Pammer erzielte. Die Kriegsjahre waren die Zeiten, in denen der Schneider auch ohne Störarbeit mehr Kunden hatte und mehr Gewinn aus seinem Handwerk zog als zuvor. Vielleicht fand er es unter diesen Umständen nicht der Mühe wert, den Bauern seine Störarbeit anzubieten. Dennoch muß auch hier festgestellt werden, daß bereits 1938 und 1939, also die Jahre, in denen die Störarbeit langsam verschwand, keine herausragend guten Einnahmen für den Schneider brachten. Bei den Erzeugnissen, die Johann Pammer herstellte, ergaben sich im Lauf der Jahre einige aufschlußreiche Veränderungen. Einige wenige Produkte machen den größten Teil des Geschäftes aus: Jeder zweite Kunde wünschte eine nicht zu einem Anzug gehörige gewöhnliche Hose; rechnet man besondere Moden wie Breecheshosen, Überfallhosen, Knickerbocker oder Keilhosen dazu, so fertigte Johann Pammer für zwei von drei Kunden eine Hose. Fast jeder fünfte wünschte einen vollständigen Anzug, ebenso viele ein Sakko, und jeder siebente wollte eine Jacke. Die übrigen Aufträge verteilten sich auf Mäntel, Westen und sonstige Klei dungsstücke. Manche Kunden bestellten mehrere Dinge auf einmal, was im Lauf der Jahre auch etwas häufiger wurde - kamen zu Beginn noch sechs Kleidungsstücke auf fünf Kunden, so waren es am Schluß bereits drei Kleidungsstücke auf zwei Kun den. Die verhältnismäßige Bedeutsamkeit der verschiedenen Erzeugnisse verän derte sich im Lauf der Zeit. So stieg der Anteil der Hosenerzeugung am gesamten Geschäft Johann Pammers im Lauf der Zeit deutlich an; die steigende Bedeutung der Hosenerzeugung bleibt auch erhalten, wenn man die Zahl der Kleidungsstücke pro Kunden und die steigende Zahl der Kunden selbst berücksichtigt. Die auffälligste Veränderung ist allerdings in einem anderen Bereich festzu stellen, nämlich in der Erzeugung von Anzügen und Sakkos. Zusammengenommen veränderte sich die Zahl dieser beiden Erzeugnisse in den betrachteten Jahren nicht, es veränderte sich aber der jeweilige Anteil: Während am Anfang noch mehr als drei Viertel derer, die einen Anzug oder ein Sakko in Auftrag geben wollten, sich für einen Anzug entschieden, waren es am Ende nicht einmal mehr ein Drittel; rechnet man Sportanzüge und Sportsakkos hinzu, so ist der Anteil der Anzüge am Anfang drei Viertel und am Ende ein Viertel. Der betrachtete Zeitraum läßt sich in zwei Teile teilen: Bis 1944 dominieren Anzüge, ab 1945 Sakkos. Erzeugte Johann Pammer im ersten Zeitraum noch alle zwei Wochen einen Anzug, so war es nach dem Krieg nicht einmal mehr ein Anzug pro Monat. Die Erklärung ist wohl weniger in einer geänderten Mode zu suchen als in der schlechten Versorgung mit Stoffen. Es mag gegen Ende des Krieges und in den Jahren danach möglich gewesen sein, den notwendigen Stoff für ein Sakko aufzu treiben; die entsprechend größere Menge, die man für einen ganzen Anzug brauchte, war für viele weitaus schwerer zu erhalten. Ein Ausweg war die gesonderte Anfertigung einer Hose aus einem anderen Stoff; dies mußte nicht notwendiger weise bei derselben Gelegenheit erfolgen (jedenfalls wird die Kombination von Sakko und Hose im Lauf der Jahre bei den Aufträgen nicht wesentlich häufiger).
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