1875: Orgelweihe in St Florian Das Festprogramm, die Mitwirkimg Anton Bruckners, das Presse-Echo, die Quellen Von Franz Zamazal D as Stift St. Florian leistete sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts für seine Kirche die größte Orgel des alten Österreich. Das Instrument wird oft mit dem Namen seines Erbauers Franz Xaver Chrismann bezeichnet und als wohlgeraten beurteilt, nicht nur aus dem einleuchtenden Grund, weil Linz damals seine begehrli chen Blicke darauf lenkte, als für den Dom der neuerrichteten Diözese, jetzt als Alter Dom bekannt, ein angemessenes Instrument gesucht wurde. Trotz technischer UnVollkommenheiten fand die Orgel viel Lob bei Fachleuten und Reisenden aus dem Ausland. Über den weiteren Lebenslauf der Orgel bzw. über die jeweiligen Zwischenstufen infolge Umbauten und Restaurierungen gibt die historisch ausge richtete Fachliteratur hinreichend Auskunft.' Ungefähr ein halbes Jahrhundert ihres Bestandes ist untrennbar mit dem Namen Anton Bruckner verbunden. Zuerst gehörte es zu seinen Berufspflichten als Stiftsorganist, auf ihr zu spielen. Später kehrte er immer wieder, vielbewundert und für das konzertante Spiel von Improvisationen geschätzt, zu ihr zurück. In welchem Umfang Anton Bruckner auf den Umbau durch den Salzburger Matthias Mauracher (1818-1884) in den Jahren 1873 bis 1875 Einfluß nahm, dafür gibt es kein Dokument aus seiner Hand; wohl sprechen gewisse Uberlieferungen dafür.^ Der Linzer DomorganistDr. WolfgangKreuzhuberkam aber aufgrund sei ner facheinschlägigenkritischen Nachforschungenzum Ergebnis, daß diese Frage „wohl ungeklärtbleiben" müsse. Zum gleichenSchluß kam auch Prof. Mertin 1947.^ ■ Insbesondere: Karl Retiberger, „Unstreitig die prächtigste Orgel im Lande". Zur Geschichte der gro ßen Orgel in St. Florian, in: Augustiner-Chorherrenstift St. Florian (Hrsg.), Stiftskirche St. Florian, St. Florian 1996, S. 65-69. - Wolfgang Kreuzhuber, Die große Stiftsorgel von St. Florian, in: Singende Kirche, Wien 1996 (43, Jg.), Heft 2, S. 86-94, und Heft 3, S. 150-160. ^ Otto Biba, Anton Bruckner und die Orgelbauerfamilie Mauracher, in: Othmar Wessely (Hrsg.), Bruckner-Studien, Wien 1975, S. 143-162, insb. S. 147 ff. Wolfgang Kreuzhuber, a. O., S. 90. - Josef Mertin, Versuch einer Darstellung der Geschichte der gro ßen Orgel des Stiftes St. Florian in Oberösterreich, in: Österreichische Zeitschrift für Denkmalpflege, 1947 (1. Jg.), S. 84-88. Zitat: „Es ist weder im positiven noch negativen Sinn beweisbar, daß Bruckner mit dem Umbau von 1875 irgend etwas zu tun hatte. Er hat die Orgel auch nach dem Umbau gespielt und geschätzt und sich schließlich unter dem Werke begraben lassen." - Eine ausführliche Auseinan dersetzung mit diesem Problemkreis, in welchen auch ein fachlicher Disput zwischen dem Organi sten Habert und dem Orgelbauer Mauracher hineinspielt, bringt Wolfgang Kreuzhuber in seiner Salzburger Dissertation aus 1990 (Titel: „Der Orgelbau in der 2. Hälfte des 19. Jhts. in Oberösterreich unter dem Einfluß des Cäcilianismus") im Kapitel „Anton Bruckner und der Umbau der Stiftsorgel", S. 248-252.
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