OÖ. Heimatblätter 1998, 52. Jahrgang, Heft 3/4

scheiden; Von 1935 bis 1939 war der Preis für die Arbeit an einem Auftrag ähnlich hoch wie in den Jahren 1947 bis 1953, nämlich 13 bis 14 Schilling (zum Schillingwert der dreißiger Jahre); der Unterschied zwischen den beiden Zeitabschnitten kann noch zufällig sein. Es zeigt sich hier, daß Johann Pammer in der Gestaltung seiner Preise offenkundig im Rahmen der allgemeinen Preisentwicklung in Österreich blieb. In den Kriegsjahren lag der Preis für den einzelnen Auftrag hingegen im Durchschnitt um ein Viertel oder Fünftel höher, ein Unterschied, der nicht mehr durch Zufall erklärt werden kann. Der Grund für diese Erhöhung war nicht, daß die Kunden in den Kriegsjahren zu kostspieligeren Anschaffungen neigten, sondern daß Johann Pammer nun höhere Preise für gleiche Arbeitsleistungen verrechnete - die Anfertigung eines Anzugs oder einer Idose wurde teurer. Diese höheren Preise kamen anscheinend nicht durch den Übergang zur Reichsmarkwährung zustande, denn noch 1939 waren Johann Pammers Preise unter Berücksichtigung des Umtauschverhältnisses zwischen Schilling und Reichsmark nicht höher als in den Jahren davor. Bei der Schätzung der Einkünfte im Krieg wurde bereits berücksichHgt, daß die Preise auch sonst stiegen; das heißt, das Einkommen eines Industriear beiters, der vor dem Krieg gleich viel wie der Schneider verdient hätte, wäre wäh rend des Krieges um ein Fünftel hinter dessen Einkommen zurückgeblieben. Eine mögliche Erklärung ist, daß man für einen Industriearbeiter, der zum Kriegsdienst einberufen wurde, leichter einen Ersatz finden konnte als für einen Idandwerksmeister; die verbleibenden Idandwerker waren daher in der Lage, ihre Einkommen stär ker zu erhöhen, als dies den Arbeitern möglich war. Nach dem Ende des Krieges ent fiel dieser Vorteil der Handwerker. In ganz anderer Weise wirkte sich der Mangel in der Kriegs- und Nach kriegszeit auf den Handel aus: Der Gewinn, den Johann Pammer aus der Vermitt lung von Stoffen und Zugehör an seine Kunden erzielte, betrug vor dem Krieg bei jedem Auftrag im Durchschnitt zwei Schilling. Während des Krieges sanken diese Beträge auf weniger als die Hälfte, und nach dem Krieg erzielte der Schneider auf diese Weise bei einem einzelnen Auftrag nur mehr 60 Groschen (zum Schillingwert der dreißiger Jahre). Mögliche zusätzliche Einnahmen aus Schwarzmarktgeschäften können aus naheliegenden Gründen hier nicht nachvollzogen werden. Zusammengenommen lag der gesamte reine Gewinn aus der Schneiderei und dem Handel mit Stoff und Zugehör vor und nach dem Krieg bei etwa 14 bis 15 Schilling pro Auftrag, während des Krieges bei 18 Schilling, also um ein Fünftel höher. Zählt man alle Aufträge zusammen, so kommt man in der Zeit bis 1939 auf ein jährliches Einkommen zwischen 1.250 und 1.600 Schilling.' In den Kriegsjahren lag das Einkommen des Schneiders, zu gleichbleibenden Preisen berechnet, um etwa ein Viertel, in den ersten Nachkriegsjahren um etwa die Hälfte darüber. Erst 1949 und 1950, als die Zahl der Aufträge geringer wurde, lag das Einkommen wie der in der Höhe des Einkommens von 1935. Aus dem Handel kamen dabei in den ' S. Tabelle 1.

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