OÖ. Heimatblätter 1998, 52. Jahrgang, Heft 3/4

sem „Mesopotamien", neun von zehn Aufträgen kamen von dort. Die Ortschaften in nördlicher Richtung waren darunter viel stärker vertreten als die südlich, in der Gemeinde Ohlsdorf, gelegenen. In der Bevölkerungszahl liegt der Grund nicht, da es sich hier wie dort um kleine Siedlungen mit geringen Entfernungen zu den nächstgelegenen Ortschaften handelt. Ein Zehntel der Kunden wohnte jenseits der Traun, sie nahmen den Schneider aber weniger in Anspruch, sodaß nur jeder zwan zigste Auftrag von dort kam. Das übrige Geschäft spielte sich mit Kunden von jen seits der Ager ab. Daß jenseits der Ager nur wenige Kundschaften zu finden waren, ist leicht verständlich, da die Entfernungen dorthin bereits zu groß wurden. Zwar war es nichts Ungewöhnliches, beim Schulweg oder beim Kirchgang eine Entfernung von etwa fünf Kilometern zurückzulegen,^ doch fällt auf, daß die Kunden des Schneiders im näheren Umkreis wohnten: Neun von zehn Kunden Johann Pammers wohnten in einer Entfernung von fünf Kilometern oder weniger, drei Viertel waren weniger als drei Kilometer entfernt; nach Auftragszahlen gerechnet, ist der Anteil der näher Wohnenden noch höher. Gerade unter diesem Gesichtspunkt ist die geringe Zahl von Kundschaften aus dem Gebiet jenseits der Traun überraschend: Von Stragling nach Steyrermühl waren es nur zwei, nach Laakirchen drei Kilometer in gerader Linie. Hier gab es auch eine große Bevölkerung auf kleinem Raum, freilich auch eine Konkurrenz für den Straglinger Schneider. Doch Mitbewerber gab es auch andern orts, so in Windern® in nördlicher Richtung, in einer Gegend also, wo Johann Pammer gleichwohl die meisten Kunden hatte, und auch im drei Kilometer entfernten Sicking oder in Ohlsdorf. Es bleibt doch zu vermuten, daß die Traun für das Gefühl der Menschen auch im Geschäftsverkehr ein natürliches Hindernis bildete, mag auch der Umweg, den der Flußverlauf notwendig macht, nicht besonders weit sein. Das Einkommen Das Hauptbuch verzeichnet alle Einnahmen, die Johann Pammer aus der Schneiderei hatte. Diese Angaben sind zumeist sehr genau, wir finden mit wenigen Ausnahmen eine Bezeichnung der Ware, die angefertigt wurde; die verwendeten Materialien werden meist bis hin zur Art des Stoffes und des Zugehörs genannt, die Preise der Materialien und der Arbeit werden oft gesondert angegeben. Auf jeden Fall wird der vom Kunden bezahlte Gesamtpreis angeführt. Dennoch ist es nicht ganz einfach, sich über das wirkliche Einkommen, das Johann Pammer aus der Schneiderei erzielte, klar zu werden. Der Grund liegt in der Veränderung der Währung und der Preise in diesen Jahren und in den Erschütterun gen durch den Krieg, von denen die Warenerzeugung und der Handel erfaßt wur den. ' Vgl. Pammer, Häusler bei Gmunden. ® Angabe Herbert Pammer.

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