ersten Jahren nach dem Krieg und wohl auch schon während des Krieges bedeutete es viel, eine eigene Landwirtschaft zu besitzen. Wenn man annimmt, daß die Familie in Stragling ebenso viele Nahrungsmittel verbrauchte wie eine Arbeiterfamilie, dann ergibt dies für den Handwerker auf dem Land insgesamt ein Einkommen, das noch einige Jahre nach dem Krieg um ein Drittel höher war. Der wirkliche Wert wird wahrscheinlich noch darüber liegen, da die Nahrungsmittelversorgung in Stragling in dieser Zeit vermutlich besser war. Erst 1949 verringerte sich der Abstand zwi schen Arbeiter und Landschneider merklich, im Jahr darauf war der Gleichstand erreicht. 1952 näherte sich Johann Pammer dem Ruhestand, sodaß man für diese Zeit keine Vergleiche mehr anstellen sollte. Erzeugung und Erzeugnisse Die Angaben des Hauptbuchs darüber, welche Erzeugnisse der Schneider herstellte und wie er es tat, geben Aufschluß über die Wünsche seiner Kunden, aber auch über manche Züge der Lebensweise von Handwerkern auf dem Land. So änderte sich in den wenigen Jahren, die dieser Bericht umfaßt, die Art, wie die handwerkliche Erzeugung eingerichtet war, grundlegend. Wenn in der Zeit zwischen den Kriegen ein Bauer die Dienste eines Schneiders oder Schusters in Anspruch nehmen wollte, so bestellte er den Handwerker nicht selten zu sich ins Haus. Der Handwerker erschien mit seinem Werkzeug und ferbgte beim Kunden die gewünschten Dinge; in dieser Zeit wurde er vom Kunden verpflegt, weshalb sich das Entgelt für die Arbeitsleistung verminderte. Diese Störarbeit wurde von Kunden bevorzugt, wenn die Verpflegung des Handwerkers geringere Kosten verursachte, als die Ersparnis bei der Bezahlung ausmachte. In den Jahren 1935 bis 1937 erledigte Johann Pammer ein Viertel seiner Auf träge oder einen noch größeren Teil in Störarbeit. Bereits 1938 wurde dieser Anteil geringer - nur mehr jeder siebte Auftrag wurde im Haus des Kunden erledigt. In den dann folgenden Jahren spielte die Störarbeit keine nennenswerte Rolle mehr; in den meisten Jahren ging Johann Pammer gar nicht auf die Stör. Herbert Pammer, der älteste Sohn, der in diesen Jahren selbst bereits als Schneider arbeitete, erklärt diese Veränderung mit dem steigenden Wert der Nah rungsmittel: Für die Bauern, so Herbert Pammer, seien die Nahrungsmittel während des Krieges kostbar geworden, weil sie auf dem Schwarzmarkt viel einbrachten. Es sei für die Bauern daher günstiger gewesen, mit den auf dem Schwarzmarkt erziel ten Gewinnen die etwas höheren Preise in der Werkstatt des Handwerkers zu bezah len und diesen nicht mehr selbst zu verköstigen. Dies habe die Nachfrage nach dem Störschneider vermindert. Dem steht jedoch entgegen, daß die Störarbeit schon 1938 weniger wichtig war, vor allem aber, daß Johann Pammer 1939 kaum mehr auf die Stör ging; in diesen Jahren gab es aber noch keinen Schwarzmarkt. Eine andere Erklärung, die jedoch ebenfalls nicht vollständig befriedigt, bringt die Störarbeit in Verbindung mit dem gesamten Einkommen, das Johann
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