OÖ. Heimatblätter 1998, 52. Jahrgang, Heft 3/4

Florian erhalten hat, untermauert wohl in gewisser Hinsicht die Überlieferung, für eine unwiderlegbare Aussage reicht es aber doch wieder nicht aus." Daß sich Bruckner mit einem effektvollen, aber technisch anspruchsvollen Werk intensiv auseinandersetzen mußte, hat sich auch in einem Brief von Josef Labor mit Datum 28. Jänner 1876, gerichtet an Johann E. Habert in Gmunden, erhal ten, wobei Mitteilungen vom St. Florianer Stiftsorganisten weitergegeben wurden: „... Mein Trost war der, dass, wie Herr Seiberl mir erzählt, Bruckner acht Tage vor der Orgelprobe fleißig übte, um die Toccata vorzuführen. Ich weiß nicht recht, was ich mit einer Bemerkung des Herrn Seiberl machen soll. Er sagte mir nämlich unter anderem: ,Nehmen Sie's nicht übel, wenn ich Ihnen sage, das Sie im obligaten Pedalspiel Ihresgleichen suchen können, ich glaube nicht, dass es Bruckner so zusammenbringt.' Mag diese Bemerkung was immer für eine Bedeutung haben,..." (Quelle 10). War es ein wohlgemeinter Trost für den blinden Labor unter Verwen dung von ein wenig Übertreibungen, oder entsprach die Feststellung ganz oder nur zum Teil den Tatsachen, auch für uns soll das Urteil offenbleiben. 5. Lateinischer Hymnus zu Ehren des heiligen Florian mit Orgelbegleitung von Ignaz Traumihler „in strengem edlen Choralstyle" (Quelle 4). 6. Orgelproduktion von Anton Bruckner: Eine „freie Phantasie über zwei Themata aus Händeis Alleluja"" war das Richtige für die Kunstentfaltung Bruck ners. Das Urteil Paillers darüber ist ganz kurz: „einer solchen Phantasie dankte der Herr Hoforganist einst den Siegeslorbeer zur Nanzig [richtig: Nancy], mehr brau chen wir nicht zu sagen" (Quelle 4). Bruckner war einer der Mitwirkenden am 28. und 29. April 1869 bei den Konzerten an der neuerrichteten Orgel von St. Epvre in Nancy und spielte u. a. auch Improvisationen. Aufgrund unsachgemäßer Übersetzungen von Berichten wurde er Der bereits 1975 von Hermann J. Busch im IBG-Mitteilungsblatt, Wien, Nr. 8, S. 11-16, unter dem Ti tel „Anton Bruckner spielt Johann Sebastian Bach" bearbeitete Bestand an Bach-Werken aus Bruck ners Privatbesitz, jetzt im Stiftsarchiv St. Florian, enthält von Toccata und Fuge d-Moll, BWV 565, fol gende Ausgaben; a) Johann Sebastian Bach's Compositionen für Orgel, hrsg. von Friedrich Conrad Griepenkerl und Ferdinand Roitzsch, Verlag C. F. Peters, Verlags- und Platten-Nr. 2968 (Band 4). Die Noten auf Seite 24 bis 31 zeigen deutliche Gebrauchsspuren: abgenützte Ecken, Fingersätze. b) Die Einzelausgabe aus derselben Veröffentlichung, bezeichnet mit der Verlags-Nr. 2968 aus Bd. 4. Sie ist aufgrund intensiven Gebrauchs sehr strapaziert, besteht jetzt zum Teil nur mehr aus halben Blättern, zeigt mit Papierstreifen überklebte Risse und kann für Aufführungen nicht mehr verwen det werden. Bemerkenswert sind die Eintragungen fast auf jeder Seite mit Fingersätzen und Anga ben für das Pedalspiel (R, L). Dieser St. Florianer Bestand an Bach-Werken umfaßt aber auch die Einzelausgabe der C-Dur-Toccata, BWV 564, aus der oben bereits genannten Reihe des Peters-Verlages, bezeichnet als Nr. 8 aus Bd. 3 mit den Seiten 72-83. Neben den starken Gebrauchsspuren (sehr abgegriffene Ecken, Fingersätze) fal len die Eintragungen Istes, 2tes und 3tes Manual über den Notenzeilen auf. - Damit drängt sich die Frage auf, wann und wo Bruckner dieses Werk gespielt hat. ' Etwas abweichend davon überliefert Quelle 8: Anschließend „führte Professor Bruckner mit hinrei ßender Meisterschaft ein Thema über Händl's [!] ,Alleluja' durch".

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