OÖ. Heimatblätter 1998, 52. Jahrgang, Heft 3/4

Viel wichtiger war das um 15.30 Uhr beginnende Konzert, von dem es knapp und doch präzise formuliert heißt, „daß sowohl die Wahl der Stücke als [auch] ihre Durchführung zu dem Besten gehörte, was man bei einer solchen Gelegenheit hören kann" (Quelle 3). Mag auch den Tenor dieses Urteils ein wenig Lokalpatriotismus, Wohlwol len gegenüber dem Stift und den ihm verfügbaren Kräften bestimmen, allein die Bewältigung des anspruchsvollen Programms'" verdient volle Anerkennung: 1. „O sacrum convivium", ITymnus für vierstimmig gemischtem Chor" von Giovanni Groce (ca. 1557-1609), Kapellmeister an San Marco zu Venedig (Quelle 3). 2. Orgelproduktion von Josef Seiberl: Er „führte die einzelnen Register vor, vom biedern Principal durch all' die süßesten zartesten Flöten und Violinchen und über kräftige Posaunenstöße und Fagottbrummer bis zum brausendsten Pleno, das den Boden der weiten Kirche erzittern machte gleich einem harmonischen Meeres sturm. Nur die flüsternde liebliche Aeolsharfe kam nicht zur Geltung, da eben, als sie ihr zartes Sümmchen erhob, der rauhe Hammer der Thurmuhr seine vierte Stunde ... herunter und damit die schöne Harfe todt schlug" (Quelle 4). Diese poeHsch ausgeschmückten Sätze vom Chorherren Wilhelm Pailler berichten nichts anderes als die Vorstellung einiger Register. 3. „Salve Regina" für vierstimmig gemischten Chor" von Francesco Suriano (1549-1620), Kapellmeister an St. Peter in Rom (Quelle 3). 4. Orgelproduktion von Anton Bruckner: Auf dem Programm stand Toccata et Fuga von Johann S. Bach, mit dem bemerkenswerten Zusatz in Paillers Bericht: „wenn wir nicht irren in Dmoll", und dieser Tonart entspricht BWV 565. - Was die Interpretation betrifft, sie wurde „mit siegreicher Ueberwälügung der enormen Schwierigkeiten glänzend gespielt" (Quelle 4). Der leise Zweifel bei der Tonartenangabe der Komposition - und das ehrt den Berichterstatter -, macht ein wenig vorsichtig, denn in der üblichen Brucknerli teratur wird auf diese Unsicherheit mit keinem Wort eingegangen. Weitere zeitge nössische Quellen mit einer exakten Werkbezeichnung liegen nicht vor. Auch die Untersuchung des Notenmaterials, das sich aus Bruckners Besitz im Süftsarchiv St. Die Erläuterungen zu den einzelnen Werken können - bis auf eine Ausnahme bei Bruckner - nur auf Informationen aus Zeitungen zurückgreifen. Das für die Aufführung verwendete Notenmaterial (Stimmen) ist verschollen. " Aufgrund einer Anmerkung in Quelle 2 dürfte hiefür das Notenmaterial aus der Zeitschrift „Musica divina", Regensburg, Jg. 1863, Heft 4, verwendet worden sein. " Wie Anm. 11, aber Jg. 1856, Heft 3.

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