesstatistiker miterlebt, ist die schonungslose Abrechnung mit der Wirtschafts führung und Industriepolitik der verstaatlichen Industrie in den siebziger und achtziger Jahren. Insgesamt ist damit eine profunde Zusammenfas sung der Industriegeschichte Oberösterreichs in der Nachkriegszeit entstanden, von der zu hoffen ist, daß damit nicht nur die Forschung weiter be fruchtet wird, sondern daß diese Erkenntnisse auch in der tagespolitischen Argumentation und in den Stammtischgesprächen zur Kenntnis ge nommen werden. Oberösterreich hat sich zwischen 1938 und 1995 von einem noch stark agrarisch geprägten Land zum führenden Industrieland Österreichs entwickelt. Der Zusammenbruch der kommuni stischen Planwirtschaften im Norden und Osten und die Krise der in Oberösterreich besonders stark vertretenen verstaatlichen Industrie bedeute ten für Oberösterreich einen markanten Ein schnitt. Beides ist hervorragend bewältigt worden. Oberösterreichs Entwicklung zu einer europäi schen Musterregion stand damit nichts mehr im Wege. Roman Sandgruber Richard Reulner, Helen Bito und Peter Wiesin ger: Die Ortsnamen des politischen Bezirkes Vöcklabruck (Südliches Hausruckviertel). (= Ortsnamenbuch des Landes Oherösterreich, 4), Wien: Verlag der Osterr. Akademie der Wissenschaften, 199.7 XI und 295 Seiten und 32 Karten. S 84,7-. ISBN 3 7001 26174 Nach drei Jahren seit Erscheinen des dritten Bandes des OÖ. Ortsnamenbuches (vgl. OÖ. Hei matblätter, 51. Jg., 1997, S. 128) ist nunmehr der vierte Band dieses umfangreichen Werkes dem gemeinde- (52) und einwohnerreichsten Landbe zirk unseres Bundeslandes gewidmet. Dem ent spricht auch die hohe Anzahl an Ortsnamen - alle 1.446 im amtlichen Ortsverzeichnis von 1981 an geführten werden mit ihrer dialektalen Ausspra che, der urkundlichen Uberlieferungen, sprachli chen Entwicklung und ihrer Bedeutung behan delt. Die historische Uberlieferung und die loka len Dialektaussprachen bilden die Grundlage für die im Mittelpunkt jedes Artikels stehende ety mologische Erklärung eines Ortsnamens nach Herkunft, Bildung und Entwicklung seiner Lautund Schreibformen im Laufe der Jahrhunderte. Zum Grundsätzlichen dieses Werkes, seiner histo rischen Entstehungsgeschichte, seines Aufbaues und seiner Gliederung sei auf den - im Werk zi tierten - Aufsatz von Peter Wiesinger in unserer Zeitschrift (44. Jg., 1990, Heft 4, S. 315 ff.) verwie sen. Die Ortsnamen werden gerichtsbezirksweise (Mondsee, Frankenmarkt, Vöcklabruck, Schwa-
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