OÖ. Heimatblätter 1998, 52. Jahrgang, Heft 3/4

„Eines Herzens und eines Sinnes!../' - Anton Schosser und das Jahr 1848 Adolf Brunnthaler In der Sammlung des ehemaligen Heimatzimmers Losenstein haben sich einige Gegenstände aus dem Privatbe sitz des oberösterreichischen Dichters und Musikers Anton Schosser (18011849) erhalten. In der Brieftasche Schos sers fand sich das Fragment eines inter essanten Briefes, das schlaglichtartig ei nen kurzen Einblick in die Situation des Sommers 1848 gibt. Es handelt sich um ein Schreiben von Dr. Ernst Krakowizer an Anton Schosser vom 11. Juli 1848. Die folgende Brief-Übertragung übernimmt die Rechtschreibung und Zeichensetzung des Originals, die An merkungen (mit § gekennzeichnet) stammen von Krakowizer: Seite 1 Antwort auf das Ersuchschreiben um Vorlage der Losensteiner Dankadresse an den Ausschuß der Bürger-Nationalgarden u. der Academischen Legion zur Aufrechthaltung der Ordnung und Sicherheit, und zum Schütze der Volksrechte Doktor Ernst Krakowitzer an Anton Schosser in Losenstein Wien am 11. des Heumondes Quli) 1848 Lieher Freund! Schön Dank für das mir geschenkte Vertrauen! - Was machst Du denn für Entschuldigungen: „wagen" und „so kühn sein zu schreiben" - als ob Du vor einem Vollbluthofrathe in des seligen Metternich Zeiten antichamhrirtest? § Haben wir nicht mitsammen gekriegt §§ und smellirt? § 2 und wenn auch das nicht wäre, bin ich nicht Euer Landsmann und folglich verpflichtet Euren An liegen so viel als möglich dienlich zu sein? - Also absque § 3 nächstens mit den Höflichkeiten! Wozu denn? Die Wiener sind ja keine Gnadenspender, sie thun nur das, was sie als echte freie Männer thun müssen; sie verdienten es gar nicht, daß sie die liebe Herrgottssonne beschiene. § Hofmachen in aller Unterihänigkeil §§ gemütlich beisammen sein und trinken §2 Bruderschaft getrunken §3 weg damit.

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